Jens Mecklenburg

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Vom Piratengesöff zur Edelspirituose

Ein Buch über die Geschichte eines Kultgetränks
11. Januar 2021

Fangen wir doch damit an: Rum ist kein Getränk nur für die kalte Jahreszeit. Im Norden kennt man Rum meist verschnitten in der „Toten Tante“, im Grog oder als Pharisäer“. Hat alles seine Zeit und Berechtigung. Ach ja, als Backzutat im Supermarkt ist Rum auch noch bekannt. Nur, Rum kann mehr, viel mehr. Wie Cognac oder Whisky sind Premium Rums fassgereifte Edelspirituosen mit einer unglaublichen geschmacklichen Bandbreite und Tiefe. Es lohnt also, sich mit Rum ernsthaft zu beschäftigen. Einerseits des Genusses zuliebe, andererseits seiner spannenden Geschichte wegen. Einer Geschichte die weit in den Norden bis nach Flensburg reicht und voller Blut, Schweiß und Tränen ist. Der Kieler Schriftsteller Hannes Hansen hat sie kenntnisreich aufgeschrieben.


Alles Rum

In allen Sprachen der Welt klingt das Wort für Rum ähnlich: Rum, Rom, Rommi, Romm, Rhum oder Ron. Die ganze Vielfalt des weltbekannten Getränks zeigt sich in seiner exotischen Herkunft während einer abenteuerlichen Epoche. Dabei geht es um Freibeuter, Kaperfahrten, Sklaven und Schatzinseln, um ein traditionelles Handwerk und nicht zuletzt um ein tolles Genussmittel.

Die zum Teil grausame Geschichte des Rums führt Hannes Hansen von der Karibik und Kuba, vorbei an den Westindischen und den Jungferninseln über Mauritius und Indien bis in den hohen Norden Deutschlands – nach Flensburg, der Hauptstadt des Rums.

Rum ist nicht nur ein wiederentdecktes Kultgetränk, sondern bietet reichlich Stoff für allerlei Döntjes. Als weltweit verbreitete Spirituose verbindet der Rumgenuss Gegensätze – Altes mit Neuem, norddeutsche Gemütlichkeit mit weltweitem Flair, Seemannsgarn mit Cocktail-Rezepten und Medizin mit Grog und Pharisäer. Getränke auf Rumbasis wie Grog, Eiergrog, Pharisäer oder Tote Tante sind ein ausgesprochen norddeutsches Phänomen. Für Cocktails wie Daiquiri, Mojito oder Cuba libre gilt das nicht. Sie stehen für die Weltläufigkeit von Rum.  


Familiengeheimnisse

Die Herstellung von Rum ist bis heute in jedem Rumhaus ein gut gehütetes Geheimnis. In Flensburg gibt es noch einige davon, weiß Hannes Hansen zu berichten. Das Buch geht darauf ein, wie aus dem Abfallprodukt des Zuckerrohranbaus ein begehrtes Luxus-Getränk wurde und welche Methoden für den jeweils speziellen, unverwechselbaren Geschmack einer Sorte sorgen.

Die traditionsreiche Vergangenheit wird in den historischen Rumhäusern in Flensburg bewahrt und von alteingesessenen Familien gepflegt. Das Buch erklärt die verschiedenen Handelsbezeichnungen wie Original Rum, Blended Rum, Rhum agricole oder Flavoured Rum und macht die Unterschiede zwischen Martinique-Rum, Jamaika-Rum, Flensburger Rum-Verschnitt oder Stroh-Rum deutlich.

Als Schriftsteller suchte und fand Hannes Hansen natürlich zahlreiche Rum-Verweise in der Weltliteratur. Man denke nur an die alte Schnapsnase Billy Bones in Robert Louis Stevensons „Schatzinsel“, der im Suff das Lied grölt „Fünfzehn Mann auf des toten Manns Truh’ / Jo-ho-ho und ’ne Buddel voll Rum! / sauft und der Teufel sagt Amen dazu / Jo-ho-Ho und ’ne Buddel voll Rum.“ Selbst Kommissar Maigret, der Titelheld der Kriminalromane von Georges Simenons, zieht Rum dem Cognac vor und das als Franzose!

Der in Kiel lebende Hannes Hansen, dessen typisch norddeutscher Nachname nichts mit dem bekannten Markennamen einer Rumsorte zu tun hat, ist nach eigenem Bekenntnis vor allem Genießer und zusätzlich ausgewiesener Experte, der auch einem guten Wein oder Whisky etwas abgewinnen kann. Wir als Leser gewinnen seinem Buch derweil lebendige und spannende Kulturgeschichte ab. Unbedingt zusammen mit einem Glas Rum lesen. 

Hannes Hansen: Rund um Rum. Von der Karibik bis nach Flensburg
Die Geschichte eines Kultgetränks

edition:grabener im Grabener Verlag, Hardcover, 96 Seiten, 18,60 Euro.

 

Hannes Hansen im Gespräch über Rum:

Blut & Schweiß & Genussmomente

 

Hannes Hansen über Algenmus aus Wales: Willkommen in Wales