Michael Engelbrecht stellt in seinem Buch über die Geschichte der Nordischen Welt auch Rezepte nach Art der Jungsteinzeit vor. Lässt sich ohne Probleme nachkochen und schmeckt sogar.
Rentier nach Art der Jungsteinzeit
Bis heute gibt es Züchter, die ihre Rentiere im Winter schlachten und die Einzelstücke im Freien durch Einfrieren haltbar machen. Wenn Fleisch gebraucht wird, werden von den gefrorenen Stücken mit dem Messer hauchdünne Schichten abgeschabt, die beim Braten wie Hackfleisch krümelig zerfallen. Diese Methode sorgte für den Namen Schabefleisch für Hack, in den skandinavischen Sprachen skav. Im Supermarkt ist tiefgefrorenes vorgeschnittenes Elch- oder Rentierfleisch aus der Schulter unter der Bezeichnung älgskav oder renskav erhältlich. Der Ziegenkäse im Rezept ist eine moderne Variante, die es sämig und pikant macht.
Zutaten für vier Personen
500 g gehacktes Rentierfleisch (funktioniert auch mit Elch oder Hirsch)
500 g Pfifferlinge oder andere Pilze
250 ml Sahne
1 Zwiebel
100 g Ziegenkäse (karamellisierter norwegischer Geitost)
250 g Preiselbeeren
50 g Butter
1 EL Senf
Zum Würzen: Senf und eine Prise Salz, zum Ablöschen: ein Schuss Rotwein oder Brühe
Zubereitung
Das Fleisch mit der gehackten Zwiebel in der Butter scharf anbraten. Die geputzten Pilze hinzugeben und einen Augenblick mitbraten. Mit Rotwein oder Brühe ablöschen. Die Sahne und den Senf hinzufügen und den braunen Ziegenkäse hineinrühren, so dass die Soße eindickt.
Mit Salz abschmecken. Preiselbeeren mit etwas Wasser und Honig kochen, bis die Hälfte der Preiselbeeren platzt und sich eine dickflüssige Masse bildet. Einen Esslöffel davon zum Fleisch geben, den Rest als Beilage zum Gericht reichen. Dazu frisches Brot oder jungsteinzeitlichen Getreidebrei servieren.
Jungsteinzeitlicher Getreidebrei
Vor einigen Jahren rekonstruierten Experimentalarchäologen Getreidespeisen aus den Mägen von Moorleichen. Noch heute ist Getreidebrei in verschiedenen nordischen Regionen Teil der Ernährung. Auf den britischen Inseln ist es porridge (Haferschleim), in Schweden välling (Mehlbrei) und in Finnland ruispuuro (Roggenbrei). Dieses Essen kann aus den verschiedensten Getreideprodukten wie Graupen, Grütze, Grieß oder Flocken zubereitet werden. Graupen sind geschälte und polierte Gersten- und Weizenkörner ohne Keim. Grütze wird aus Hafer, Gerste, Roggen, Weizen oder Buchweizen hergestellt, indem die Körner geschält und zerteilt werden. Beim Grieß handelt es sich eigentlich um ein sehr grobes Getreidemehl. Werden die Körner durch Dampf und trockene Hitze behandelt und anschließend zerkleinert und gepresst, erhält man Flocken. Je nach Getreideprodukt muss bei der Zubereitung mehr oder weniger Hitze und Flüssigkeit zugeführt werden, um das jeweilige Gericht genießbar zu machen.
Zutaten für vier Personen
250 g grob gemahlenes Getreide
500 ml Wasser
250 ml Milch
1 Handvoll gehackte Nüsse
1 Handvoll Beeren (Waldbeeren, Blaubeeren, Moltebeeren)
1 EL Honig
frische Kräuter und Salz
Zubereitung
Das Getreide eine halbe Stunde im Wasser quellen lassen, dann aufkochen. Die Milch hinzugeben und weiterköcheln lassen, bis ein dicker Brei entsteht, dabei ständig umrühren. Vom Herd nehmen und Nüsse, Beeren und Honig unterrühren. Mit Salz und frischen Kräutern abschmecken.
Als Getränk zum Rentier-Getreidebrei-Menü empfiehlt sich Bier.
Bier nach Art der Steinzeitbauern
Noch heute wird auf vielen skandinavischen Höfen Bier gebraut. Außerdem sind regionale Brauereien wieder in Mode gekommen. Dabei werden viele verschiedene helle und dunkle Biersorten hergestellt. Ihr Geschmack und die Farbe variieren durch die Art der verwendeten Hefe. Es werden obergärige und untergärige Sorten unterschieden, je nachdem, ob die Hefe nach der Gärung an der Oberfläche schwimmt oder auf den Grund des Gefäßes absinkt. In der Steinzeit wurde dem Bier durch Beeren oder Blätter ein besonderer Geschmack gegeben.
Analysen belegen, dass schon damals Heidegagel (skandinavisch pors) verwendet wurde. Auch heute noch wird in Skandinavien und Norddeutschland Bier mit Heidegagel gebraut und außerdem PorseSchnaps gebrannt. Der Gagelstrauch wächst in ganz Nordwesteuropa. Lange Zeit wurde vermutet, dass seine ätherischen Öle giftig seien und zu Kopfschmerzen führen würden, aber inzwischen gelten sie sogar als antikanzerogen. Die Kopfschmerzen nach dem Konsum sind wohl eher auf den Alkoholgehalt zurückzuführen.
Zutaten
1 großer Topf (10 Liter)
7 l Wasser
1,5 kg Malz
1 kg Zucker (ursprünglich Honig)
1 Handvoll Hopfen
einige Wacholderbeeren
1 Würfel Backhefe
Zubereitung
Das Wasser zum Kochen bringen. Die Wacholderbeeren und den Hopfen in das Wasser geben. 15 Minuten köcheln lassen. Anschließend Hopfen und Wacholderbeeren entfernen. Die Hälfte des Zuckers zusetzen, das Malz einrühren, dann die Masse abkühlen lassen, bis sie handwarm ist. Die Hefe in der Flüssigkeit lösen und den Deckel auf den Topf legen. Vier Tage ruhen lassen und jeden Tag etwas Zucker hinzugeben. Am fünften Tag sollte das Gebräu trinkbar sein.