Barbara Maier

Autorin

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Vom Deich auf den Teller 

Lammbratwurst: Ostfrieslands Antwort auf die Currywurst
8. Juli 2023

Für die Herstellung und Vermarktung einer ostfriesischen Lammbratwurst arbeiten Betriebe aus der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer partnerschaftlich zusammen. So wird eine naturverträgliche Landwirtschaft, eine Kultur der Zusammenarbeit und die Wirtschaft in der Region gefördert. 

© Ingo Wandmacher

Auf Niedersachsens Deichen stehen ca. 60.000 Schafe. Sie prägen das ostfriesische Landschaftsbild und pflegen die Deiche. Zugleich bieten die Deiche den Tieren beste Nahrungs- und Lebensbedingungen – und Radfahrer:innen wie Spaziergänger:innen manche tierische Begegnung. 

So präsent wie die Deichschafe an der ost- wie nordfriesischen Nordsee, ist auch die Nachfrage nach Lammfleisch in der Gastronomie. Doch 75 % der Gastronomen kaufen ihr Lammfleisch über den Großhandel: meist als küchenfertig portionierte Tiefkühlware aus Neuseeland. Muss das sein? Natürlich nicht! 

Vom Aufbau einer Wertschöpfungskette 

2018 haben sich die Nationalparkverwaltung und verschiedene Akteure entlang der Wertschöpfungskette auf den Weg gemacht und beschäftigen sich seitdem intensiv mit den regionalen Vermarktungsstrukturen des Deichlamms in der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer. Momente des Erfolgs und viele Momente „kurz vor der Aufgabe“ begleiten die Projektpartner seitdem. Doch seit Herbst 2022 gibt es sie zu kaufen, die „Biosphären-Bratwurst vom Deichlamm“. Ostfrieslands Antwort auf die Currywurst. 

Der ökonomische Clou: Die Biosphären-Bratwurst ist so schmackhaft und ihre regionale Geschichte „vom Deich auf den Teller ohne lange Wege“ zeugt von so guter Qualität, dass sie auch trotz einem (im Vergleich zur Discount-Bratwurst) etwas höheren Preis sehr gerne gekauft wird. 

Die „Biosphären-Bratwurst“ ermöglicht über eine Mischkalkulation, dass auch die heimischen Lammedelteile wieder zu gastronomie-tauglichen Preisen den Restaurants der Region angeboten werden können.  

Die Menschen hinter der Wurst 

Der Deichschäfer Jochen Fass führt die seit 42 Jahren als Familienbetrieb bestehende „Deichschäferei Voslapper Groden“ in 2. Generation: Seine etwa 2000 Mutterschafe der Rassen Suffolk und Texel beweiden die Deiche zwischen Wilhelmshaven und Hooksiel. 

© Benjamin Brockhaus

Jochen Fass ist der Gedanke der Regionalität wichtig: Mehr regionales Lammfleisch auf die Teller zu bringen ist ihm ein wichtiges Anliegen. Also sucht er für das Biosphären-Deichlamm besonders gute Lämmer aus und liefert sie persönlich zum Fleischer. Die Tiere sind dann etwa 6 bis 9 Monate alt. 

An zweiter Stelle der Wertschöpfungskette steht der Schlachter bzw. Fleischer: 

Die Fleischerei Hamacher aus Neustadtgödens ist ein echtes Traditionsunternehmen. Unter der Leitung der Brüder Marco und Stefan Hamacher wird der Familienbetrieb mittlerweile in dritter Generation geführt. Sie legen großen Wert darauf, dass in ihrem Betrieb überwiegend Fleisch regionaler Herkunft verarbeitet wird. Schon rein geschmacklich kann sich jeder Wurst-Liebhaber von der überragenden Qualität ihrer Produkte überzeugen. Die finale Biosphären-Bratwurst-Rezeptur stammt von Hamachers und hat in den Testessen alle überzeugt. 

Einmal wöchentlich werden frische Biosphären-Deichlamm-Produkte handwerklich hergestellt – und ebenfalls zu 100 % in der Region vermarktet: Das Biosphären-Deichlamm ist sowohl am Betriebssitz in Neustadtgödens wie auch an den Marktständen der Fleischerei Hamacher in Wilhelmshaven, Heidmühle und Rastede erhältlich. Ein wichtiger Partner dabei, wieder mehr „heimisches Lamm auf die Teller“ zu bringen, ist u.a. das ATLANTIC Hotel Wilhelmshaven. Das Hotel engagiert sich seit zwei Jahren als Partner der Biosphärenregion und setzt verstärkt Lammfleisch aus der Region in seiner Küche ein. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen, aber die Realität sieht an der deutschen Ost- wie Nordseeküste bei Lamm, Fisch und anderen Produkten meist anders aus. Dabei schmeckt das Wattenmeer wirklich gut! 

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© NLPV