Jens Mecklenburg

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SPD verliert den Grünkohlthron – CDU-Ministerpräsident Daniel Günther wird neuer Kohlkönig

14. März 2025

Die SPD wird das Kanzleramt räumen müssen. Und auch beim wichtigen Oldenburger Grünkohlessen gab es einen Schmacht-, äh, Machtwechsel.

© Torsten von Reeken

Es gab schon einmal fröhlichere Zeiten. Umso willkommener sind Ablenkungen wie die am Montagabend in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin. Dort stand nämlich das traditionelle „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ an. Auf Hochdeutsch: das deftige Oldenburger Grünkohl-Essen.

Wie jedes Jahr kürte eine Jury aus Oldenburger Persönlichkeiten sowie Politikern und Sponsoren einen neuen Grünkohlkönig oder eine Grünkohlkönigin; eine Ehre, die traditionell der Politprominenz zuteilwird. In diesem Jahr traf es Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther von der CDU. Günther löste Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius von der SPD ab. Natürlich nicht, ohne das Offensichtliche anzusprechen: „Diese Tage wie heute haben eine historische Dimension“, scherzte Günther in seiner Antrittsrede nach 23 Uhr. Er sprach von einem „schwarz-roten Machtwechsel“. Bei der Bundestagswahl obsiegte die Union gegen die Sozialdemokraten,

Verteidigungsminister Pistorius hatte den Titel vor einem Jahr vom damaligen Bundesfinanzminister Christian Lindern (FDP) übernommen. In der Geschichte waren bereits Helmut Schmidt (SPD), Helmut Kohl und Angela Merkel (beide CDU) auf dem Thron.

Für die Zeremonie in diesem Jahr sagte Pistorius ab, laut der Veranstalter „wegen dringender terminlicher Verpflichtungen auf europäischer Ebene“. Aus der Bundespolitik waren Innenministerin Nancy Faeser und Bauministerin Klara Geywitz (beide SPD) zugegen.

Ein kräftiges Moin und viel Fleisch

Als Schirmherr begrüßte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die rund 280 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und öffentlichem Leben mit einem kräftigen „Moin“.

Es lebe Daniel der Erste! Nach insgesamt 200 Kilogramm Grünkohl, 60 Kilo Pinkel, 90 Kilo Kasseler und jede Menge launiger Reden für die geladenen Gäste bekam Günther die Kohlkette umgehängt und eine Grünkohl-Palme überreicht. Der friedliche Machtwechsel vom bisherigen Kohlkönig Boris Pistorius, zum Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein war vollbracht.

Ein Amt, mit dem er sich jetzt schon verbunden fühle, so Günther. Schließlich gebe es in Dithmarschen die größte zusammenhängende Kohlanbauregion Europas und insofern sei er mit dem Grünkohl-Essen durchaus vertraut.

© Torsten von Reeken

Kohlkönig Günther will die Zusammenarbeit mit Niedersachsen stärken.

Diese Verbundenheit zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen weiter auszubauen – daran will der neue Grünkohlkönig Günther während seiner einjährigen Regentschaft arbeiten. Die Zusammenarbeit würde im Norden ja ohnehin schon sehr gut klappen. Im Gegensatz zu der zu seinem Parteikollegen von der CSU, Markus Söder. Dieses Verhältnis sei bekanntermaßen deutlich angespannter. Aber er versuche wirklich, das zu verbessern. Er sage fast gar nicht mehr, dass die CDU in Schleswig-Holstein bei den Landtagswahlen mehr Stimmen geholt hat als die CSU in Bayern, konnte sich Günther eine kleine Spitze gen Süden nicht verkneifen.   

Auch der berühmte Löffeltrunk – ein Schnaps, der in einem Zinnlöffel gereicht wird – durfte nicht fehlen. Nach Angaben der Stadt gibt es das Grünkohlessen seit 1956. Das Ziel der Tradition ist es, bei politischen Entscheidern für die Stadt und die Region Oldenburg zu werben. Für den amtierenden Titelträger ist während der Amtszeit ein Besuch in Oldenburg Pflicht.