Amrum ist ja für vieles bekannt. Für Strandurlaub und Vogelschutz. Für Wattwandern und Fahrradfahren. Für Friesentorte und Fischbrötchen. Nicht jedoch für eigenen Wein. Doch das soll sich bald ändern: Im Oktober steht die erste Weinlese auf Amrum an.
Wein auf einer Nordsee-Insel – geht das überhaupt? Glaubt manMichael und Susanne Trenz vomWeingut & Gutsausschank Trenz aus dem Rheingau, sind die Bedingungen dafür gar nicht mal so schlecht. Im Mai 2021 setzen sie daher auf einem halben Hektar Land von Bauer Martinen in Süddorf 2500 Weinreben in die sandige Erde.
Wie sind diese in den letzten drei Jahren angewachsen?„Langsamer als erwartet“, berichtet Susanne Trenz, „der Regen versickert in dem sandigen Boden sehr schnell. Und wie wir beim Stickel drücken schon feststellten, müssen die Wurzeln erst durch eine sandige Schicht von etwa 40 Zentimetern, bis das sedimentierte Wattenmeer kommt, wo die Rebe dann auch gute Nährstoffe findet.“ Sind die Wurzeln aber erstmal durch die Sandschicht, so sind die Winzer überzeugt, „wird es zu einem normalen Wachstum kommen, wie wir ihn auch im Rheingau haben.“
Wenn die Reben ein Stämmchen entwickelt haben, also in sechs bis zehn Jahren, kommt das Hühnermobil von Oke Martinen zum Einsatz: Die Hühner dürfen frei zwischen den Reben scharren und picken – damit halten sie nicht nur das Unkraut niedrig, sondern lockern und düngen auch gleich noch den Boden.
In den letzten drei Jahren ist aber nicht nur der Wein gewachsen – sondern auch die Liebe der Winzer zur Nordseeinsel. Michael Trenz, den seine Partnerin für Amrum erwärmte, war inzwischen schon zehnmal auf Amrum. „Überall auf der Insel werden wir sehr nett empfangen und das Interesse an unserem Projekt, jetzt so kurz vor der Lese, wächst von Tag zu Tag“, schwärmt Susanne Trenz.
Viele wollen natürlich wissen, wie viel Wein die erste Lese bringen wird. „Im ersten Jahr werden wir froh sein, wenn wir etwa 1.000 Liter Wein haben“, antwortet die Winzerin. „Im Laufe der nächsten Jahre wird sich der Ertrag aber hoffentlich auf 3.000 Liter erhöhen, da die Reben dann tiefer im sedimentierten Wattenmeer verwurzelt sind.“
Wie wird er schmecken?
Und wie wird der Wein schmecken? Die Winzerfamilie wählten für Amrum die Sorte „Muscaris“, weil diesekeinen Pflanzenschutz benötigt und sehr tolerant gegenüber Kälte ist, was auch die Winterhärte betrifft. „Somit ist es auf jeden Fall die passende Wahl“, so Susanne Trenz, „der Geschmack im nächsten Frühjahr wird uns dann hoffentlich restlos überzeugen.“ Gekeltert werden die Trauben übrigens – aufgrund des doch hohen technischen Aufwandes – im Rheingau.
Wie alles begann