„Wir haben uns seit Jahren gewundert, dass dieses Thema ausgerechnet in Segeberg noch keiner besetzt hat.“ Seit 65 Jahren pilgern die Massen Sommer für Sommer an den Kalkberg (englisch übrigens „lime mountain“, daher der Untertitel im Namen), lachen und leiden mit Winnetou, Old Shatterhand und Uschi Glas, pardon!, Nschotschi. Und auf der ganz nahen Verköstigungsmeile am Rande der Arena gibt es ja auch sowas wie „Western Pommes“ und ähnliche, eher per reiner Namensänderung auf „Country“ gestylte Verpflegung, aber einen waschechten SALOON gab es nicht in der Karl May-Stadt – bis das MONES kam. Das „Mones“ liegt zwar ein kleines Stück weit entfernt vom Touristentrubel in einem kleinen Gewerbegebiet, etwas versteckt hinter Post und Supermarkt, hat aber trotzdem eingeschlagen wie eine Bombe der Daltons.
Saloon für einfachen Genuss
„Und noch ne Burgerbude“ … mag der Eine oder Andere gedacht haben im April 2016, als das „Mones“ an den Start ging. Aber was Simone Roth (Mone wird sie von allen genannt – die Namensgeberin des Saloons) und Gatte Olli sich hier über mehrere Jahre erträumt, erdacht und am Ende in die Tat umgesetzt haben, geht weit darüber hinaus.
Auch die Beschreibung „American Diner“ trifft es noch lange nicht, was den hungrigen Gast erwartet.
Ja, es gibt Burger dort in vielen erdenklichen Versionen, auch frittierte Kartoffeln, Ribs, Steaks & Dips, Soups & Salads, auch Pancakes fehlen nicht. Es ist aber ein warmer, fast rauchig wirkender Saloon (selbstredend haben hier Zigaretten keinen Zutritt), üppig dekoriert mit allem, was Bonanza-Fans lieben und eben kein kühler Aluminium-Plastik-Imbiss, vor allem aber hebt der Qualitäts-Anspruch des Ehepaars Roth diesen Ort aus jedem „Fast Food“-Kontext heraus.
Und dies ist natürlich auch der Grund, weshalb die „Nordische Esskultur“ auf dieses Projekt aufmerksam wurde. Es ist sicher eine rustikale Kultur, die hier gepflegt wird, aber sie ist nordisch regional und hochwertig.
Simone Roth, gebürtige Lübeckerin und ihr Mann Oliver, der ursprünglich Allgäuer Wurzeln hat, waren früher in der Logistikbranche tätig, wohnen seit Jahren auf einem Bauernhof im Örtchen Blunk. Dort hegen sie alte Nutztierrassen, züchten Kräuter & Gemüse und bringen z.B. einen guten Teil der Eier von den eigenen Hühnern mit in das Geschäft. Die beiden kaufen auch fast ausschließlich in der unmittelbaren Umgegend und sehr hochwertig ein. Das Fleisch kommt vom „Feinheimischen“ Schlachter Einfeld und vom Giekauer Galloway und, was das Entscheidende ist, die Küche des „Mones“ weiß damit umzugehen. Chefkoch Paul Döring, der sogar das Berliner „Adlon“ in seiner Vita stehen hat und Kollege Stefan Gluth harmonieren prächtig in der kleinen Küche. Die beiden fertigen tatsächlich jeden einzelnen Dip (und es gibt reichlich zur Wahl hier!) selber, alle Salate und, was dem Autor besonders positiv auffiel, ihre ganz eigene Version von „Pommes“.
Golden Nuggets
Wahrscheinlich die besten frittierten Kartoffeln seit ganz langer Zeit konnten wir hier genießen. „Golden Nuggets“ heißen sie, obschon sie eben SCHEIBEN sind statt Balken, ca. 3 mm dick, sehr knusprig mit hauchdünner Schale und trotzdem saftig. Nicht fettig, aber auch nicht trocken; die Dinger alleine lohnen fast schon einen Planwagen-Treck in den Wilden Westen. Ein großes Lob für diese Eigenkreation!
Steaks, darunter auch „Flank“ und „T-bone“ auf der Karte neben klassischem Rumpsteak und Filet, werden auf einem Lavasteingrill höchst fachmännisch auf Wunsch-Garpunkt gegrillt.
Dies gilt übrigens auch für die Burger, welche es hier natürlich auch gibt. Weil das Hackfleisch täglich frisch hergestellt wird, ist auf rechtzeitigen Zuruf auch mal ein „medium“ möglich, für waschechte Burgerfans ja sowieso ein Muss. Wer nix sagt, bekommt das Fleisch aber auch weiterhin saftig, jedoch „durch“ gebraten. Nicht jeder mag die Konsistenz eines halbrohen Hackfleisches zu schätzen, man geht daher lieber auf Nummer sicher; man ist ja nicht in Hamburg, wo man den Griller (z. B. im „The Bird“) fast schon bedrohen muss, um seinen Patty durchgebraten zu kriegen.
Die Brötchen, der Auskenner sagt „Buns“, kommen vom örtlichen Handwerksbäcker ebenso wie die zwei Sorten Baguette (welches jeder Gast vor dem eigentlichen Essen mit frischem Quark vorab serviert bekommt) und die Spezialbrote für die „Superior Hot Dogs“, in denen eine veritable Galloway-Wurst saftig ruht, ganz weit weg vom typisch roten Billig-Tentakel.
Alles vom Rind
„Spare Ribs“ vom Schwein verkneifen sich die Roths, obwohl kostenmäßig sicher deutlich einfacher kalkulierbar. Denn sie hatten Lust auf die dunklen Rippen vom Rind, „Short Ribs“ genannt, in denen eine kleine feine Fettader für Saftigkeit sorgt. Stundenlang und langsam weich geschmurgelt und in hauseigene BBQ-Sauce getaucht, sind sie wirklich was Besonderes.
Es ist schwer, sich hier Platz zu lassen für die „Pancakes“, die Portionen sind üppig und es mundet schließlich, man sollte es aber versuchen. Handgemachter frischer Teig, weit weg vom Backpulver-Gewitter fertiger Mischungen, wird hier frisch zu fluffigen Küchlein, obenauf außer eigentlich obligatorischem Ahornsirup auch reichlich andere „Spreads“, also Aufstriche zur Auswahl.
Die Gerichte haben sämtlich „Karl Mayische“ bzw. Western-affine Namen. Von „Sitting Bull“ (Gulaschsuppe) über „Desperado“ (Chili con Carne) und „Yukon Mushrooms“ für gebratenes Zwiebel-Pilz-Gemüse bis hin zum „Marterpfahl“, welcher eine gegrillte Makrele am Holzspieß (in Franken heißt sowas Steckerlfisch) benennt.
Das mag dem etwas konservativeren Genießer unnötig erscheinen, aber es passt nun mal zum Konzept und vom Besuch abhalten lassen sollte er sich davon nicht.
Allzu feingeistige Gourmets seien aber auch ein wenig gewarnt: es ist kein gediegenes „Fine Dining“-Restaurant, welches er in der Theodor-Storm-Straße betritt, es ist etwas lauter hier an den blanken Holztischen, man wird ausschließlich geduzt und immer donnerstags erklingen live von der kleinen Showbühne passende Klänge wechselnder Bands.