Wenn der Winter die Talsohle überschritten hat, ist Faschingszeit: Zeit für Faschingsgebäck, für traditionelle Heiße Wecken.
„Im Mittelpunkt des Faschings stand schon im Mittelalter ein ausschweifendes Festgelage“, berichtet Dr. Doris Tillmann, die ehemalige Direktorin des Kieler Stadtmuseums. Vor Beginn der Fastenzeit wurde aus verständlichen Gründen ausgiebig gegessen und getrunken. Man wollte sich vor dem Fasten noch etwas „anfuttern“. Knechte, Mägde und Gesellen zogen lärmend und musizierend durch Dörfer und Städte und forderten von den Begüterten Speise und Trank. Dabei waren sie zum Teil vermummt, um nicht erkannt zu werden und ihren Forderungen mehr Nachdruck verleihen zu können. Scherz, Unfug und tätliche Übergriffe gingen da oft ineinander über. Um sich den Ärger vom Hals zu halten, wurden im 16. und 17. Jahrhundert an Fastnacht Bier, Speck, Eier und Würste, später auch Gebäck, bereitgehalten.
Dies dürfte auch der Ursprung der Heißen Wecken sein. Allerdings wann und wo das Weizengebäck zum ersten Mal gebacken wurde, ist nicht mehr zu ermitteln. Volkskundlerin Tillmann kennt aber viele Quellen aus dem 19. Jahrhundert, in denen Heiße Wecken eine wichtige Rolle spielen. In bürgerlichen und großbäuerlichen Kreisen war es in biedermeierlicher Zeit beliebt, tatsächliche oder vermeintliche alte Bräuche zu pflegen. Häufig wurden die Kinder Träger des Brauchtums. So beim „Hedwigspietschen“ (Heißeweckenpietschen/Heißeweckenklopfen), dem wohl bekanntesten Fastnachtsbrauch im Norden: die Kinder schlagen am Fastnachtsmorgen mit Stöcken oder geschmückten Ruten an die Zimmertüren oder auf die Betten der Eltern um sie zu „wecken“. Die mussten ihnen dann Heiße Wecken geben. Später kam der Brauch wieder auf von Tür zu Tür zu ziehen um Heiße Wecken zu „erbetteln“.
Eine andere Tradition ist das Kartenspielen um Heiße Wecken. Noch in den 1930er Jahren wurde „Heiße-Wecken-Verspielen“ per Anschlag in allen Dörfern bekannt gegeben. Veranstalter war der Wirt des Dorfkruges. Diese Tradition wird heute in einigen Dörfern wieder aufgegriffen. Doris Tillmann freut sich darüber und beißt herzhaft in eine Heiße Wecke. „Tradition kann eben sehr lecker sein“, ruft mir die Volkskundlerin zum Abschied lachend zu.
Rezept
Heiße Wecken
von Helmut Zipner
Zutaten: (für 16 Stück)
500 g Mehl
1 Würfel Hefe
¼ l Milch
1 TL Zucker
150 g Butter
100 g Korinthen
50 g Zitronat
1 TL Salz
1 TL Zimt
1 Msp Nelken
2 Eigelb
Zubereitung
Mehl in eine Schüssel geben, eine Mulde hineindrücken. Hefe mit warmer Milch verrühren, Zucker dazugeben. Hefemilch in die Mulde gießen, mit etwas Mehl zu einem Vorteig verrühren und zugedeckt zehn Minuten ruhen lassen.
Butter schmelzen, mit Korinthen, Zitronat, Salz, Zimt und Nelken in den Vorteig geben. Dann alles zusammen zu einem Teig kneten und eine Stunde ruhen lassen.
Danach den Teig etwa zwei Zentimeter dick ausrollen und runde Fladen von etwa zehn Zentimeter Durchmesser ausstechen. Die Teigfladen auf einem gefetteten Blech noch etwas ruhen lassen, dann mit einer Eigelb-Milch-Mischung bestreichen, nach Geschmack gehobelte Mandeln aufstreuen. Im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad etwa 25 Minuten backen.
Pur oder mit Butter bestrichen essen. Zu den Heißen Wecken passen auch Pflaumenmus, Honig oder Puderzucker.