Was wäre, wenn man Menschen wie Nutztiere halten würde? Die Bedeutung dessen hat das Miniatur Wunderland in der Hamburger Speicherstadt in einer eindrucksvollen Plakatkampagne gezeigt. Nach einer kontroversen Debatte in den Sozialen Netzwerken widmet das Museum dem Thema Nutztierhaltung nun eine eigene Sonderausstellung.
Die Plakate zeigen Babys auf einem Fließband. Die Überschrift: Stoppt das Jungen-Schreddern. Ein weiteres zeigt übergewichtige Erwachsene in winzigen Boxen und fordert das Ende der „Menschenmast“. Mit diesen Bildern aus dem fiktiven „Tierschutzbund Knuffingen“ sorgte das Miniatur Wunderland im Juni 2019 bereits für Aufsehen. Damit sollte, nach eigener Aussage, ein „Denkanstoß für bewussteren Umgang mit Lebensmitteln“ gegeben werden. Der Post ging viral, deutschlandweit wurde über die Kampagne berichtet. Die Reaktionen fielen gemischt aus. Neben großem Zuspruch kam auch ein Shitstorm: Viele Landwirte fühlten sich an den Pranger gestellt.
Dieser Shitstorm zog jedoch auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Nutztierhaltung mit sich. Nach 2500 Stunden Arbeit, Recherche, Hofbesuchen und Austausch mit unterschiedlichsten Interessengruppen und Experten eröffnet das Miniatur Wunderland nun also die Sonderausstellung „Sauwohl“.
In fünf je einen Quadratmeter messenden Dioramen wird die derzeitige Realität der Nutztierhaltung am Beispiel der Schweinemast dargestellt – von der industriellen Massenproduktion bis zum Bio-Hof.
Unsichtbares sichtbar machen
Trotz aller Debatten um die Kennzeichnung der Aufzucht ist es nach wie vor schwer für die Verbraucher, sich ein Bild von dem zu machen, was sie essen. Einzige Hilfe zum Kaufentscheid ist für viele nach wie vor das Preisschild an der Verpackung. Die neue Ausstellung soll deshalb auch diese andere Seite offen sichtbar machen. Sie erlaubt dem Besucher, sich ein Bild der verschiedenen Haltungsformen zu machen und gleichzeitig zu sehen, was diese jeweils für das Portemonnaie bedeuten. Sowohl die damalige Facebook-Kampagne, als auch diese Ausstellung sollen Denkanstöße liefern, ob „Geiz ist geil“ nicht doch der falsche Weg ist.