Jens Mecklenburg

Herausgeber & Autor

Zum Portrait

Ostdeutscher Exportschlager

Die Sachsenente
3. Oktober 2019

Die Sachsenente war ein echter ostdeutscher Exportschlager, weltweit verbreitet und geschätzt wegen ihrer ertragreichen Wirtschaftsleistung. Mit bis zu 3,5 Kilogramm Gewicht gehört sie zu den Schwergewichten ihrer Art, die bis zu 100 Eier pro Jahr mit 80 Gramm Gewicht und schöner reinweißer Farbe belegen ebenfalls ihre Nützlichkeit als Haustier. Und dennoch sieht man das schöne Tier mit dem blau-gelben Gefieder und den lebhaften, dunkelbraunen Augen zunehmend seltener. Der Drang der Sachsenente nach Bewegung im Freien und ihr Anspruch an eine gepflegte Badestelle machen sie unattraktiv für Massentierhaltung im Stall, außerdem ist sie nicht zur Mast geeignet. Versuche die Tiere übermäßig zu füttern, enden in faulen und trägen Enten, der ursprünglich lebhafte Charakter verkümmert zusehends. Hobbyhalter und Entenliebhaber erfreuen sich jedoch nach wie vor an dem überaus hübschem Federvieh.

Chemnitz Multikulti

Dabei gehört die Sachsenente eher zu den jungen Vertretern innerhalb der klassischen Landrassen: Erst im Jahr 1957 wurde die Rasse in der DDR offiziell anerkannt, in der westdeutschen Republik ein Jahr später. Doch die Geschichte der schönen Ente mit den markanten weißen Streifen im Gesicht reicht weiter jedoch zurück. Bereits 1924 begann Albert Franz in Chemnitz mit der Züchtung von Rouenenten und blauen Pommernenten mit dem Ziel eine hübsche und kräftige Zweinutzungsrasse zu gestalten. Die Voraussetzungen an Masse und Legeleistung erreichte er, doch der gewünschte Farbschlag ließ auf sich warten. Nach Einkreuzung der Deutschen Pekingente stellte Albert Franz die nach seiner Heimat benannten Sachsenente erstmals auf einer Züchterausstellung vor, doch der Zweite Weltkrieg machte die Bemühungen zunichte, die Bestände waren fast vollständig vernichtet. 1952 begann er die Neuzüchtung, die fünf Jahre später zur Anerkennung führte. Der Erfolg kam schnell, bereits 1965 wurde die kräftige, eine wenig bullig wirkende Ente in die Schweiz exportiert, drei Jahre später nach Frankreich, darauf nach England und die USA. Heute ist die Landente mit der breiten Brust und dem gewölbten Bauch mit ihren vielen Daunen und dem enganliegendem Federkleid in der ganzen Welt geschätzt und verbreitet. Doch in ihrer Heimat gerät sie zunehmend in Vergessenheit. Für die Mast und Massenaufzucht bessere geeignete Rassen haben ihr schon lange den Rang abgelaufen.


Robust und umgänglich

Dabei gilt die Fleischqualität als besonders gut. Ganz gleich ob Brust oder Schenkel, der Geschmack des Fleisches ist für jeden Gourmet ein Genuss: Zart, mit guter Faserung und intensiv im Geschmack. Auch ihre umgängliche Art macht die Sachsenente zu einem sehr gut geeigneten Zuchttier. Dabei ist sie robust und widerstandsfähig, gerne verbringt sie den Tag mit kurzen Badegängen. Ihr Bruttrieb ist nicht sonderlich ausgeprägt, eine Aufzucht im Brutkasten jedoch absolut unproblematisch. Die Küken wachsen schnell und entwickeln sich prächtig. Wer sich auf die Zucht von Sachsenenten einlässt, wird den zutraulichen Charakter, die gute wirtschaftliche Nutzung und die Schönheit der Tiere schnell zu schätzen wissen.

© Ingo Wandmacher