Ein Besuch in Oslo ohne einen Stopp bei Baker Samson zählt nicht. Es gibt hier 22 Filialen dieser Bäckereikette, die inzwischen in der fünften Generation von der Familie Samson betrieben wird. Der Gründer hatte den schönen Namen Wilhelm Bismark Samson – das fehlende c in Bismark ist wohl einem Schreibfehler zu verdanken. Der Napoleonskuchen, den man in seinen Bäckereien unbedingt kosten sollte, reicht zurück in die Zeit der Napoleonischen Kriege um 1800. Eine lange Geschichte, für die hier kein Platz ist, wichtig ist jedoch: Beim Verzehr dieses Blätterteiggebäcks mit dickem Zuckerdeckel und Vanillecremefüllung (eine norwegische Bienenstichvariante also) gehört es zum guten Ton, dass irgendwer in der Tischrunde sagt: »Über Napoleon kann man sagen, was man will, aber Kuchen backen konnte er!« Das Besondere an Bäcker Samson ist, dass sich dort gefühlt nichts ändert, auch wenn manchmal das Repertoire erweitert wird und es neuerdings auch Pizza gibt. Alles sieht so aus wie auf Fotos von vor 100 Jahren, jedenfalls in der Filiale am Egertorg mitten in Oslo, der ältesten der Kette. Alle in Oslo haben Erinnerungen an frühe Rendezvous bei Bäcker Samson, jahrzehntelang waren solche Bäckereien mit Kaffeeausschank die einzigen Treffpunkte für Jugendliche, die noch keine Kneipen aufsuchen durften. Dank solcher Erinnerungen trifft sich bei Samson Jung und Alt beim Kaffee. Auch in Norwegen hören wir die bekannten Klagen von Leuten, die einfach einen ganz normalen Kaffee trinken möchten – worauf die perfekt ausgebildeten Baristas eine lange Reihe von Kaffeespezialitäten herunterspulen und der Gast nicht weiß, was davon denn nun ein schwarzer Kaffee ist. Während der Barista nicht begreift, was der Gast trinken möchte. Aber dem Gast kann geholfen werden: Bei Baker Samson gibt es ganz normalen Filterkaffee. Und immer frisch!
Adresse
Karl Johans gate 20, 0159 Oslo, dazu 21 weitere Filialen in Oslo.
ÖPNV: U-Bahn bis Nationaltheatret (alle Linien).
Öffnungszeiten Mo–Fr 8.30 –17 Uhr, Sa 10–16 Uhr.
Tipp: Nur ein kleines Stück die Straße hinunter, vor dem norwegischen Parlament, dem Storting, stehen drei Klohäuschen, die offizielle Kunstwerke
sind. Geschaffen hat sie der Osloer Künstler Lars Ramberg. Jedes Häuschen hat eine andere Farbe, sie sind rot, weiß und blau und tragen die Namen Liberté, Egalité und Fraternité.
Aus: Gabriele Haefs: 111 Orte in Oslo, die man gesehen haben muss.
Mit Fotografien von Kerstin Reimers. Emons Verlag. Paperback, 240 Seiten, 18 Euro.
