Ein Beitrag von Ursula Heinzelmann
Frohsinn. Wer könnte den nicht brauchen. Käseexpertin Ursula Heinzelmann fand ihn im Norden auf Hof Berg in Dannau. Ihr Käsetipp um gut ins neue Jahr zu starten.
Klein, handlich, ausgewogen
Frohsinn. Wer könnte den nicht brauchen… Ich offeriere ihn Euch gewissermaßen als Käse-Motto für dieses neue Jahr. Klein, handlich, erschwinglich, mit ausgeprägtem, aber doch ausgewogenem und unaufdringlichem Charakter. Nicht an jeder Straßenecke zu haben, leider, aber vielleicht Anregung, nach Norden zu fahren, Neues zu erkunden, oder selber ähnlich Frohgesinntes aus anderer Quelle zu finden.
Der handtellergroße, weiche Käse aus unbehandelter Kuhmilch kommt aus der Käserei vom Hof Berg in Dannau. Muß man nicht kennen, ist ein wirklich kleines Örtchen, wunderbar ruhig, geradezu beschaulich. Es liegt zwischen Plön, Lütjenburg und Malente in der Holsteinischen Schweiz, ganze 15 Kilometer vom Ostseestrand. Es ist der älteste Biolandbetrieb in Schleswig-Holstein, 1979 von Birgitta und Albert Teschemacher gegründet und all diese Jahre von einer gesunden Mischung von Idealismus und Realismus getragen. Nach 30 Jahren gab es einen erfolgsreichen Generationswechsel: seit 2009 führt René Kohler den Hof zusammen mit Albert und Birgittas Sohn Falk.
Der ist für die 75 Kühe verantwortlich, schwarzbuntes Holsteinrind und deutsches Niederungsvieh, sowie 150 Hektar Wiesen und Felder. René Kohler stammt ursprünglich aus dem Schweizer Alpen, ist bereits als Lehrling auf den Hof gekommen, inzwischen aber längst Agraringenieur und kümmert sich um Verarbeitung und Vermarktung. Neben dem kleinen, rotgeschmierten Frohsinn gibt es Hart- und Schnittkäse, Camembert und frische Käse sowie wunderbaren Quark.
Besonders der Frohsinn verkörpert für mich die ruhige Bestimmtheit, die hier herrscht. Unaufgeregt und doch ohne Zögern, voller Überzeugung. Er entsteht ausschließlich aus Morgenmilch, weil durch das Kühlen der Abendmilch über Nacht das Kalzium „träge“ wird – gutes Timing ist unabdinglich, um die Milch so einfühlsam in Käse zu begleiten. Die Rotschmierkulturen auf der Rinde sorgen für ein feines, angenehmes Knirschen, sind durch einen Hauch Weißschimmel gezähmt, der Teig milchig, nach hinten leise erdig-bitter (so ist das Leben). Wenn er mit etwa vier Wochen verkauft wird, kann er noch mehrere Wochen weiter reifen, allerdings sollte man ihn dann aus der Folie auswickeln und in Papier betten, damit sich sein Frohsinn richtig entwickeln kann.
Laßt Euch also die Laune auch in diesem neuen Jahr von nichts und niemandem verderben – eßt mehr frohgesinnte Käse!
PS: Die Käse von Hof Berg gibt es auf rund 15 Wochenmärkten in der Umgebung, und Freitagnachmittag ist der Verkauf auf dem Hof geöffnet – wo man sich übrigens auch in einem superschönen Ferienhaus einmieten kann.