Jochen Strehler

Koch und Gastronomiekritiker

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Fleischkultur erster Güte

Markmanns zog es vom Gewerbegebiet an den Strand
6. März 2020
© Markmanns

Für das beste Steak der ganzen Gegend nahmen Liebhaber seit vielen Jahren auch mal etwas weitere Anfahrten zu Oliver Markmann in Kauf.

Sie kamen aus Hamburg, Flensburg, Kiel und darüber hinaus und fuhren mitten hinein in einen schmucklosen Gewerbepark direkt am Busbahnhof des Örtchen Westerrönfeld bei Rendsburg.

Nach dem Entree im Erdgeschoss eines Industriebaus hätte der Unkundige damals noch denken können, sich geirrt zu haben. Es roch immer ein ganz klein wenig nach Chlor im Treppenhaus, „Turnhallen-Flair“ lag in der Luft.

Ging man dann aber tapfer trotzdem den Treppeneingang hinauf, lies Fitness-Studio und Tennishalle unter sich, stand zum Glück Oliver Markmann vor einem und wer Lust auf gute Gastronomie hatte, der merkte schnell, hier spricht ein positiv Verrückter, einer, der weiß, was er zeigen, was er für dich kochen will. Und dann bliebst du dort und wurdest glücklich.

© Markmanns

Kein Versteckspiel mehr

Seit einigen Monaten nun ist das Markmanns eben nicht mehr hinter Werkstätten oder Turnhallen versteckt, sondern liegt an einer der besten und schönsten Lagen der Kieler Förde. Hier ist auch der „Hausstrand“ der Kielerinnen und Kieler.  Direkt über dem Falkensteiner Strandweg, neben dem Gelände eines Jugend-Ferienlagers, haben die Markmanns nun festgemacht und die ehemalige Gaststätte „Falkenhorst“ gepachtet.

Die Stadt Kiel als Immobilienbesitzer hatte lange und mittels eines strengen Auswahl-Verfahrens nach den passenden Pächtern gesucht. Etwas Hochwertiges sollte es nun werden, etwas Besonderes. Nachdem man sich für Familie Markmann entschieden hatte, investierte die Stadt auch in eine nötige Grundrenovierung. 

Umgezogen nach Kiel, passt das edle Parkett und geschmackvolle Mobiliar auch um einiges besser zur Esskultur, die hier zelebriert wird. Die Aussicht von allen Plätzen auf die Förde sowieso. Die Philosophie hat sich allerdings zum Glück nicht geändert, da kann der Stammgast ganz beruhigt sein.

Oliver Markmann stellt sich und das Konzept des Hauses neuen Gästen gerne persönlich vor, hinter sich manchmal der Azubi mit einer Präsentations-Box bester Stücke vom Australischen Rind.

Markmann kommt ins Dozieren, wenn man ihn lässt, über die Herkunft seines Fleisches, über seinen selbst veredelten Bacon, über seine Spezialität, alles auf der Terrasse auf seinen BBQ-Öfen zu grillen. Er macht Appetit auf das wunderbare australische Fleisch in verschiedenen Schnitten, die frischen Dips und Dressings, das hausgebackene rustikale Brot, die frischen Burgerbrötchen und Brownies, das eigene Eis und auch auf den im Hause laufend frisch gebeizten schottischen Lachs.



Ein Mann, ein Wort

Und Markmann hält Wort. Alles, wirklich nahezu alles ist hausgemacht und sowieso hochklassig, selbst das Gebäck zum Kaffee. Das Fleisch seiner Steaks und Burger ist wahrlich etwas Besonderes, das Handwerk perfekt. 

Bei den klassischen Steaks wird dies besonders deutlich. Markmann grillt sie stets komplett ohne jegliche Würzung genau auf den gewünschten Punkt – „well done“ nur unter Androhung grober Gewalt natürlich.

Und erst am Tisch kommt hinzu, was man sich nur passend vorstellen kann. Es breitet sich eine Art „1-Person-Buffet“ vor einem aus. Hausgemachte Dips in kleinen Schraubgläsern, allerlei hochwertige Pfeffer- & Salzsorten, ein frischer Cole Slaw, selbst eingelegte Zitronen und knusprige Süßkartoffel-Pommes zum Beispiel. Viel besser geht Steak kaum.



Klassische französische Ausbildung

Der bald 50-jährige gebürtige Quickborner hat eine klassisch französische Ausbildung genossen – damals noch unter Jacques Lemercier in Hamburg in der legendären „l´Auberge Francais“. Über Lemercier sagt Markmann: „Jacques verkörpert für mich die geballte Kraft der französischen Lebensart und kulinarischen Kultur Frankreichs. Ein Mann der alten Schule.“

Das Haus mit Blick auf Laboe gegenüber oder die vorbeiziehende Oslo-Fähre ist natürlich vor allem für echte Fans von gutem, nein, bestem Fleisch. Aber auch vegetarisch orientierte Gäste können sorgenfrei mitgebracht werden. Sie werden Gefallen finden am guten Wildkräutersalat, dem Veggie-Burger mit Feta oder den gerösteten frischen Marktgemüsen samt Landbrot, Salat und Cottage-Dip.

