Der diesjährige Nachhaltigkeitspreis Schleswig-Holstein wurde Ende Mai unter anderem an Riekens Landmilch vergeben, die mit ihrem Konzept die Jury überzeugen konnten. Riekens Landmilch kam auf den ersten Platz, der mit 5.000 Euro dotiert wurde.
Der Eichhof ist ein Familienbetrieb, der in 4. Generation Milch und Milchprodukte eigener Kühe verarbeitet.
Der Grundsatz „Im Einklang mit der Natur“ wurde als Leitbild begriffen. 2017 ermöglichte eine Erweiterung des Betriebes durch Pacht die Umstellung auf die ökologische Wirtschaftsweise.
Schon vor der Umstellung auf ökologisch zertifizierte Landwirtschaft wurde so weniger Dünger wie möglich gestreut und auf Pflanzenschutzmittel weitestgehend verzichtet.
Ende Mai überreichte Umweltstaatssekretärin Dorit Kuhnt den Preisträgerinnen und Preisträgern den Nachhaltigkeitspreis Schleswig-Holstein. Den mit 5.000 Euro dotierten ersten Platz belegte der Direkt Erzeuger „Riekens Landmilch“ aus Großbarkau, Kreis Plön.
„Dass wir unsere Gewohnheiten im Alltag, im wirtschaftlichen Handeln, im Umgang mit der Natur und im gesellschaftlichen Miteinander überdenken und neu justieren müssen, merken wir in allen Lebensbereichen“, so Dorit Kuhnt. Dabei gelte es, Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und soziale Gerechtigkeit gemeinsam zu denken. Sie erklärte, „Nur, wenn wir all diese Aspekte von Nachhaltigkeit zusammenbringen, schaffen wir es, unser Leben zukunftsfähig zu gestalten.“
Regenerative Landwirtschaft und Direktvermarktung, Bildung für nachhaltige Entwicklung,Bauernhofpädagogik und innovatives Wirtschaften sind nur einige der Punkte, mit denen die Preisträger die Jury überzeugt haben. Zudem lobte die Jury die Verbindung der Tradition des Familienbetriebs mit umfassender Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsgesichtspunkten, sowie die Angebote, die Landwirtschaft und Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Hof zusammenbringen.
Die Jury setzte sich aus Vertretern der Bereiche Umwelt und Landwirtschaft, Wirtschaft, Innovation und Zukunftsfähigkeit, Bildung und Schule, Kommunen und Soziales, Globales und Eine Welt, Kultur und ländlicher Raum und einem Medienvertreter zusammen.
Ausgerichtet wird der Nachhaltigkeitspreis vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein.
Ökologisch aus Überzeugung
Die Rieckens arbeiten aus Überzeugung ökologisch: „Wir legen größten Wert auf eine traditionelle und nachhaltige Landwirtschaft, die sich jedoch nicht der modernen Technik verschließt. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, komplett auf Produkte mit gentechnisch veränderten Organismen in Futtermitteln oder Saatgut zu verzichten. Denn nach wie vor wissen wir nicht genau, welchen Einfluss diese auf unseren Organismus langfristig haben können. Auch deshalb erzeugen wir einen Großteil des Tierfutters auf unseren eigenen Feldern selbst, um Nachhaltigkeit und Natürlichkeit gewährleisten zu können“.
Ein innovatives Weidekonzept, eingeführt durch Bert Riecken, ermöglicht es, die Rinder lohnend grasen zu lassen und fördert so das Tierwohl, die Biodiversität und die Ästhetik des Landschaftsbildes. Der Ackerbau und zunehmend auch die Weiden werden nach neusten Erkenntnissen der Wissenschaft nach regenerativen Prinzipien bewirtschaftet.
Die so erzeugte Milch sollte dem Hof und den Tieren zugutekommen, die sie erschaffen.
So wurde 2006 die Direktvermarktung etabliert, die Unabhängigkeit vom Markt, sowie regionale Wertschöpfung schaffen sollte. In einer eigenen Molkerei wird die Milch seit jeher zu Produkten wie Vollmilch, Joghurt und Quark veredelt. Immer mit dem Ziel, das Produkt so wenig wie möglich zu verändern. Die dafür benötigte Wärme wird von einer Holzhackschnitzelheizung bereitgestellt. Seit einiger Zeit wird mit einem benachbarten Betrieb kooperiert, der einen Teil der Milch zu Hartkäse verarbeitet.
Mit diesem Konzept wird einigen Menschen eine Lebensgrundlage und ein interessanter Arbeitsplatz geboten. Darüber hinaus ist der Betrieb zu einer Lehr- und Pädagogikeinrichtung geworden. Schulklassen, Kindergruppen sowie Erwachsenen und Studierenden wird die Möglichkeit geschaffen auf und um den Hof die Natur zu erleben, Landwirtschaft kennenzulernen bis hin zu komplexe Problematiken der Lebensmittel zu diskutieren.
2020 wurde für diese Zwecke ein eigener Bauernhofkindergarten mit dem gemeinnützigen Trägerverein KITA Natura eG geschaffen.
Um den Menschen noch eindrucksvoller und erlebnisreicher die Berufungen zu erklären, wird ein Erlebnis-/Lehrpfad erschaffen. Hier sollen mit Informationstafeln und einem Rundgang entlang der Stallungen Lehrinhalte vermittelt werden.
Die fünfte Generation
Das Thema Nachhaltigkeit ist auf dem Eichhof mit der Rückkehr nach seinem Studium von Junior Felix auf eine neue Ebene gehoben worden. Angetrieben, einen Beitrag gegen die Klimakrise zu leisten und gesunde Lebensmittel zu erzeugen ohne einen negativen Einfluss auf die Natur auszuüben, hat er sich während des Studiums intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt und Antworten gefunden.
Die neuartige Agroforstwirtschaft, die durch Felix Riecken um Studium erforscht und nun in der Praxis erprobt wird, führt die Landbewirtschaftung auf dem Eichhof in eine neue Ära. Durch die Integration von Gehölzen auf den Flächen wird eine Vielzahl von Mechanismen und Folgewirkungen erzeugt, die sich positiv auf fast alle Bereiche auswirkt und zudem eine Anlage von Vermögenswerten in die Zukunft für nächste Generationen schafft. Weiter ist das langfristige Ziel alle Futtermittel auf den eigenen Flächen anzubauen und so eine in sich geschlossene Kreislaufwirtschaft zu etablieren.
Zukunftspläne
Das Projekt Agroforst wird sukzessive erweitert. Im Moment läuft die Planung einen 7 Hektar großen Acker mit Bäumen und Sträuchern sowie Gemüse zu bereichern. Möglicherweise hält in diesem Zuge eine eigene Agroforstbaumschule Einzug auf den Betrieb.
