Pellworm und Spiekeroog sind nun offizielle Sterneninseln. Die beiden Nordseeinseln, die noch immer eine natürliche Nachtlandschaft mit dunklem Sternenhimmel bieten, haben die Anerkennung als internationaler Sternenpark erhalten, wie die International Dark-Sky Association (IDA) am Montag mitteilte. Die beiden Inseln hätten sich beispielhaft für den Schutz der Nacht durch entsprechende Beleuchtung eingesetzt. Es sei wunderbar, die anhaltenden Bemühungen zum Schutz der nächtlichen Umwelt in diesem einzigartigen, unberührten und essenziellen Naturgebiet zu sehen, sagte der Executive Director der IDA, Ruskin Hartley.
Die Auszeichnung als Sternenpark wird nur an Gebiete verliehen, die eine natürliche Nachtlandschaft aufweisen und sich für deren Erhalt einsetzen. Damit ist das Versprechen verbunden, Umweltbelastungen durch Lichtverschmutzung zu verringern sowie zur Gesunderhaltung aller Lebewesen und Energieeinsparung beizutragen.
Durch die stetig zunehmende künstliche Beleuchtung, besonders durch den wachsenden Einsatz energieeffizienter und kostengünstiger LED-Leuchten, wird die Lichtverschmutzung rapide stärker. Dadurch verlieren die Nachtlandschaften ihr typisches Bild. Pflanzen, Tiere, aber auch Menschen werden zunehmend beeinträchtigt. Die Zahl der Insekten nimmt dramatisch ab, Zugvögel werden von ihren Flugrouten abgelenkt, der Tag-Nacht-Rhythmus wird gestört, wenn die Nacht zum Tag gemacht wird. Viele faszinierende Naturschauspiele an der Küste sind durch helle Lichter kaum noch erkennbar, wie das Meeresleuchten, nachtleuchtende Wolken, Polarlichter oder die Milchstraße.
Aus diesem Grunde haben die Umweltminister:innen der beteiligten Länder 2018 in der Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres auch die Reduzierung der Lichtemissionen gefordert.
Tourismus auf den Sterneninseln
Vom offiziellen Titel versprechen sich Pellworm und Spiekeroog neben den positiven Effekten auf Gesundheit und Natur eine touristische Aufwertung der Inseln – gerade auch in der Nebensaison. Durch Öffentlichkeitsarbeit sollen die Vorzüge geringer Lichtverschmutzung und des eindrucksvollen Sternenhimmels der lokalen Bevölkerung und den Besucher:innen vermittelt werden. So werden auf den Inseln Sternenführungen angeboten und spezielle Himmelsbeobachtungsplätze eingerichtet. Weitere Informationen werden auf eigenen Internetseiten angeboten. Da der Sternenhimmel im Frühjahr, Herbst und Winter besonders gut beobachtet werden kann, wird damit eine zusätzliche Naturattraktion für die touristische Nebensaison genutzt.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht gratuliert den beiden Inseln zu ihren Auszeichnungen und lobt: „Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Insekten- und Vogelschutz, Naturerlebnis – all diese Themen, für die mein Ministerium steht, werden auf den Sterneninseln ganz wunderbar miteinander verknüpft und konkret gelebt. Als erstes Dark Sky-Gebiet in Schleswig-Holstein nimmt Pellworm eine landesweite Vorbildrolle gegen Lichtverschmutzung ein. Das Engagement untermauert den Weg der Insel in das UNESCO-Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen, in dem Mensch und Natur in Einklang miteinander leben.“
Bislang gab es in Deutschland vier anerkannte Sternenparks: den Naturpark Westhavelland, das Biosphärenreservat Rhön, den Nationalpark Eifel, die Winklmoosalm in Bayern und – als erste Sternenstadt – Fulda. Weitere Orte wie etwa das Nordsaarland bemühen sich ebenfalls um eine Eintragung ins Register der amerikanischen Nichtregierungsorganisation IDA.