Jens Mecklenburg

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Schleswig-Holstein hat die niedrigste, Bremen die höchste Infektionsrate

Unser aktueller Corona-Überblick
17. Juni 2020

Schleswig-Holstein hat die niedrigste Infektionsrate. Alle wollen nach der Grenzöffnung nach Dänemark – es staut sich. In Bremen wird Alkohol verboten, es wurde zu viel gefeiert. Unser aktueller Corona-Überblick.


Schleswig-Holstein hat die niedrigste Infektionsrate

158 von 412 Landkreisen in Deutschland haben in den vergangenen sieben Tagen keine Corona-Neuinfektionen an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. Das entspricht einem Anteil von rund 38 Prozent. Am vergangenen Montag lag die Zahl der Landkreise noch bei 124. Die Landkreise mit den meisten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner sind derzeit Aichach-Friedberg, Greiz, Verden und Gütersloh.

Laut dem aktuellen Lagebericht des RKI ist Schleswig-Holstein das Bundesland mit der niedrigsten Infektionsrate: Gerechnet auf 100.000 Einwohner haben die Gesundheitsämter dort in den vergangenen sieben Tagen lediglich 0,3 Neuinfektionen registriert. In Sachsen (0,4) und Mecklenburg-Vorpommern (0,5) ist der Anteil nur geringfügig höher. Die meisten Neuinfektionen gerechnet auf 100.000 Einwohner hat Bremen. Dort liegt die Quote bei 10,4. Deutschlandweit liegt der Wert bei 2,5.


Dänemark wir kommen 

Schon am frühen Morgen kamen Autofahrer vor dem Grenzübergang von Deutschland nach Dänemark auf der Autobahn A7 nur schleppend voran. Auch am Grenzübergang Kupfermühle bildete sich eine etwa einen Kilometer lange Schlange, wie die Polizei Südjütland twitterte. Denn die Kontrollen wurden nicht eingestellt. An den anderen geöffneten Grenzübergängen gab es zunächst keine Warteschlangen.

Von Montag dürfen deutsche, norwegische sowie isländische Urlauber wieder nach Dänemark, sofern sie mindestens sechs Übernachtungen gebucht haben. Es werden bereits an diesem Tag deutsche Gäste in rund 14.000 gebuchten Ferienhäusern erwartet, darunter allein 5300 in Südjütland, wie der dänische Rundfunksender DR vor einigen Tagen unter Verweis auf Zahlen des zuständigen Branchenverbandes berichtete. 

Mit und ohne Ticket an den Ostseestrand

Jedes Jahr ziehen die Küsten der Ostsee Schleswig-Holstein nicht nur zahlreiche Urlauber an, sondern auch viele Tagesgäste. Je nach Strandbeschaffenheit und Platzangebot des jeweiligen Ortes zwischen Glücksburg und Travemünde und in der Holsteinischen Schweiz, wird es manchmal eng. Während es an weniger frequentierten Orten, an breiten Stränden mit ohnehin viel Platz oder an weitläufigen Naturstränden kaum Kapazitätsprobleme gibt, tummeln sich traditionell viele Menschen in der Lübecker Bucht. Deshalb ist hier nun ein Strandticket-System für diese Tagesgäste geplant. Einwohner der beteiligten Küstenorte, Urlauber und Zweitwohnungsbesitzer sind nicht betroffen, ihnen ist jederzeit ein Strandzugang garantiert. Aktuell ist das Zugangssystem in der Lübecker Bucht mit Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf, Neustadt in Holstein, Pelzerhaken und Rettin geplant. In den anderen Orten ist der Strandzugang für alle Gäste ohne Voranmeldung möglich. Alle Strände auf einen Blick entlang der Küste sind im Strandfinder unter www.ostsee-strandfinder.de gelistet und mit Parkplätzen, Serviceangeboten, o.ä. ausgewiesen. 

Strandtickets in Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf, Neustadt in Holstein, Pelzerhaken und Rettin sind frühestens Ende Juni bis Mitte September 2020 buchbar. Auf einer zentralen Website wird jeweils für den nächsten Tag einsehbar sein, wie viele freie Kapazitäten und damit Tagestickets noch zur Verfügung stehen. Nach Verfügbarkeit kann dann ein Tagesticket für den Folgetag gebucht werden. 


