Gabriele Haefs

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Auf Whisky-Spurensuche in Norwegen

Kaffee und Milch, mit einem Hauch von Whisky
6. September 2022
© Chris Maile

Beim Stichwort Whisky denken die meisten von uns wohl nicht sofort an Norwegen – aber das wird sich vielleicht bald ändern? Norwegischer Whisky ist nämlich im Kommen. Whisky, sie schreiben konsequent Whisky, also die schottische Schreibweise, niemals die irische mit dem e vor dem y. Allerdings, so angesagt die Whiskyproduktion derzeit in Norwegen ist, es gibt durchaus Luft nach oben. Whisky ist noch lange kein Boomgeschäft, wie die Herstellung von Craftbeer (dort: Mikrobrauerei genannt) oder Kartoffelchips, wo so ungefähr jede Region gleich mit mehreren Varianten aufwarten kann (das mit den Kartoffelchips ist auch hochinteressant, wir werden noch darüber berichten). 

Dazu Zahlen: Bei dem Festival „Norsk Whisky“, das im April 22 in Oslo stattfand, stellten elf norwegische Brennereien ihre Produkte vor. Wie viele sich nicht vertreten waren, weiß niemand, denn nicht einmal den eifrigen Arrangeuren der norwegischen Whiskyfestivals sind alle bekannt. Viele können es allerdings nicht sein; zwei wichtige Brennereien konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht teilnehmen, und zwar Anora (ehemals Arcus) mit ihrem Gjoleid Whisky, der erstmals 2013 auf den Markt kam, und Kimerud, der 2021 den ein Jahr alten Single Malt „Stiger“ vorstellte.

Eine Liste der teilnehmenden Whiskysorten findet sich auf der Website des Festivals.


Nicht einfach, norwegischen Whisky zu finden

Allerdings, wenn gerade kein Festival stattfindet, ist es nicht ganz einfach, norwegischen Whisky zu kosten. 

© Gabriele Hafen

Dazu drei Selbstversuche: Drei Besuche in Filialen vom norwegischen „Weinmonopol“, dem staatlichen Alkoholladen Vinmonopolet. Bei zweien, auf die Frage nach norwegischen Whisky im Angebot: fragende Blicke sind die Antwort, dann Kopfschütteln. Norwegischen Whisky? Nie gehört, werden wir beschieden. Im dritten, hier verraten wir den Namen, es war das in Revetal (nicht weit von Tønsberg gelegen). Norwegischen Whisky, ja, haben wir, sagt der freundliche staatliche Schnapsverkäufer, gleich zwei Sorten, und er führt uns zum Regal. Und da stehen sie! Genauer gesagt, da steht er, der norwegische Whisky, gleich neben einem schwedischen Produkt. Der eine norwegische ist ein Produkt der oben schon erwähnten Brennerei Gjoleid, und wir werden ihn bald genauer unter die Lupe nehmen. Der andere heißt Myken Bådin Stout, was eigentlich eher nach Porterbier klingt. Das liegt daran, dass der Whisky in Stoutfässern reift. Der norwegische Whiskypapst Thomas Øhrbohm schreibt viel und lehrreich über Whisky, er betreibt zudem einen Whiskyblog auf Englisch. Über unseren bis auf weiteren norwegischen Lieblingswhisky Myken schreibt er:

„Aroma: Schokolade und Kaffee. Cremig und reich in der Nase. Ich nehme einwandfrei den Einfluss Stoutfasses wahr.

Geschmack: Medium bis volle Entfaltung. Cremig und süß. Kaffee und Milch. Schokolade und gebrannte Eiche. Vanille und Mandeln. Eine Prise Zitrus.

Sein Fazit: Kaffee und Milch, mit einem Hauch von Whisky!“

Und das alles stimmt, wir hätten es nicht poetischer ausdrücken können. Leider wird der hemmungslose Mykenkonsum ein Wunschtraum bleiben, eine Flasche kostet die Kleinigkeit von 900 Kronen.

Wer mehr lesen möchte, hier ist der Link.

© Chris Maile


Chris Maile hilft weiter

Nach dem erfolgreichen Kosten wollen wir nun wissen, seit wann es norwegischen Whisky gibt. Und hier hilft Chris Maile, seines Zeichens Organisator des norwegischen Whiskyfestivals, immer auskunftsbereit und freundlich (danke, Chris!). 

Der erste norwegische Whisky wurde 2009 hergestellt und kam Ende 2012 in den Handel. Es war Audny, aus der Agder Brenneri, die inzwischen ihren Namen in „Det Norske Brenneri“ umgewandelt hat. Und die damit eben den kleinen Boom auslöste, über den wir von nun an halbwegs regelmäßig berichten werden. Viele neue norwegische Whiskysorten werden allerdings in sehr kleiner Menge hergestellt, ist die Abfüllung ausverkauft, verschwinden sie aus dem Monopolladen.

Wobei die Frage natürlich naheliegt, wer will überhaupt norwegischen Whisky (wenn man also schottischen bekommen kann)? Dazu Chris Maile: „Ich glaube, Konkurrenz zu schottischem oder irischem Whisky ist hier in Norwegen kein Thema. Wer norwegischen Whisky kauft, will eben einen norwegischen Whisky, keinen Ersatz für irischen oder schottischen.“ Das leuchtet ein.

Das von Chris Maile organisierte Whiskyfestival findet im November statt. Das Oslo Whiskyfestival ist viel größer als das im Frühjahr, und hier wird Whisky aus aller Welt vorgestellt. Norsk Whisky – en festival ist reserviert für die norwegische Produktion. So neu ist das Festival, dass es noch keine eigene Website hat. Kommt sicher bald, vorerst aber hat Chris Maile auf owf.no einen Link für den kleinen Whiskybruder reserviert. 

https://www.owf.no/norsk-whisky-en-festival


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