Jens Mecklenburg

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Verdienste um die Esskultur

Walter Scheel Medaillen 2019 verliehen
12. November 2019

In Erinnerung an den Altbundespräsidenten wurden die Walter Scheel Medaillen 2019 an die Eigentümer-Familie des legendären „Waldhaus“ in Sils-Maria, den österreichischen Chocolatier Josef Zotter und den Doyen des ungarischen Weinbaus István Szepsy verliehen.

Ehrung in Erinnerung an den Altbundespräsidenten für Josef Zotter, Patrick und Felix Dietrich, István Szepsy jr. in Vertretung seines Vaters (v.l.n.r). © Matthias Jung

Seit dem Jahr 2014 zeichnet der gemeinnützige Trägerkreis der Walter Scheel Medaille für Genusskultur und Lebensart e.V. Persönlichkeiten aus, die sich in herausragender Weise um die Pflege des europäischen Genusskulturerbes verdient gemacht haben. Darunter unter anderem die elsässische Gastronomen-Familie Haeberlin aus Illhaeusern, der italienische Starwinzer Angelo Gaja, der britische Weinkritiker Hugh Johnson, Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann, Glasproduzent Georg J. Riedel, die Champagner-Legende Pierre-Emmanuel Taittinger, die Austernzüchter-Familie Gillardeau oder die Grappa-Pionierin Giannola Nonino.

Die Walter Scheel Medaillen 2019 wurden im Jahr des 100. Geburtstags ihres Namensgebers im Rahmen eines Festaktes in der Villa Hammerschmidt, dem Bonner Amtssitz des Bundespräsidenten, verliehen. Ausgezeichnet wurden der Doyen des ungarischen Weinbaus und Winzer in 17. Generation, István Szepsy, für seine Lebensleistung, den Tokajer-Wein nach dem Fall des Eisernen Vorhanges zurück an die Weltspitze geführt zu haben; die schweizerische Hoteliers-Familie Dietrich als Eigentümer der Grand-Hotel-Ikone „Waldhaus“ in Sils-Maria im 111. Jahr ihres Bestehens sowie mit dem Österreicher Josef Zotter einer der besten und zugleich innovativsten Chocolatiers weltweit.


Beitrag zum europäischen Kulturerbe

© Gabriele Vanselow

In seinem Grußwort unterstrich der Vorsitzende des Trägerkreises der Walter Scheel Medaille, der Journalist Dr. Christoph Wirtz, alle drei Preisträger hätten einen einzigartigen und nachhaltigen Beitrag zum europäischen Kulturerbe geleistet und damit im Sinne der europäischen Vereinigung gewirkt: „Europa bedarf dringender denn je der Betonung konkreter, verbindender Aspekte. Die europäische Genusskultur schafft positive Assoziationen über alle Grenzen und politischen Differenzen hinweg. Sie steht beispielhaft für das gemeinsame Erbe, die europäische Vielfalt in ihrer im Alltag erlebbaren Form: die regionalen Spezialitäten, Rezepte und Traditionen, die durch Weinbau und Landwirtschaft geformten Kulturlandschaften Europas.“

Damit bilde die europäische Genusskultur in der Wahrnehmung der Menschen einer der raren und daher besonders kostbaren ausschließlich positiv besetzten Aspekte Europas. Wirtz erinnerte an das Zitat Walter Scheels „Speise und Trank bringt die Menschen einander näher, verbindet die Völker, stellt herzliches menschliches Verbundensein her.“

FDP-Chef Christian Lindner betonte in einem Grußwort: „Europa ist ein Raum der Vielfalt, auch der kulturellen und kulinarischen Vielfalt. An dieses so verschiedene und doch gemeinsame Erbe sollte regelmäßig erinnert werden. Walter Scheel hat die Politik, das Ziel der europäischen Einigung und den Genuss ganz persönlich und in vielfacher Hinsicht verbunden – er ist mit gutem Grund Namensgeber dieser hohen Auszeichnung!“


Zur Begründung heißt es:

„Im Wissen um die grundlegende Bedeutung der Genusskultur als zentralem Aspekt der europäischen Kulturtradition basiert die Verleihung der Walter Scheel Medaille für Genusskultur und Lebensart auf der Überzeugung, dass sich in den Weinen und Küchen Europas, in seinen regionalen Spezialitäten, landwirtschaftlichen Spitzenprodukten und kulinarischen Überlieferungen Geschichte, Vielfalt und Reichtum unseres Kontinents lebendig abbilden. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um die Pflege der Genusskultur verdient gemacht, die in diesem Sinne einen außerordentlichen Beitrag zum europäischen Kulturerbe geleistet haben.

Josef ZOTTER, Zotter Schokoladen Manufaktur, Riegersburg, wird in Würdigung seines herausragenden Beitrags zur Weiterentwicklung der großen europäischen Schokoladenkultur die XIII. Walter Scheel Medaille zuerkannt. Josef Zotter ist ein Vorzeigeunternehmer von seltenem Format: innovationsfreudig, zielstrebig und beharrlich, zugleich bescheiden und bodenständig. Als einer der weltbesten Schokoladenhersteller beweist er, dass handwerkliche Spitzenqualität kein exklusives Elitenprojekt sein muss und dass Fairness und Nachhaltigkeit weitaus mehr sein können, als Marketingbegriffe. Mit seiner hochinnovativen Produktpalette, „bean-to-bar“ sowie ausschließlich in Bio- und Fair-Trade-Qualität, demonstriert Josef Zotter eindrucksvoll, wie erfolgreich wertegeleitetes Unternehmertum im 21. Jahrhundert sein kann – während seine Kreationen in internationalen Wettbewerben immer wieder auf die Spitzenplätze gewählt werden.

István SZEPSY, Weingut István Szepsy, Mád, wird in Würdigung seines herausragenden Beitrags zum Erhalt und der Weiterentwicklung der Tradition des Tokajer-Weins die XII. Walter Scheel Medaille zuerkannt. Winzer seit dem 16. Jahrhundert ist die Familie Szepsy historisch auf das engste mit dem Weinbau dieser uralten Kulturlandschaft verbunden, begründete ihren Ruf als bedeutendstes Süßweingebiet der Welt maßgeblich mit. Als Weinbauer in der 17. Generation war es István Szepsy, der nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in den historisch besten Lagen der Region begann, den Wein seiner Vorfahren ohne jeden Kompromiss erneut an die Weltspitze zu führen. Dank extremer Sorgfalt stehen die Weine des Doyens des ungarischen Weinbaus und „resurector of tokay“ heute erneut in einer Reihe mit den bedeutendsten Süßweinen der Welt.

Der Familie DIETRICH, Hotel Waldhaus, Sils-Maria, wird in Würdigung ihres herausragenden Beitrags zum Erhalt und der Weiterentwicklung der großen europäischen Hoteltradition im 111. Jahr des Bestehens ihres Waldhauses die XI. Walter Scheel Medaille zuerkannt. Das Kuratorium des Trägerkreises will mit dieser Ehrung die unternehmerische und kulturelle Leistung unterstreichen, diese Ikone der Gastfreundschaft in einzigartiger Kontinuität zu führen und die Aura des Waldhauses – jene einzigartige Melange aus öffentlichem und privatem Raum, Heimat und Fremde, Eleganz und Geist – durch die Generationen erhalten zu haben und behutsam in die Zukunft zu führen. Das Hotel Waldhaus in Sils-Maria ist ein traditionsreicher europäischer Genussort von hohem kulturellem Rang.“ 

© Klaus Müller

 

www.walter-scheel-medaille.de