Jens Mecklenburg

Herausgeber & Autor

Zum Portrait

Die historische Pferdebahn auf Spiekeroog bekommt eine längere Trasse

Deutschlands einzige 1-PS-Pferde-Eisenbahn
25. März 2025

Deutschlands einzige 1-PS-Pferde-Eisenbahn bekommt eine zusätzliche Strecke: Ab Mai sollen Passagiere ein neues Ziel auf der Nordseeinsel Spiekeroog ansteuern können.

© Nordseebad Spiekeroog GmbH

Die historische und bei Urlaubern beliebte Pferdebahn auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog wird länger. Seit Ende Februar arbeitet eine Gleisbaufirma an einem neuen Schienenstrang, der von der bestehenden Strecke abzweigt und rund 900 Meter durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer bis zum alten Rettungsschuppen im Südwesten der Insel führt. Die Verlegung der Schienen sei bereits auf der Zielgeraden, sagte eine Sprecherin der gemeindeeigenen Tourismusgesellschaft Nordseebad Spiekeroog GmbH.

Voraussichtlich von Mai an soll die neue Strecke mit einer Pferdestärke befahrbar sein. »Diese Woche kommt die Weiche, die wird in die bestehende Strecke eingelassen. Dann haben wir später drei Kopfbahnhöfe«, sagt Inselbürgermeister Patrick Kösters. Die neue Strecke wird über einen bislang stillgelegten Trassenteil, auf dem bislang keine Schienen mehr lagen, verlaufen.

Gleisbauer sind nun dabei, Schienen zu verschweißen, zu verschrauben und zu verlegen. Schienen und Schwellen stammen von der Nachbarinsel Wangerooge, wo sie im Zuge einer Trassensanierung demontiert wurden. Neben dem Gleis bleibt ein Sandweg, auf dem das Zugpferd laufen und den Bahnwaggon ziehen kann.

Trassenverlängerung kostet etwa 450.000 Euro

Die Spiekerooger Pferdebahn von 1885 ist eine Rarität. Europaweit ist es nach Angaben der Insel die einzige Pferdebahn, die noch auf ihrer traditionellen Trasse verkehrt, und die einzige Pferdebahn Deutschlands. Einst wurde sie für den Transport von Waren genutzt, heute ist sie bei Inselgästen beliebt. Rund 10.000 Fahrgäste pro Jahr beförderte die Bahn zuletzt.

»Touristisch ist es einfach großartig, durch die Salzwiesen zu fahren«, sagt Kösters. Die Pferdebahn stehe für Nachhaltigkeit und Naturerleben im Inseltourismus. Mit der Streckenverlängerung will die Insel ihre Bahn langfristig erhalten. Denn wegen einer Deicherhöhung drohte der Pferdebahn, die abwechselnd im Sommerhalbjahr von zwei Zugpferden gezogen wird, das Aus.

Auf der Strecke vom Inseldorf zum Westend passiert die Pferdebahn ein Tor in einem Deich. Falls der Deich in ein paar Jahren erhöht werde, könnte der Durchlass verschwinden und der Inselbahnhof müsste vor den Deich verlegt werden, sagt Kösters. Dann wäre die Trasse statt der bestehenden 800 Meter nur noch rund 500 Meter lang – für eine Ausflugsfahrt ziemlich kurz. Deshalb warb die Inselgemeinde Spenden und Fördergelder für eine Trassenverlängerung ein. Die Investitionen belaufen sich auf rund 450.000 Euro.

© Nordseebad Spiekeroog GmbH

Genehmigung für Nationalpark-Passage

Der Bau einer Eisenbahn durch einen Nationalpark widerspricht eigentlich allen Vorschriften, erklärt Kösters. Über vier Jahre lang habe man daran gearbeitet, es dennoch möglich zu machen. Die enge Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung war laut Kösters mitentscheidend, um die Genehmigungen zu bekommen.

Dank des neuen Endhaltepunktes im Südwesten der Insel sind demnächst der Zeltplatz und ein neues Museum an den Hauptort angebunden. Im alten Rettungshaus wurde im vergangenen Sommer die sehenswerte Ausstellung über die Geschichte der Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) an der Nordseeküste eröffnet.