Jens Mecklenburg

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Wer war Nikolaus?

Freund der Kinder, Seefahrer und Benachteiligten
2. Dezember 2024

Am 6. Dezember beschenkt der heilige Nikolaus, begleitet von Knecht Ruprecht, der Tradition nach die braven Kinder. Doch woher kommt der Brauch des gefüllten Stiefels und gab es die Person des Nikolaus tatsächlich?


Gib es den Armen

Der mit Süßigkeiten gefüllte Stiefel am Morgen des 6. Dezember ist Teil eines Brauchs, der auf den Bischof von Myra zurückgeht – besser bekannt als: Nikolaus. Er gilt als Freund der Kinder, Patron der Gefangenen, Schutzheiliger von Seefahrern, Kaufleuten, Märtyrern und Nothelfern.

Zwischen 280 und 286 soll er in Patara, in der heutigen Türkei, zur Welt gekommen und im Alter von 19 Jahren zum Priester geweiht worden sein. Wenig später wurde er zum Bischof von Myra. Offenbar hat die Figur des Nikolaus aber zwei Wurzeln: den Bischof von Myra und den Abt und späteren Bischof von Pinora, Nikolaus von Sion.


Der Überlieferung nach soll Nikolaus das Vermögen seiner Eltern, nachdem diese verstorben waren, an Arme verteilt haben. Demnach kam er eines Nachts am Haus einer mittellosen Familie vorbei. Heimlich soll er Geld durch das Fenster oder durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken geworfen haben. Dadurch soll er die Töchter der Familie davor bewahrt haben, sich prostituieren zu müssen, um Geld zu verdienen.


Der Stiefel

Heutzutage werden am Abend vor dem Nikolaustag Stiefel vor die Haus- oder Zimmertür gestellt, damit sie nachts mit Süßigkeiten befüllt werden können. Doch nicht immer wurden Schuhe dafür verwendet: Früher bastelten Kinder kleine Schiffe aus Papier oder anderen Materialien. Denn der Legende nach rettete der Bischof in Not geratene Seeleute vor dem Tod, indem er einen schweren Sturm verhinderte. So wurde er auch zum Schutzpatron der Seefahrer. Später wurde die Tradition des Schiffchensetzens dann durch Schuhe, Strümpfe oder Gabenteller ersetzt.


Knecht Ruprecht

Als Antagonist zu Nikolaus gilt Knecht Ruprecht. Er ist der düstere Begleiter des Heiligen, der die unartigen Kinder mit der Rute bestraft. Mit der Zeit wurde diese Figur jedoch immer freundlicher, und aus ihm wurde eher eine Art Gehilfe. So auch in dem Gedicht vom Husumer Theodor Storm aus dem Jahr 1862.

Je nach Region und Land hat der Begleiter von Nikolaus verschiedene Namen – er ist auch als „Krampus“, „Bullerklas“ oder „Belzebub“ bekannt, in den Niederlanden heißt er „Zwarte Piet“ (Schwarzer Piet). Bei den jährlichen Umzügen haben die Nikolaushelfer schwarz angemalte Gesichter. Die Figur ist mittlerweile aber umstritten und wird von Kritikern als rassistisches Symbol betrachtet.

Knecht Ruprecht

Ruprecht: Habt guten Abend, alt und jung
bin allen wohl bekannt genung.
Von drauß vom Walde komm ich her;
ich muß Euch sagen es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann,
da rief’s mich mit heller Stimme an:
Knecht Ruprecht, rief es alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alt und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
und morgen flieg ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder Weihnachten werden!
So geh denn rasch von Haus zu Haus.
such mir die guten Kinder aus,
damit ich ihrer mag gedenken
mit schönen Sachen sie mag beschenken.

Ich sprach: O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist.
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo’s eitel gute Kinder hat.
Hast denn das Säcklein auch bei dir?

Ich sprach: Das Säcklein, das ist hier,
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
freßen fromme Kinder gern.
Hast denn die Rute auch bei dir?

Ich sprach: die Rute die ist hier.
Doch für die Kinder, nur die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten.
Christkindlein sprach: So ist es recht.
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!
Von drauß, vom Walde komm ich her,
Ich muß euch sagen es weihnachtet sehr!
Nun sprecht wie ich’s hierinnen find:
sind’s gute Kind., sind’s böse Kind?

Vater: Die Kindlein sind wohl alle gut,
haben nur mitunter was trotzigen Mut.

Ruprecht: Ei, ei, für trotzgen Kindermut
ist meine lang Rute gut!
Heißt es bei Euch denn nicht mitunter:
Nieder den Kopf und die Hosen herunter?

Vater: Wie einer sündigt so wird er gestraft;
die Kindlein sind schon alle brav.

Ruprecht: Stecken sie die Nas auch tüchtig ins Buch,
lesen und schreiben und rechnen genug?

Vater: Sie lernen mit ihrer kleinen Kraft,
wir hoffen zu Gott, daß es endlich schafft.

Ruprecht: Beten sie denn nach altem Brauch
im Bett Ihr Abendsprüchlein auch?

Vater: Neulich hört ich im Kämmerlein
eine kleine Stimme sprechen allein;
und als ich an die Tür getreten,
für alle Lieben hört ich sie beten.

Ruprecht: So nehmet denn Christkindleins Gruß,
Kuchen und Äpfel, Äpfel und Nuß;
probiert einmal von seinen Gaben
morgen sollt ihr was beßeres haben.
Dann kommt mit seinem Kerzenschein
Christkindlein selber zu euch herein.
Heut hält es noch am Himmel Wacht;
nun schlafet sanft, habt gute Nacht.

Theodor Storm