Johanna Rädecke

Redakteurin

Zum Portrait

Wo sich Sonne und Wasser küssen

Das Liberty Hotel in Bremerhaven
23. Februar 2023
Im fünften Stock des THE LIBERTY Hotels liegen die Suiten, das Spa und die „New York Bar“ – der Blick ist außergewöhnlich. © Johanna Rädecke

Bremerhaven – ein Ort, den man mit Industrie, Fischerei und Tiefkühlkost assoziiert. Vielleicht auch mit der Werftenkrise, dem über die Landesgrenzen bekannten Klimahaus und der Diskussion, in welchem Bundesland die Stadt denn eigentlich läge. Viele (Nordsee-) Touristen kennen von der Stadt lediglich das Kreuzfahrtterminal, doch spätestens seit dem Bau des THE LIBERTY Hotels inmitten der Havenwelten ist sicher: Nach Bremerhaven sollte man kommen, um ein wenig zu bleiben.


Je mehr man sich auf seinem Weg nach Bremerhaven dem Weserufer nähert, desto architektonisch wertvoller wird die Umgebung: Wer schon einmal Bilder des Klimahauses gesehen hat, findet dieses perfekt eingebettet in einem Ensemble moderner Bauten entlang der Wasserkante, die ein wenig an die Hafencity Hamburg erinnern – nur eben mit ein wenig mehr „Hafen“ als „City“. Für maritimes Flair sorgen Fischkutter, Leuchtturm und Hafenkräne. In diese Szene fügt sich das Ende 2018 erbaute THE LIBERTY Hotel der Raphael Hotelgruppe. Designt von Architekt Andreas Heller – der im Übrigen auch für das Auswanderermuseum gleich nebenan verantwortlich ist – beeindruckt es mit seinen abgerundeten Ecken, luftigen Brüstungen und einem Zusammenspiel von weißem Stahl und hellem Holz, das an ein Schiff erinnert. 


Auswanderer-Kultur, die zum Bleiben einlädt

Das Auswandererhaus Bremerhaven und das Liberty Hotel sind vom selben Hamburger Architekten entworfen. ©Johanna Rädecke

Dass das Thema Auswanderung einen wichtigen Platz im Herzen Bremerhavens einnimmt, zeigt nicht nur ein Blick in die hiesigen Geschichtsbücher, sondern auch der Blick ins Hotelinnere. In vergangenen Zeiten war Bremerhaven blühender Fischereistandort mit großer Fangflotte und größter Abfahrthafen der Auswanderer auf dem europäischen Festland auf ihrem Weg in eine neue Heimat in Übersee, neben Australien, Kanada und Südamerika vor allem die USA. Schon 1847 gab es die ersten regulären Schiffsverbindungen von Europa in die USA von Bremerhaven aus. Die Stadt stieg bis 1854 zum größten Auswandererhafen Europas auf.

1857 gründete sich der Norddeutsche Lloyd (NDL) und von 1873 bis 1876 wurde der Kaiserhafen I angelegt. Der Norddeutsche Lloyd wurde in der Folge die größte Reederei Bremens und ab 1881 die größte der Welt. Dampfschiffe brachten die Auswanderer von der Columbuskaje aus über den Atlantik und brachten auf dem Rückweg nordamerikanische Stapelgüter, vor allem Tabak, mit. Noch immer ist die berühmte Columbuskaje, heute Columbus Cruise Center Bremerhaven (CCCB), ein wichtiger Anlaufpunkt auf den Routen internationalen Kreuzfahrtschiffe.

Die City – oder Waterview-Zimmer und die Suiten sind maritim-komfortabel eingerichtet und ganz individuell. © Johanna Rädecke


Das THE LIBERTY Hotel hat diese Geschichte mit viel Liebe zum Detail im gesamten Etablissement verarbeitet. Die Themen Auswanderung und Amerika, speziell New York, ziehen sich wie ein roter Faden vom Erdgeschoss mit dem urban-schicken Empfangsbereich und dem exzellenten Restaurant Mulberry St. bis hinauf in die fünfte Etage mit ihren luxuriösen Suiten und der gut bestückten „New York Bar“: Amerikanische Schwarz-Weiß-Fotografien finden sich an den Wänden der insgesamt 98 maritim eingerichteten Doppelzimmer und Suiten und auch sonst lässt sich bei einem Hotelrundgang allerlei entdecken. Eine alte Schreibmaschine, Reiseliteratur, eingerahmte Vintage-Cover des New Yorkers und die modern-gemütliche Einrichtung lassen Reiselust aufkommen – und das Verlangen, noch länger an diesem Ort zu verweilen. Spätestens bei Betreten der Terrasse, die sich die Suiten und Bar teilen – getreu dem Freiheitsgedanken („Liberty“) gibt es keine abgesperrten privaten Außenbereiche – zeigt sich, warum man bei seinem nächsten müßigen Landgang Bremerhaven ansteuern sollte. 

