Einer Idee abends am Kamin folgte der Entschluss zweier guter Freunde, auf einer Versuchsfläche Bio-Wein anzubauen. Gesagt, getan. 2002 starteten Sven von Hedemann-Heespen und Dieter Profitlich auf einer kleinen Fläche von Gut Deutsch-Nienhof in der Nähe von Westensee den Weinbau mit mehreren pilzwiderstandsfähigen Rebsorten Phönix, Johanniter und Regent.
„Am Anfang wurden wir für unsere Idee belächelt, hier Wein anzubauen“, erinnert sich Sven von Hedemann-Heespen: „Doch es stellten sich schnell Erfolge ein. Als Schleswig-Holstein im Jahr 2009 von Rheinland-Pfalz die Neupflanzungsrechte für 10 Hektar zugesprochen bekam, konnten wir bereits auf einige Jahre Erfahrung zurückgreifen.“
Nachdem das Gut Deutsch-Nienhof eine Weinbaufläche von 2 Hektar genehmigt bekam, wurde 2009 an einem Hang mit Südlage in der Nähe des Pohlsees der heutige Weinberg angelegt.
Seitdem werden dort die pilzwiderstandsfähigen weißen und roten Traubensorten Solaris, Cabernet Cortis und Rondo angebaut. Sie reifen früher und erreichen deshalb auch bei niedrigeren Temperaturen und weniger intensiver Sonneneinstrahlung die Zuckergehalte, die für den Weinausbau notwendig sind.
Die Trauben werden zu Weißwein, Rosé und – sofern es die Wettergötter zulassen – zu Rotwein ausgebaut. Ergänzt wird das Angebot auf Gut Deutsch-Nienhof mit Schaumwein aus der Solaris-Traube, Rosé-Sekt aus traditioneller Flaschengärung (aus den beiden Rotweintrauben Cabernet Cortis und Rondo) sowie einem im Barrique-Fass gereiftem Balsamico.
„Mit pilzwiderstandsfähigen Traubensorten ist es möglich, Wein auch in Regionen Deutschlands mit einem raueren Klima anzubauen. Die von uns verwendeten Rebsorten Solaris, Cabernet Cortis und Rondo machen sich das längere Tageslicht bei uns im Norden zunutze, um zu einer frühen Reife und einem hohen Zuckergehalt zu kommen. So erreichen die Weine einen fruchtigen Geschmack, obwohl unsere Sommer kürzer sind als im Süden Deutschlands. Der Zuckergehalt im Wein kommt komplett aus der Traube selbst, wir setzen nichts zu. Das überrascht viele, die unseren Wein das erste Mal probieren“, erklärt Josephine von Hedemann-Heespen. Sie ist die Tochter von Sven von Hedemann-Heespen und vor einigen Jahren in die Bewirtschaftung des Gutes und damit auch in den Weinbau mit eingestiegen.
Seinen Namen Kroon 54°15′ erhielt der Wein von der altdeutschen Bezeichnung für den Kranich, der so manches Mal über die Weinberge zieht und in den umliegenden Gebieten gute Brutplätze findet. Inzwischen sind die typischen Trompetenrufe des Zugvogels auch im Winter über zu hören. 54°15′ beschreibt den geographischen Breitengrad Deutsch-Nienhofs.
Eine ökologische und naturnahe Bewirtschaftung hat auf Gut Deutsch-Nienhof Tradition
Der Großteil der Wirtschaftsfläche von Deutsch-Nienhof wird forstwirtschaftlich genutzt. Die alten Buchen und Mischwaldbestände werden seit Jahrhunderten naturnah und nachhaltig bewirtschaftet. Auch bei der Bewirtschaftung des Grünlandes spielt die Nähe zur Natur eine besondere Rolle.
Als Gründungsmitglied des Vereins zur Erhaltung des Englischen Parkrinds werden auf dem Gut Deutsch-Nienhof bewusst alte und robuste Haustierrassen erhalten und zur Bewirtschaftung des Weidelandes im Rahmen der Bio-Richtlinien des „Naturland“-Verbandes eingesetzt.
Dazu gehören auch die Shropshire-Schafe, die nach der Lese bis zum Austrieb der Knospen in den Wintermonaten bis in den Frühling hinein auf dem Weinberg zwischen den Reben das Gras kurz halten und den Boden mit ihrem Mist düngen. Sie haben dort viel zu tun, denn der lehmige Boden ist sehr fruchtbar und die häufigen Niederschläge lassen den Bewuchs schnell nach oben schießen. Wenn die Schafe nicht allen Beikräutern Einhalt gebieten können, werden diese, ganz im Sinne des ökologischen Weinbaus, mechanisch entfernt, denn der Einsatz von Herbiziden ist für einen Bio-Winzer natürlich strikt untersagt. Auch beim Schutz vor echtem Mehltau, einer der hartnäckigsten Pilzerkrankungen bei Weinreben, werden die Pflanzen ausschließlich mit Backpulver besprüht – ein rein natürliches und biologisch abbaubares Mittel. Der Rebschnitt und viele weitere Laubwandarbeiten, die der Gesunderhaltung und Qualitätssteigerung dienen, werden von Hand durchgeführt. Auch die Weinlese erfolgt selbstverständlich in Handarbeit von vielen, dem Gutshof seit Jahren freundschaftlich verbundenen Helfern.
In Schleswig-Holstein befanden sich im Jahr 2022 insgesamt 22 Hektar bestockte Rebflächen. Auf 18 Hektar wurden weiße Traubensorten angebaut, überwiegend (mit 11 Hektar) die weiße Solaris-Traube. Von den 4 Hektar roten Sorten teilen sich die Hälfte mit jeweils 1 Hektar der Cabernet Cortis und der Regent. Die Flächen mit Rondo-Trauben und Pinotin-Trauben waren sehr gering. Dies spiegelt sich auch in den Traubensorten aller in Schleswig-Holstein anbauenden Betriebe wider: Die am häufigsten in Schleswig-Holstein angebauten Traubensorten sind beim Weißwein die Solaris-Traube und beim Rotwein der Regent. Es werden aber auch durchaus Traubensorten aus anderen Weinanbaugebieten Deutschlands verschnitten. Auf Gut Deutsch-Nienhof hat man sich dazu entschlossen, bei den für den Norden geeigneten Traubensorten zu bleiben und dafür die beiden Rotweintrauben Cabernet Cortis und Rondo zum Rosé oder Rotwein zu vereinen.
Ab Mai bis Oktober können Interessierte nach vorheriger Anmeldung an den Weinbergwanderungen teilnehmen, deren Termine auf der Webseite zu finden sind.
Öffnungszeiten Hofcafé:
Jeden Samstag und Sonntag von 10 – 18 Uhr
An den Adventswochenenden Glühwein und Apfelpunsch
Weitere Informationen unter
Gut Deutsch-Nienhof
24259 Westensee
04305-728
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