Auf der Preisverleihung „Bundespreis Ökolandbau“ auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin haben der Verbund Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) Schinkeler Höfe aus Schleswig-Holstein und Hof Luna aus Niedersachsen die begehrten Auszeichnung erhalten.
Die Schinkeler Höfe aus der Nähe von Kiel überzeugten die Jury in der Kategorie „Erzeugung und Verarbeitung und/oder Vermarktung“.
„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung der Solawi, in der gleich vier Bioland Betriebe aktiv sind. Es ist so wichtig, dass zwischen Verbrauchern und Bauern solche engen Verbindungen entstehen können und auch wirtschaftlich gelebt werden. Hier wird einmal mehr Pionierarbeit geleistet und in der Praxis gezeigt, wie die Zukunft der Landwirtschaft eigenverantwortlich gestaltet werden kann. Auch die Jury hat den Wert erkannt und nun das Engagement mit dem Bundespreis Ökolandbau honoriert“, so Jan Plagge, Präsident Bioland e.V.
Gemeinsam sind wir stark
Die Schinkeler Höfe sind ein Zusammenschluss der drei Bioland-Höfe Mevs, Rzehak und dem Wurzelhof sowie der Bioland-Bäckerei Kornkraft aus dem Kieler Raum. Gemeinsam mit rund 400 engagierten Verbraucherinnen und Verbrauchern bilden sie eine solidarische Landwirtschaft. Alle vier Unternehmen wirtschaften seit den 1980er Jahren ökologisch, die Höfe Mevs und Rzehak bereits in der zweiten Generation.
„Es ist großartig, dass die Jury unsere Solawi als Gewinner in der Kategorie vorgeschlagen hat. Solidarisches Handeln erfordert gemeinsame Entscheidungen. Dass diese Entscheidungen richtig waren bestätigt uns die Auszeichnung. Darauf sind wir alle mächtig stolz“, so Jahne Zastrow vom Hof Mevs. „Wir haben noch so viel vor. Jetzt sind wir bestens motiviert, die Projekte anzugehen.“
„Unser besonderer Dank gilt natürlich vor allem unseren Solawistas, also den Endverbrauchern, die uns finanziell unterstützen und uns Planungssicherheit geben“, ergänzt Yannick Rzehak von Hof Rzehak. „Ohne sie könnten wir uns nicht so einfach zu 100 Prozent auf unsere Erzeugung fokussieren. Alle Solawistas packen mit an und organisieren unsere Verwaltung und Logistik. Das ist einfach ein so tolles Zusammenspiel, für das ich sehr dankbar bin. Daher gilt der Preis selbstverständlich auch jedem und jeder Solawista!“
Dieter Pansegrau vom Wurzelhof ergänzt: „Unsere Solawistas tragen unser Ernterisiko voll und ganz mit. Dafür profitieren sie durch die Nähe zu uns Erzeugern und das Wissen um die Produktionsbedingungen. Dieses gegenseitige Vertrauensverhältnis macht Freude und motiviert Tag für Tag weiter zu ackern.“
Ursprung der Schinkeler Höfe
Im Jahr 2015 haben sich die vier Betriebe und einer Gruppe Verbraucherinnen und Verbraucher zur Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft (EVG) „Schinkeler Höfe“ zusammengetan. Die Verteilung der Lebensmittel ist über selbst organisierte Depots organisiert. Bewirtschaftet werden ca. 150 ha. Die Produktpalette ist vielfältig und reicht von einem bunten Gemüse- und Kräuterangebot über Brot, Brötchen und Kuchen, über Kartoffeln bis zu Eiern, Ziegenfrisch und -hartkäse und Ziegenfleisch, Joghurt, Quark, Vorzugskuhmilch und vieles mehr. Der über Anteile der Solawistas vermarktete Teil liegt im Moment, je nach Betrieb zwischen 10 und 30 Prozent, weiteres Wachstum ist möglich. So kann jeder Betrieb seinen eigenen Weg in die Solidarische Landwirtschaft bestimmen.
Gesunder Hoforganismus
Der Demeter-Betrieb Hof Luna im niedersächsischen Everode ist ein weiterer Preisträger des Bundeswettbewerbs Ökologischer Landbau. Wie die Schickeler Höfe, zeichnete Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Demeterhof auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin aus.
Wilhelm Bertram hat den Hof Luna in Everode bei Freden vor 33 Jahren auf Demeter umgestellt und ein stabiles Gesamtökosystem aufgebaut, einen Hoforganismus, in dem alle Bereiche – Tierhaltung, Milchproduktion, Landschaftsgestaltung und Naturschutz – zusammen gedacht werden. Für sein rundum nachhaltiges und in die Zukunft ausgerichtetes Wirtschaften wurde der Hof Luna nun vom Bundesministerium für Landwirtschaft als einer von drei Preisträgern des Bundeswettbewerbs Ökologischer Landbau ausgezeichnet.
Demeter-Vorstand Alexander Gerber gratuliert: „Der gelebte Betriebskreislauf ist auf dem Hof Luna überall spür- und sichtbar. Wilhelm Bertram leistet einen unschätzbaren Beitrag zum Artenschutz: Er züchtet und erhält vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen und setzt sich stark für den Schutz von Ackerwildkräutern ein. Ich freue mich auch besonders, dass er es geschafft hat, seinem wundervollen Demeter-Betrieb mit einer nachhaltigen Sozialstruktur eine gute Perspektive für die Zukunft zu geben. Der Demeter-Verband freut sich mit Wilhelm Bertram und gratuliert ganz herzlich zur Auszeichnung“
Der Hof Luna
Die 70 Milchkühe plus Nachzucht und drei Bullen der Roten Angler Rinder bilden das Herz des Demeter-Betriebes. Für die vom Aussterben bedrohte Rasse initiierte Betriebsleiter Wilhelm Bertram vor elf Jahren ein eigenes Projekt zur Zucht und Erhaltung. Auf Hof Luna leben zusätzlich zu den Rindern noch weitere vom Aussterben bedrohte Tierrassen, unter anderem zehn Bunte Bentheimer Schweine und 30 Ungarische Zackelschafe.
Auf den hofeigenen Äckern in Everode stehen über 25 der vorhandenen Ackerwildkräuter auf der Roten Liste der Arten; hier finden Bodenbrüter und Insekten einen wichtigen Lebensraum. Zudem pflanzte Bertram auf den Äckern eine vier Kilometer lange Hecke, die nicht nur Tieren als Lebensraum dient, sondern aus deren Schnitt auch im Spätherbst Hackschnitzel hergestellt und gemischt mit Rindermist auf den Äckern ausgebracht werden, um die Bodenfruchtbarkeit zu steigern.
Die Zukunft des Hof Luna ist dank des Engagements der vielen Mitarbeiter*innen und Ehrenamtlichen gesichert. Neben dem Betrieb gibt es einen angeschlossenen Förderverein und die gemeinnützige Gesellschaft, so können außerhalb des Familienbetriebs Zukunftswege finanziert oder organisiert werden.