Jens Mecklenburg

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Glühwein-Geschichte(n)

Fusel muss nicht sein
22. November 2022

Klirrende Kälte, dampfende Glühwein-Becher: Im Winter freuen wir uns auf das wärmende, heiße Getränk auf Weinbasis. Unsere Freude wäre allerdings noch größer, wenn die Qualität des ausgeschenkten aromatisierten Weins, stimmen würde. Beliebtheit und Genuss harmonieren selten. Dabei waren schon im Mittelalter gewürzte Weine im Trend. Sie wurden allerdings damals noch kalt getrunken. Unseren heutigen Glühwein gibt es erst seit dem Winter 1956, als Rudolf Kunzmann in seiner kleinen Augsburger Kellerei Wein mit Zucker und Gewürzen versetzte und in Flaschen als Glühwein feilbot. Da damals Zucker als Zutat noch verboten war, verhängte das Marktamt der Stadt einen Bußgeldbescheid wegen Verstoßes gegen das Weinrecht. Später wurde das Weinrecht geändert und Glühwein somit legalisiert.

Zur Herstellung von Glühwein wird roter oder weißer Wein mit verschiedenen Gewürzen erhitzt (im Norden vor allem roter) und nach Geschmack gesüßt. Bei der Zubereitung sollte Glühwein unter 80 °C erhitzt werden, da der Alkohol ab 78 °C verdampft, die Gewürze ihren Geschmack verändern (nicht zu ihrem Besten) und ein dabei entsehendes Zuckerabbauprodukt unter dem Verdacht steht, krebserregend zu sein. Der Mindestalkoholgehalt des im Handel erhältlichen Glühweins ist gesetzlich auf 7 % Vol. festgelegt. Industriell produzierter Glühwein wird häufig aus Massenweinen schlechter Qualität hergestellt und stark gesüßt, natürlich um die mindere Qualität zu kaschieren. Bei Flaschenpreisen von zwei, drei Euro, darf man über sich einstellende Kopfschmerzen auch nicht wirklich wundern. Das muss aber nicht sein. Mit guten Zutaten kann ein selbstgemachter Glühwein nach einem Winterspaziergang uns ordentlich einheizen. Sogar mit Genussfreuden.


Glühwein ABC

Laut Gesetz muss Glühwein mindestens zur Hälfte aus Rot- oder Weißwein bestehen, und es müssen mindestens sieben Prozent Alkohol enthalten sein. Bei gutem und frisch gekochtem Glühwein kann man die Aromanoten der verwendeten Gewürze riechen und schmecken. Guter Wein, gute Gewürze und schonende Erwärmung mit Deckel – damit die Aromastoffe nicht wegdampfen – sind die wichtigsten Zutaten für einen genussvollen Glühwein. Ob man nun einen trockenen oder einen fruchtigen Wein bevorzugt, mit Zimt, Gewürznelken, Kardamom, Sternanis, Vanille, Zitronen- oder Orangenschale würzt, ist reine Geschmackssache. Um Ihren Lieblingsglühwein zu finden, experimentieren Sie einfach rum. Und Zucker – am besten Rohrzucker – immer sparsam verwenden.

© DWI

Glühwein

für 4 Becher

Zutaten

  • 750 ml trockener Rotwein
  • dünn geschälte Schale von ½ Bio-Zitrone
  • 80 g Zucker
  • 2 Zimtstangen
  • 10 Gewürznelken
  • frisch gepresster Saft von 2 Orangen
  • 125 ml Orangenlikör.

Zubereitung

Alle Zutaten bis auf den Likör in einen Topf geben und verrühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Zugedeckt bei schwacher Hitze ganz langsam heiß werden lassen, bis der Wein an der Oberfläche kleine Schauminsel bekommt. Dann den Glühwein zugedeckt 15 Minuten köcheln lassen. Zum Schluss den Likör zugießen und bei ausgeschalteter Herdplatte noch 3 Minuten ziehen lassen. Den Glühwein durch ein feines Sieb in Becher füllen.