Barbara Maier

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Milchverkostung

Geschmackstage auf Hof Fuhlreit
2. Mai 2018

Anlässlich der schleswig-holsteinischen Geschmackstage hatte der Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger, der rund 40 Direktvermarkter bundesweit vertritt, im April zu einer Verkostung von verschiedenen Milch- und Joghurtsorten von sieben lokalen Herstellern aus dem Norden geladen. Gastgeberin war Gunda Sierck vom Hof Fuhlreit in Kropp bei Rendsburg, die seit acht Jahren erfolgreich die Hofeigene Meierei „Geestfrisch“ betreibt.


Einfach mal schmecken

Ins Leben gerufen wurden die Geschmackstage durch eine gemeinsame Initiative des Sternekochs Johann Lafer und dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), die erstmals im Jahre 2008 stattfanden. Aus diesem Pilotprojekt hat sich inzwischen deutschlandweit ein großes Aktionsprogramm rund um den Genuss, die regionale Vielfalt sowie der saisonal handwerklich produzierten Lebensmittel entwickelt.

Seit 2012 ist der Verein „Geschmackstage Deutschland e.V.“ der Veranstalter dieser Events. Gastronomen, landwirtschaftliche und gärtnerische Betriebe, Erzeuger und Vermarktern handwerklich erzeugter regionaler Lebensmittel, Kitas, Schulen und Kantinen, sowie viele andere engagieren sich für eine neue Ess- und Genusskultur in Deutschland. Dies beinhaltet zwangsläufig die Wiederentdeckung der Wertschätzung für Tiere und Pflanzen, sowie den achtsameren Umgang mit den selbigen.

Das diesjährige Bundestreffen der Regionalbewegung, welches vom 3. bis 5. Mai in Frankfurt stattfindet, wird zum Dreh- und Angelpunkt der Regio Branche. Regionalinitiativen, Politik und Wirtschaft sowie zahlreiche regional bewegte Akteure aus der Republik, haben dort die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme, Informationsaustausch, sowie zum Wissenstransfer zu Regionalentwicklungskonzepten. Hier werden auch die weiteren noch in diesem Jahr statt findenden Geschmackstage geplant.

© Barbara Maier

Bundesverband Milchdirektvermarkter

Die Veranstaltung am 21. April 2018 wurde mit dem Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger organisiert. Dieser ist die fachliche und politische Vertretung der Interessen von Landwirten, die sich auf die Direktvermarktung von Milch und Milchprodukten spezialisiert haben. Diesem Verband liegt im Besonderen die natürliche Produktvielfalt der Hofmolkereien, die Stärkung der regionalen Landwirtschaft, die Produktion hochwertiger Lebensmittel sowie der Erhalt naturbelassener Produkte wie Vorzugsmilch am Herzen.

Direktvermarktung bedeutet an jedem Tag im Jahr den Tierbestand zu pflegen, Familienmanagement und Personaleinsatz, den ständigen Dialog mit Bürgern und Verbrauchern, sowie kontinuierliche Qualitätskontrolle und großes Engagement.


Milchhistorie

Ursprünglich war die Milch den Babys von Menschen und Säugetieren für die Zeit des Stillens und Säugens vorbehalten, denn nur bei ihnen wurde in der Vergangenheit das Enzym Laktase gebildet, das zum Abbau von Lactose dient. Nach der Entwöhnung wurde die Lactase nicht mehr benötigt und das Lactase-Gen nicht mehr exprimiert.

Ein kultureller Evolutionsschritt lässt dieses Gen inzwischen bei den meisten Europäern auch noch im Erwachsenenalter aktiv sein.

Die Domestizierung von Rindern, Ziegen und Schafen begann, so vermuten Forscher, vor etwa 10.000 Jahren im Nahen Osten. Dies geschah schon zu damaliger Zeit, um eine ständige Fleischreserve zur Verfügung zu haben, doch auch, um sich die Häute und Felle zu Nutzen zu machen.