Fischliebhaber finden neben einem knusprigen Backfisch aus frischem Kabeljau auch Dinge wie norwegische King Crabs auf der Karte. Auf Wunsch besorgt der Chef seinen Stammgästen auch andere fangfrische Delikatessen vom Großmarkt.

© Jochen Strehler

Etwas Platz lassen für den Nachtisch sollte man hier immer, seine „doppelte Mousse au Chocolat“ ist ebenso eine Versuchung wert wie die „Erdbeer-Pawlowa“ oder sein „black sticky rice“, ein tiefschwarzer exotischer Milchreis. Keine Diätkost alles miteinander, aber … man wird es nicht bereuen.

Mit vollem Recht nimmt Markmann für sein satt 400 Gramm schweres, „Australian Clare Valley – Beef“ – Entrecôte dann aber auch € 49,50, für das kleine der Rumpsteaks € 33,50.


Qualität hat ihren Preis

„Hut ab“ dachte man insbesondere vor so viel Mut, dieses kompromisslose Prinzip im kalten Industriegebiet einer kleinen norddeutschen Vorstadt durchzuziehen, doch auch dort schon war meist jeder Tisch besetzt, die hochwertigen Steaks flogen in Reihe raus auf den Balkon zum BBQ-Grill, wunderschöne Tomahawk-Steaks für 2 Personen dabei, auch diese nicht unter 49 Euro pro Person zu bekommen. 

Und auch hier in Falkenstein scheint das Konzept bereits nach wenigen Monaten aufzugehen, man sollte seinen Tisch lieber vorab reservieren, obwohl fast 80 Gäste Platz finden. Bei Feiern und Veranstaltungen können die Markmanns auch locker 100 Personen empfangen.

© Jochen Strehler

Es müssen übrigens absolut nicht immer 40.- oder 50.-€ sein für Hauptgänge hier, Markmann bietet auch darunter so einiges an, beachtenswerte Vorspeisen natürlich sowieso.

Als Hauptgänge „Beef Brisket“ zum Beispiel, die amerikanische Art Rinderbrust zuzubereiten, sein „pulled pork”, BBQ-Beef-Rolls oder wunderbare Spare Ribs, alles bereits ab schmalen 16,90 Euro und in Portionen, die auch wirklich satt machen.

Sonntags wird übrigens auch hier „Brunch“ abgehalten, aber es ist anders hier, ganz wie zu erwarten. Es ist ein kleines Theaterstück, was hier aufgeführt wird: die Gäste starten möglichst gleichzeitig Punkt 12 Uhr und nehmen an den reservierten Tischen Platz. Nach dem Begrüßungs-Secco und einem wärmenden Süppchen gibts erste Aufmerksamkeiten wie kleine Pulled-pork-Burger oder Brisket Rolls. Ein herzhafter Rinderbrustsalat steht am Tisch, Bohnen-Speck-Röllchen folgen ebenso wie frisches Rührei, am Buffet kann man hausgebeizten Lachs ergattern, knackigen Salat, das hausgebackene Brot samt frischer Brötchen, ebenfalls allerlei Käse.

Weiter am Tisch kommen, solange der Gast mag und kann, die saftigen Spareribs und dann kleine „Top Blade-Roasts“, Steaks aus der Schulter der guten Australischen Rinder geschnitten, saftig und gut.

Sobald die Terrassenzeit startet, fertigt der hauseigene Konditor frische Kuchen und Torten und dann wird bald auch ein „Mittags-Business-BBQ“ folgen. Wir sind gespannt und freuen uns schon drauf.

Man stelle sich ein saftiges „Tomahawk“-Steak vor auf der Terrasse und unten zieht ganz nah die Windjammer-Parade der Kieler Woche vorbei. Alles ist möglich.

Übers Jahr verteilt werden die Markmanns hier spannende Veranstaltungen anbieten, Gin- und Rum-Tastings mit begleitendem Menü oder BBQ-Kurse. Hierfür sei ausdrückliche auf die hauseigene „App“ hingewiesen, dort ist man dann auch immer auf dem neuesten Stand. Ab an den Falkensteiner Strand!

© Markmanns

Markmanns „Klassische Gastronomie“

Falkenhorst 20

24159 Kiel

Tel. 0431 – 38056543

www.markmanns.de

mail@markmanns.de

 

Öffnungszeiten:

MI – So ab 17 Uhr

So Brunch ab 12 Uhr

Mo, Di Ruhetag