Jens Mecklenburg

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Ein bekannter Vegan-Koch glaubt an eine Verschwörung

Die aktuelle Corona-Entwicklung im Überblick
4. Mai 2020

Zum Wochenstart werden in vielen Bundesländern die Beschränkungen weiter gelockert. Friseure dürfen ihre Salons wieder öffnen, Hunderttausende Schüler können wieder in Schulen lernen, Gottesdienste sind wieder erlaubt, Spielplätze geöffnet. Auch Museen und Zoos dürfen vielerorts wieder Besucher empfangen – natürlich alles unter strengen Hygieneauflagen. Wie sieht es aber bei der Gastronomie und Hotellerie aus? Die aktuelle Entwicklung im Überblick. 

Darf die Gastronomie Mitte Mai wieder öffnen?

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig fordert, dass Cafés, Kneipen und Restaurants schnell Klarheit darüber bekommen, wann sie wieder Gäste empfangen können. Sein Vorschlag: Sofern es die Infektionszahlen zulassen, sollten die Außenbereiche in der Gastronomie unter strengen Auflagen am 15. Mai öffnen dürfen. Man könnte testen, ob die Sicherheitsvorkehrungen funktionieren, bevor sich alles am Pfingstwochenende ballt. Dulig will, dass Bund und Länder bei ihrer Schaltkonferenz am Mittwoch über ein Öffnungsdatum diskutieren: „Soweit es geht, sollten wir das bundeseinheitlich abstimmen“, sagt er. Zu Pfingsten könnten dann weitere Lockerungen – etwa für den Innenbereich in der Gastronomie – folgen. Auch Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands, forderte in der Bild am Sonntag: „Am 6. Mai müssen ein klarer Fahrplan für meine Branche und ein Rettungsfonds beschlossen werden. Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten dürfen die Hoteliers und Gastwirte nicht länger im Stich lassen.“ In Österreich dürfen Restaurants am 15. Mai öffnen. Ende Mai folgen dann die Hotels. Auch die im Norden zuständigen Minister stellen eine vorsichtige Wiedereröffnung für Mitte Mai in Aussicht.



Nur jeder Dritte will schnell wieder ins Restaurant

In Österreich öffnet die Gastronomie ab dem 15. Mai wieder die Türen. Die Bürger des Alpenlandes reagieren verhalten. Nur ein Drittel will bald wieder Restaurants besuchen. Laut einer am Samstag veröffentlichten Umfrage des Nachrichtenmagazins profil wollen nur 34 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher bald ein Restaurant oder Lokal besuchen. 57 Prozent fühlen sich durch Abstandsregeln beim Essen und verpflichtendem Mundschutz für das Servierpersonal dagegen eher abgeschreckt. Das ergab eine vom Meinungsforschungsinstitut Unique research für die aktuelle profil-Ausgabe durchgeführt Umfrage. Von der Gruppe der Restaurant-Skeptiker gaben 29 Prozent demnach an, sie würden sich einen Lokal- oder Restaurantbesuch zwei Mal überlegen. Fast ebenso viele (28 Prozent) meinten, bis auf Weiteres keinerlei Besuche geplant zu haben.

©Sven Meier, Güby Leuchtturm an der Ostsee umgeben von weiter Natur

Urlaub in der Heimat

Noch ist nicht klar, ob und wann Urlaubsreisen in Corona-Zeiten wieder möglich sind. Der Deutsche Tourismusverband rechnet jedoch mit einer schrittweisen Lockerung, von der zunächst Ferienhäuser und andere Unterkünfte zur Selbstversorgung profitieren dürften. Auch Urlaub auf dem Bauernhof dürfte dazu zählen. „Generell wird der ländliche Raum in diesem Jahr beim Sommerurlaub eine besondere Rolle spielen. Denn der Tourismus muss sich ein bisschen besser verteilen“, sagte Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes.

„Viele Campingplatz-Betreiber sind schon auf dem Platz und bereiten sich vor“, sagte Christian Günther, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Campingwirtschaft in Deutschland. Ähnliches berichteten Reiseveranstalter. „Wir können relativ schnell in wenigen Tagen Vorlauf Hotels und Ferienclubs startklar machen“, sagte ein TUI-Sprecher.  Derzeit arbeite man an einheitlichen Standards für Hotels und Clubs. Aus Sicht des Veranstalters FTI könnte es eine Option sein, Hotels in der Anlaufphase nur zu etwa 50 Prozent zu füllen.

Besonders gefragt sind nach Meinung des FTI in Deutschland die klassischen Lieblinge, die Ostsee-Küste und das Voralpenland. „Wir erwarten jedoch, dass in den kommenden Wochen auch speziell naturnahe Hotels mit hohem Erholungsfaktor in nicht allzu weiter Ferne zum Wohnort sehr gefragt sein werden“, sagte FTI-Manager Ralph Schiller. Vor der Ausweitung der Corona-Pandemie gingen für den Sommer nach Angaben des Deutschen Tourismusverbandes bereits etwa 70 Prozent der Buchungen für beliebte Regionen wie Nord- und Ostsee oder Bayern ein. Eine Stornierungswelle verzeichneten die Mitglieder des Verbandes für Sommerreisen noch nicht. Kunz ist zuversichtlich: „Urlaub in Deutschland wird in diesem Sommer sehr begehrt sein.“



