Johanna Rädecke

Redakteurin

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Neues aus Niedersachsen

17. Januar 2022

Das neue Jahr bringt frischen Wind ins Leben. Bewegung und frische Luft bieten im Februar auch der neue Erlebnispark „Wuppdi” auf Baltrum oder Wanderungen auf den niedersächsischen Touren, die für Deutschlands schönsten Wanderweg nominiert sind. Und im Kunsthaus Göttingen weht ein Hauch Hollywood. Ein paar Tipps aus Niedersachsen.

Landschaft Totengrund in der Lüneburger Heide  

„DEUTSCHLANDS SCHÖNSTER WANDERWEG“: DREI NIEDERSÄCHSISCHE WEGE NOMINIERT

Der bekannteste Wettbewerb für Wanderwege in Deutschland geht in die nächste Runde. Seit vierzehn Jahren präsentiert die Fachzeitschrift Wandermagazin die schönsten Touren und Routen. Aus fast 100 Bewerbungen wurden nun die 25 Finalisten festgelegt. Alle Wanderbegeisterten haben bis zum 30. Juni die Gelegenheit, im digitalen Wahlstudio für ihren Favoriten zu stimmen.

Der 82 Kilometer lange Ith-Hils-Weg vertritt Niedersachsen in der Kategorie Mehrtagestouren. Der Rundweg führt durch vielfältige Landschaften und ist für seine spektakulären Klippen, weiten Ausblicke und bizarren Felsformationen bekannt. Die Lüneburger Heide sichert doppelte Chancen für den Sieg in der Kategorie Tagestouren. Die „Heideschleife Radenbachtal“ ergänzt den beliebten Heidschnuckenweg und führt auf sandigen Pfaden durch das Reich der Schnucken und Wildpferde. Der „Rundwanderweg Eimke, Wichtenbeck und Ellendorfer Heide“ führt durch die Wacholderheide und startet in einem der ältesten Dörfer der Lüneburger Heide, in der Besucher die 700-jährige Feldsteinkirche bewundern können.

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BALTRUM: ERLEBNISPARK „WUPPDI“

Der Bewegungs- und Erlebnispark „Wuppdi“ (plattdeutsch: „beweg Dich“) lädt mit besonderen Freiluft-Stationen Kinder bis Senioren zur kostenlosen Nutzung der Geräte ein. Ob Doppelseilbahn, Trampoline oder die drehbaren Himmelsgucker-Liegen – alles ist naturschutzgerecht in das orts- und strandnahe Dünengelände eingepasst.

Der finanzielle Clou für das finanzschwache kleine Eiland: zwei Drittel des 300.000€ Projekts konnten im Wettbewerb mit anderen Projekten aus Fördergeldern des LEADER-Programms der Europäischen Union* gewonnen werden. Baltrum hatte sich als Mitglied der WattenmeerAchter-Region (Ostfriesische Inseln und die Stadt Norden) um LEADER-Fördergelder beworben und für den Dünenpark „Wuppdi“ den Zuschlag bekommen. Nun fließen knapp 200.000€ EU-Gelder in das Inselprojekt. Den Rest steuern engagierte Insel-Vereine (Gode Tied, Baltrum-Aktiv, Kultur- und Sportverein, Tidenhus) sowie die Gemeinde, der Landkreis Aurich und viele Einzelspender bei. 

Der generationsübergreifende Erlebnis- und Bewegungspark bietet Stationen und moderne Bewegungsapparate die sowohl mobilitätseingeschränkte Menschen, als auch Kinder, Familie und sogar Leistungssportler*innen ansprechen soll. Dieser Ansatz war dem Baltrumer Sozial- und Pflegeverein Gode Tied – als einem der Hauptinitiatoren – besonders wichtig, so Eva Friedrich, vom Pflege- und Sozialverein Gode Tied: „Wir wollten mit „Wuppdi“ alle ansprechen, eben auch Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind. Deswegen befinden sich einige der Stationen direkt neben den Fußwegen, so dass sie auch z.B. mit Rollatoren gut zu erreichen sind. Denn Bewegung, so spielerisch und so freudig wie möglich, ist für uns alle wichtig und ist nicht zuletzt auch eine großartige Demenzprophylaxe.

Der Dünen-Erlebnis- und Bewegungspark schafft zudem noch etwas, was gerade in Corona-Zeiten für Urlaubsgäste und Insulaner fehlte – die sogenannte „Sonnenmulde“ bietet wieder die Möglichkeit, kleinere bis mittlere Veranstaltungen, wie Konzerte, Lesungen oder Kindertheater stattfinden zu lassen – unter freiem Himmel.


EIN HAUCH HOLLYWOOD IN GÖTTINGEN

Hollywooods Starruhm wäre nichts ohne die Fotografie. Schon während der Stummfilmzeit überflutete die amerikanische Filmindustrie ihr Publikum mit schillernden Bildnissen, die schon durch die Künstlichkeit und Eleganz von Komposition, Lichtsetzung oder Retusche „größer als das Leben“ wirkten – und für die sich schließlich, um 1930, ein Begriff etablierte, der noch heute für den Glanz des Kinos steht: Glamour.

Unter den vielen Lichtbildnern, die diesen Stil gemeinsam prägten, stand in erster Reihe eine Frau: Ruth Harriet Louise (1903 -1940). Sie war die erste Person, die überhaupt von einem Filmstudio als Porträtfotografin angestellt wurde. Von 1925 bis 1930 leitete sie die „portrait gallery“ beim Branchenprimus Metro-Goldwyn-Mayer. Gerade 22 Jahre alt wurde sie von Studiochef Lewis B. Mayer entdeckt, nachdem sie ihrer Cousine, dem Filmstar Carmel Myers, in die Traumfabrik gefolgt war. Zwischen 1925 und 1930 porträtierte sie sämtliche Stars und Regisseure, die dort unter Vertrag waren. Darunter Joan Crawford, Norma Shearer, Marion Davies, John Gilbert, Lon Chaney und natürlich die weltweit bewunderte Schönheit, die Schwedin Greta Garbo, deren Erscheinungsbild sie maßgeblich prägte. Auch wenn uns viele Posen der Stars bekannt vorkommen, sind sie häufig Einzelstücke – schließlich verlangten die mächtigen Filmzeitschriften nach Exklusivität. 

In den nur fünf Jahren bei MGM belichtete Louise ca. 100.000 Negative. Nach ihr erhielten über Jahrzehnte nur noch männliche Fotografen feste Anstellungen in Hollywood-Studios. Ihr Blick veränderte auch die Sicht auf die weiblichen Stars und beflügelte eine andere, eher fetischisierende Ästhetik. Louises oft spielerische Arbeit mit den Stars auf Augenhöhe geriet lange in Vergessenheit – gemeinsam mit der Unschuld des amerikanischen Stummfilms.

Fast ein Jahrhundert nachdem ihre Karriere begann, erlebt Louise nun im Kunsthaus in Göttingen ihre erste deutsche Ausstellung in musealen Räumen, fast ausschließlich in historischen vintage-prints.

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