Inzwischen wissen Forscher, dass Kuhmilch in der Ernährung der Menschen bereits seit 8500 Jahren eine Rolle spielt. Zu dieser Erkenntnis gelangten sie, durch die Untersuchungen mit neuesten technischen Möglichkeiten von damaligen Tonkrügen, die sie bei Ausgrabungen in Südosteuropa und der heutigen Türkei entdeckten, in denen sich Milchrückstände befanden.

Frühestens gegen Ende des 16. Jahrhunderts begann die „Massenproduktion“ von Milch in Nordeuropa, insbesondere in England. Dort wurde die Landwirtschaft umgestellt um sie ertragreicher zu gestalten.

Das Milch zu unseren mehr oder weniger täglich genutzten Lebensmitteln gehört, ist mit dem Beginn der Industrialisierung seit dem 18. Jahrhundert der Fall.

Auch in der Herstellung von Kosmetika spielte Milch eine Rolle. So wussten schon die alten Römer, Griechen und Ägypter, dass Milch sich positiv auf die Geschmeidigkeit der Haut auswirkt. Auch Kleopatras vielgepriesene Schönheit soll unter anderem auf regelmäßige Milchbäder zurückzuführen sein.

© Barbara Maier

Geschmack auf der Probe

Die Blindverkostung der sieben verschiedenen Milchsorten auf dem Hof Fuhlreit war ein vergnügliches und spannendes Erlebnis. Jörn und Gunda Sierck besitzen 66 Milchkühe, deren Milch in der eigenen Meierei schonend pasteurisiert und zum Verkauf in Flaschen abgefüllt wird. Doch auch andere leckere Milchprodukte wie Quark, Joghurt, Sahne, Butter, Käse und inzwischen auch Eis, werden hier nach alter Handwerkskunst und feinheimischen Kriterien hergestellt.

Neben der Meierei Geestfrisch waren noch fünf Direktvermarkter aus der Region am Start.

Bei der Blindverkostung lag deutlich die Hausmarke von Geestfrisch mit der Biomilch von Rieken geschmacklich weit vorne. Beide Sorten hatten eine gelbliche Farbe und hinterließen im Glas leichte Rahmränder.

Jörn Sierck erklärte, dass außer der schonenden Verarbeitung eben das Futter die entscheidende Rolle spielt, da man mit diesem den Geschmack der Milch stark beeinflussen könne. So bekommen die Fuhlreit Kühe durch die Weidehaltung von Mitte April bis Anfang Oktober viel frisches Gras und etwas Kraftfutter. In den Wintermonaten werden sie mit dem selbst angebautem Mais, Heu, Lupinen und Kraftfutter gefüttert.

Auch bei der Verkostung von Naturjoghurt der verschiedenen Direktvermarkter gab es große Unterschiede im Geschmack und bei der Konsistenz. Eindeutig war, dass je höher der Fettgehalt, desto geschmackvoller der Joghurt ist. Sehr interessant war aber auch, dass die geschmacklichen Empfindungen der ca. 20 Teilnehmer oft weit auseinander lagen. Der Joghurt, der von den einen als cremig und süßlich bezeichnet wurde, wurde von anderen als säuerlich und wässrig empfunden. Geschmack ist eben auch subjektiv. Und Milch ist nicht gleich Milch.

© Barbara Maier

Geschmackstage Deutschland e.V.

Hindenburgstraße 11
91555 Feuchtwangen
Tel. (09852)-13 81
E-Mail: geschaeftsstelle@geschmackstage.de
www.geschmackstage.de

BUNDESVERBAND MILCHDIREKTVERMARKTER UND VORZUGSMILCHERZEUGER

Up`n Saal 7
21255 Dohren
Tel: 04182 / 291 80 01
www.milch-und-mehr.de

Hofmeierei Geestfrisch
Gunda Juliana Sierck
Fuhlreit 4
24848 Kropp
Tel: 04624 450329
E-Mail: info@meierei-geestfrisch.de