Ehre sei Dir, glückbringendes Gesicht,
aus: Robert Burns, Address to a Haggis 1786
oh Häuptling des Puddingvolks!
Am 25 Januar 2021 ist der 262. Geburtstag von Robert Burns (1759-1796), der weltweit von Schotten, Schottophilen und allen kilttragenden Highländern begangen wird. Burns Supper, das Mahl zu Ehren des Dichters von Auld Lang Syne, ist inzwischen der inoffizielle Nationalfeiertag für alle mit Hang zum Essen und Trinken, neben dem offiziellen Nationalfeiertag für Seele und Politik am 30. November St.Andrewsday.
Berg- und Talhaggis
Das Procedere ist immer gleich, das Rezitieren von Burns‘ Werken führt zum Höhepunkt, dem Gedicht zu Ehren der Nationalspeise Haggis (siehe oben), während dessen Verlesen oder Aufsagen ein Haggis auf den Tisch kommt, der zum Gedicht aufgestochen wird und anschließend mit Rüben- und Kartoffelmus auf den Tellern und in den Mägen der Versammelten endet. Haggis, ein Geheimnis, das keines ist, denn alle Geschichten über dieses Tier, das die schottischen Berge bevölkert, sind unbestätigt. Es soll zwei Arten geben, den Berg- und den Talhaggis. Der eine hat links längere Beine, um an den Hängen gerade stehen zu können, der andere rechts kürzere Beine, um in den Senken nicht umzukippen. In Wirklichkeit ist der Haggis ein gefüllter und gekochter Schafsmagen, in dem sich neben Hafermehl alles nur vom Schaf findet, aber auch wirklich alles, vor allem Innereien, gut gewürzt und mit Zwiebeln versetzt. Zum Essen und danach werden schottische Whiskeys gereicht und mit und ohne Toast verkostet, gelobt und getrunken.
Schottland ist inzwischen zu einer richtigen Marke geworden. Filme, Whiskeys, Kleidung, alles Schottische ist Kult. Nicht zuletzt die schottische Geschichte mit ihren tragischen Helden, dazu eine gewaltige Landschaft und jede Menge Alleinstellungsmerkmale sind ein nordisches Gesamtkunstwerk. Nordisch? Aber gewiss, Schottland ist ein Teil des Nordens, daher auch die Huldigung hier bei Nordische Esskultur. Seit archaischen Zeiten waren Norwegen und Alba, so der gälische Name des Landes, eng verbunden. Auf dem Friedhof der heiligen Insel Iona, wo der schottische Mönch Columban ein Kloster gründete, von dem die Mission des gesamten Nordens ausging, liegen 8 norwegische Könige, zusammen übrigens mit Macbeth. Die Dialekte im Nordosten sind immer noch voller nordischer Vokabeln, geologisch und zoologisch ist der Norden eh allgegenwärtig. Fjorde, Seen und Inseln, postglacial geformt. Sogar in der subkontinentalen Einteilung der Vereinten Nationen ist Schottland Teil Nordeuropas.
Und nicht zuletzt ist der Lachs der Fisch der Wahl in der gesamten Region, aber heute steht der Haggis im Fokus, alles von Schaf, aber auch wirklich alles vom Schaf, und dazu Torf und nordisches Wasser in seiner schönsten Form, Lebenswasser, Aquavit oder gälisch Whiskey, sláinte!
Haggisrezept für Nordlichter
Sie fühlten sich immer schon schottisch, tragen lieber Röcke und trinken Single Malts? Sie wollen kurzfristig noch in diesem Jahr ein Burns Supper zelebrieren? Dann los:
Einkaufsliste
(Dinge, die nicht stilecht sind, aber schnell zu bekommen sind)
- 1 Bratschlauch
- 1 kg Lammhack
- 250 g Lammleber
- 250 g in Salzwasser weichgekochte Hafergraupen
- 1 große Zwiebel, Salz und Pfeffer
- 1 Tüte Kartoffelbrei
- 6 gekochte und gemuste Karotten
Nicht zwingend nötig, aber stilecht
- 1 Schottenrock
- 1 Dudelsackpfeifer (ersatzweise 1cd Red hot chili pipers)
- 3 verschiedene Single Malts
- Sixpack britisches oder irisches Bier
Zubereitung
Das Hack, die kleinstgeschnittene Leber, gehackte Zwiebel, Graupen, Salz und ordentlich Pfeffer mischen, in den Schlauch füllen und bei 175 Grad 2 Stunden im Ofen backen.
Schottisch kleiden.
CD anmachen, Bier öffnen, Haggis zum Gedicht von Robert Burns auftragen und dazu Kartoffelmus und Wurzelmus servieren, Single Malts dazu reichen und schottisch fühlen!
Anmerkung des Herausgebers
Dieser Text unseres Autors entstand im Januar 2018. Da wir zu der Zeit neben Norddeutschland nur über Skandinavien berichteten, ist der Artikel nie erschienen. Seit Frühjahr 2019 richten wir unseren Blick auch auf die britischen Inseln. Auch auf Anregung unseres geschätzten Autors hin. Michael Engelbrecht verstarb am 4. März 2019. Sláinte Michael!