Mehr Brot, weniger Kuchen

Laut dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks sind die Umsätze der Bäcker im Schnitt um 40 Prozent zurückgegangen. Wie stark die einzelnen Betriebe betroffen sind, hänge demnach vor allem vom Geschäftsmodell und von der Lage ab. Verkaufsstellen an touristisch geprägten Orten, in Fußgängerzonen und an Flughäfen verzeichneten zum Teil Umsatzverluste von 90 Prozent. Außerdem haben dem Verband zufolge rund 80 Prozent aller Innungsbäcker einen Café-Bereich, der seit Wochen geschlossen ist. Sollte der Lockdown noch viele weitere Wochen dauern und kein weiteres Rettungspaket beschlossen werden, von dem die mittelständisch geprägte Bäckerbranche profitiere, sei eine Pleitewelle zu befürchten. Die Coronakrise hat auch das Kaufverhalten verändert: Statt unterwegs essen die Menschen in Deutschland wieder mehr zu Hause. Bei den Bäckern ist Brot stark gefragt. Torten und Kuchen werden dagegen weniger gekauft, weil Familienfeiern und Kaffeeklatsch derzeit ausfallen. 

Bei Verschwörungstheoretiker*innen beliebt: Der Aluhut (Symbolbild). © Piratenmensch/ Flickr, Lizenz: CC 2.0

Vegan-Koch glaubt an Verschwörung

Der bekannte vegane Koch Atilla Hildmann verliert sich seit dem Beginn der Corona-Krise immer weiter in abstrusen Verschwörungstheorien. So hetzte er zum Beispiel auf seinem Instagram-Profil unter anderem gegen das Maskentragen und verglich es mit der Sklaverei, erfundene Zwangsimpfungen, die Bundespolitik und Bill Gates. Vor allem auf Gates hat sich der selbsternannte „Hüter der Wahrheit“ dabei eingeschossen und setzt dabei, wie der Sänger Xavier Naidoo, auch auf Argumente, die ihren Ursprung in der rechtsradikalen „QAnon-Bewegung“ haben. 

Die Corona-Krise sieht der Vegan-Koch Attila Hildmann nicht als die Gefahr an, die sie angeblich sein soll. In seinen Augen stecke die Regierung dahinter, die die Menschen bewusst manipulieren wolle, um nach und nach einen Überwachungsstaat zu gründen. Besonders die Einführung der Pflicht zum Tragen von Mundschutzmasken sei nach Meinung von Attila Hildmann ein Beweis dafür, dass etwas nicht stimme. Auf Instagram schreibt er, man habe den Menschen vor Wochen noch gesagt, „Masken würden keinen Sinn machen aber verordnet euch jetzt Maskentragen damit ihr weiter Angst habt“. Hildmann sagt: „Der Staat verbietet euch die Ausübung eures Berufs, fährt bewusst die Wirtschaft und Millionen Firmen gegen die Wand, wo sonst die Wirtschaft heilig war.“ Mündigen Bürgern werde empfohlen, „zuhause zu bleiben, wie Haustiere und auf einen Impfstoff zu hoffen, den sie schon längst haben“. Er werde als Verschwörungstheoretiker betitelt, nur weil er hinterfragen würde. „Was hier passiert ist hochkriminell und zwar weltweit und wird in die Historie eingehen als riesiger Bluff zur Errichtung eines Überwachungsstaates und mehr“, so Hildmann. 

Er sei lieber ein „Verschwörungstheoretiker als Meinungsfaschist, der alles glaubt, was die Regierung ihm sagt“. Auch Bill Gates habe seiner Meinung nach, seine Finger im Spiel und würde sich als „Gesundheitspapst“ aufspielen. „Ich weiß, dass viele das für Spinnerei erklären, weil sie sich nicht vorstellen können, welche Abgründe sich auftun, wenn man einfach mal sauber recherchiert“, schreibt er weiter.

Auf den Punkt bringt es der Restaurant-Kritiker Wolfgang Fassbender: „Herr Hildmann, dass Sie nicht ganz dicht sind, war mir klar. Dass Sie aber so bekloppt sind, ist mir neu. Rechtsextreme, antisemitische Verschwörungstheorien in die Welt setzen? Ernsthaft? Sie sind eine Schande für die Gastronomie.“



Hapag-Lloyd spart

Die Reederei Hapag-Lloyd reagiert mit harten Sparmaßnahmen auf die Einschränkungen im Seeverkehr. Man wolle die Kosten kurzfristig um einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag reduzieren, sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Wir durchforsten unsere gesamte Kostenstruktur und schnüren ein großes Paket, um unsere Ausgaben zu senken und die Liquidität zu sichern.“
Im Fokus stehe vor allem die Flotte. So reduziere Hapag-Lloyd seine Kapazität auf einigen wichtigen Routen – etwa zwischen Asien und Europa – um bis zu 20 Prozent. Das werde unter anderem erreicht, indem die Reederei eine „deutlich zweistellige Zahl“ an Charterschiffen zurückgebe, sagte Habben Jansen. Ein Stellenabbau sei derzeit nicht geplant. Ausschließen könne er solche Schritte aber nicht: „Sollte sich die Situation deutlich zuspitzen, kann ich keine Garantien geben, dass es so bleiben wird.“ Hapag-Llyod ist die fünftgrößte Reederei der Welt. Aktuell habe das Unternehmen genug flüssige Mittel, um durch die Krise zu kommen, sagte Habben Jansen.