Matjes zum Dank 

Mit 4000 Matjes-Heringen hat sich die niederländische Regierung bei der Uniklinik Münster für die Behandlung von Covid-19-Patientinnen und Patienten bedankt. Am Montag übergab eine niederländische Delegation die Fischspezialität für das Personal. Das Universitätsklinikum hatte seit Anfang April die Übernahme schwer erkrankter Corona-Patienten aus den Niederlanden koordiniert. 58 Infizierte wurden auf deutschen Intensivstationen versorgt, davon 49 in Nordrhein-Westfalen. Neun von ihnen überlebten die Krankheit nicht, den übrigen gehe es aber besser. Sie seien alle wieder in ihrer Heimat, berichteten die niederländischen Mediziner am Montag.


Reisebus-Betrieb droht Pleitewelle 

Drei Monate nach Beginn der Kontakt- und Reisebeschränkungen stecken viele Reisebus-Betriebe in der Krise. Durchschnittlich liegt der Gesamtschaden je Unternehmen bei gut einer halben Million Euro, wie eine Branchenumfrage ergab. Jeder zweite Anbieter fürchtet demnach das Aus. Weggebrochen seien vor allem Busreisen, Klassen- und Vereinsfahrten sowie Fahrten zu Konzerten.

„Die anrollende Pleitewelle im mittelständischen Busgewerbe ist das Ergebnis einer bisher verfehlten Rettungspolitik“, kritisierte Karl Hülsmann, der Präsident des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer.

Mit rund 1000 Reisebussen will die Branche heute am Mittwoch im Berliner Regierungsviertel protestieren. Bei einer Sternfahrt zum Brandenburger Tor wollen die Unternehmer mehr staatliche Hilfe fordern.

© Johanna Rädecke

Bremen verbietet nächtlichen Alkoholverkauf

Weil Feiernde wiederholt gegen Corona-Schutzmaßnahmen unter Alkoholeinfluss verstoßen hatten, griff der Bremer Senat nun durch: Ab Freitag gilt eine Art Sperrstunde.

Wegen anhaltender Verstöße gegen die Corona-Vorsichtsmaßnahmen verbietet das Bundesland den nächtlichen Außerhausverkauf von Alkohol an Wochenenden und Feiertagen in bestimmten Bereichen. 

Die Erfahrungen während des vergangenen Wochenendes ließen leider keine andere Wahl, sagte Innensenator Ulrich Mäurer auf einer Pressekonferenz. Wiederholt hatten Menschen in der Hansestadt gegen die geltenden Maßnahmen verstoßen. Appelle an die „Vernunft und Eigenverantwortung“ der Bürgerinnen und Bürger reichten offensichtlich nicht aus.

Laut Innenbehörde gilt die Allgemeinverfügung von Freitag an ab 22 Uhr an Wochenenden sowie vor Feiertagen in verschiedenen zentralen Straßenzügen der Innenstadt. Betroffen sind das beliebte Oster- und Steintorgebiet (genannt „Das Viertel“) und Bereiche bis zur Weser, zudem die Diskomeile rund um den Bahnhof und die Restaurant- und Kneipenmeile an der Weser in der Innenstadt. Es gehe darum, das Hauptgeschehen einzuschränken, sagte Innensenator Mäurer. Die Verfügung gilt für Restaurants, Kioske und Imbisse.  

Mäurer verwies auf Erfahrungen von Polizei und Gastronomen, die jüngst von „Feierszenen auf Bürgersteigen und Straßen“ unter Alkoholeinfluss zu später Stunde berichtet hätten. 

„Hunderte von Heranwachsenden und jungen Erwachsenen scheinen an bestimmten Hotspots am Wochenende jedes Bewusstsein für die aktuelle Pandemiesituation zu vergessen“, erklärte der Innensenator. 

Schon am Wochenende hatte es wiederholt Feiern und viele Verstöße gegen Kontaktbeschränkungen gegeben. Zudem hatten Feiernde Feuerwerkskörper auf Straßenkreuzungen entzündet und Polizistinnen und Polizisten unter anderem mit Flaschen beworfen.