Jens Mecklenburg

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Was kann die New Nordic Diet?

Ernährung nach Wikinger-Art
15. Oktober 2022

Die Mediterrane Ernährungsweise gilt seit Jahren als das Idealmodell für eine ausgewogene Ernährung. Auch die Küche der Levante wird zunehmend als Inspirationsquelle für eine empfehlenswerte Ernährung genannt. Ist die Nordische Diät – auch „New Nordic Diet“ oder wie der Volksmund sagt: „Wikinger- oder Norweger-Diät“ – ein wirkungsvolles Pendant zu den südlichen „Flaggschiffen“?

Rückgriff auf traditionelle Nahrungsmittel

Die Neue Nordische Diät wurde von einem Komitee (Nordic Food Policy Lab) entwickelt und erstmals im Jahr 2010 publiziert, um Ernährungsleitlinien zu verbessern und um regionale und nachhaltige Nahrungsmittel vermehrt zu nutzen. Die Ernährung basiert auf den traditionellen Nahrungsmitteln nordeuropäischer Länder. Wichtigste Bestandteile sind Vollkorn (vor allem Roggen, Gerste und Hafer), Früchte (vor allem Beeren sowie Äpfel und Birnen), Wurzelgemüse (vor allem Rote Bete, Karotten, Rüben), fettreicher Fisch (vor allem Hering, Lachs, Makrele), Gemüse und fettarme Milchprodukte. Ferner Raps-, Sonnenblumen- und Leinöl. Auch Hülsenfrüchte, frische Kräuter und Wildkräuter, Pilze, Nüsse, Muscheln und Algen gehören dazu. Wichtigste Energiequelle sind demnach pflanzliche Lebensmittel. Ein maßvoller Verzehr von Fleisch wird empfohlen, entweder als Wild oder aus artgerechter Haltung. Die empfohlene Fleischmenge enthält beispielsweise 30 bis 40 Prozent weniger Fleisch als das „durchschnittliche dänische Essen“. Fisch steht im Idealfall dreimal pro Woche auf dem Tisch. Der Anteil biologisch erzeugter Produkte sollte dabei so hoch wie möglich sein. Zudem setzt die New Nordic Diet auf althergebrachte und schonende Zubereitungsmethoden wie Niedrigtemperaturgaren im Schmortopf oder Ofen sowie das Fermentieren von Fisch und Gemüse. Hört sich modern und zeitgemäß an, die gehobene Gastronomie im hohen Norden bedient sich ihrer und ist damit erfolgreich.

Was sagt die Evidenz?

Was sagt nun die Evidenz zur nordischen Ernährungseise? Über die mediterrane Ernährung und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit, respektive auf eine reduzierte Rate kardiovaskulärer Ereignisse, gibt es eine Vielzahl von Studien.

Über die nordische Diät ist hingegen weniger bekannt. Das liegt schlicht daran, dass sie noch relativ jung ist, die Anzahl von wissenschaftlichen Aufsätzen deutlich geringer ist als bei der mediterranen Küche. Soweit Untersuchungen retrospektiv auf Ernährungsweisen blicken, sind Rückschlüsse eh mit Vorsicht zu genießen. Wer erinnert sich schon so genau daran, wie häufig er welche Nahrungsmittel zu sich nimmt? Zudem ändern Menschen ihre Ernährungsgewohnheiten. Daraus kausale Zusammenhänge abzuleiten, ist deshalb nur begrenzt möglich. Dass die nordische Ernährungsweise wenig nütze, lässt sich aus diesen Daten dann allerdings auch nicht ableiten. Immerhin gibt es eine Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen der mediterranen und nordischen Diät: ein hoher Anteil an unverarbeiteten Nahrungsmitteln, viele pflanzliche Lebensmittel und wenig Fleisch. Gemeinsam ist auch die Nutzung lokaler Erzeugnisse.

Hauptsache es schmeckt

Bekannt ist, dass ein hoher Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln mit Getreideprodukten, Gemüse, Obst und Kräutern bei beiden Ernährungsformen – mediterran oder nordisch – für eine gute Versorgung mit Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen, empfehlenswerten Fettsäuren und ausreichend Protein sorgen. Essen soll uns ja vor allem Freude bereiten. Wenn es uns zusätzlich noch mit den für unseren Körper nötigen Energiestoffen versorgt, umso besser. Ob mediterran oder nordisch: Hauptsache es mundet.