Vor dem Auge breitet sich das Beste aus, was die Stadt zu bieten hat. Die weitläufige Wesermündung bringt, neben den für den hiesigen Tourismus so wichtigen Kreuzfahrtschiffen, frische Luft zum Aufatmen und Weite für die innere Ruhe, der Weserdeich und der kleine Strand bieten Erholungs- und Erkundungsfläche und als weiteres Highlight wartet geballte Kultur darauf, entdeckt zu werden. Direkt gegenüber des Hotels findet sich Deutschlands einziger Zoo am Meer, der mit den jungen Eisbärzwillingen Lale und Lilli, Seehunden, sibirischen Eichhörnchen und einem Nordsee-Aquarium trumpft. Nebenan starten die Hafenrundfahrten, auf denen man die „dicken Pötte“ bewundern kann. 

Die Havenwelten bei Nacht © Johanna Rädecke

Lenkt man den Blick nach links, wird man mit einer grandiosen Aussicht auf das deutsche Auswandererhaus (2005 eröffnet, 2007 als Europäisches Museum des Jahres ausgezeichnet und 2012 erweitert), Klimahaus Bremerhaven 8° Ost sowie die Promenade, Kongresszentrum, Gastronomie, Buden und ein Riesenrad belohnt. Gleich dahinter liegt der alte Hafen mit dem bekannten U-Boot Wilhelm Bauer und dem Schifffahrtsmuseum. 

Mit diesen kulturellen Angeboten lassen sich auch regnerische Tage in Bremerhaven mühelos vertreiben. Alleine das Klimahaus lohnt bereits mehr als einen Tagesausflug. Entlang des 8. Längengrades können Besucher eine Nord-Süd-Reise um die Welt machen und dabei verschiedenste Klimazonen erleben. Zu jedem durchreisten Land werden Informationen zu den Einwohnern und Tieren gegeben. Außerdem gibt es ein großes tropisches Aquarium, eine Wetterstation und ein FuturLab, bei dem man selbst aktiv werden kann.

Restaurant Mulberry St. ©Liberty Hotel

Feine Küche im Restaurant „Mulberry St.“

Bremerhaven ist der „Underdog“ der Nordseeküste. „Viele Leute haben Bremerhaven gar nicht so recht auf dem Schirm“, sagt Hoteldirektorin Cornelia Meyer. „Dies ist die Stadt der Kontraste in vielerlei Hinsicht und ein toller Platz für Erholung und Kultur“. Mit Hingabe widmet sie sich dem Wohl der Gäste. In Sachen Kulinarik hat sie Küchenchef Philipp Probst mit ins Boot geholt. Der gebürtige Oldenburger arbeitete bereits mit Thomas Martin im Hotel Louis C. Jacob in Hamburg und erkochte 2015 seinen ersten Stern im Restaurant „Graf Leopold“ in Daun (Rheinland-Pfalz). Nach Oldenburg, Helgoland, Hamburg, Neuseeland, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ist das „Mulberry St.“ in Bremerhaven seine neunte Station. Hier, so Meyer, vereine Probst das beste aus der norddeutschen (Heimat-) Küche mit internationalen Gerichten, die Geschmack auf Fernreisen bieten. 

Fisch hat in Bremerhaven natürlich schon seit seiner Entstehung um 1830 einen hohen Stellenwert. In Fishtown, so lautet der Spitzname der Stadt, gibt es jetzt zwar nur noch drei Fischereischiffe, dafür ist jedoch jede Menge fischverarbeitender Industrie wie zum Beispiel Deutsche See, Frosta, Nordsee-Restaurantkette und Frozen Fish International ansässig. 

Die Räucherfischplatte im Restaurant Mulberry St. © Johanna Rädecke

Ungefroren und von bester Qualität ist der Fisch, der in der Mulberry Street seinen Weg auf den Teller findet. Auch wenn die Karte regelmäßig wechselt, gibt es ein paar Dauerbrenner. „Unsere Räucherfischplatte (Variation vom Kutter mit Bremerhavener Räucherfisch, Spieka-Neufelder Krabben und Pumpernickel) oder die Fischsuppe gehören zu unseren Signature Dishes“, so Cornelia Meyer. „Aber trotzdem dominiert der Fisch nicht, wir haben auch tolle Fleischgerichte und natürlich eine vegetarische Auswahl.“

Neben den Signature Dishes stehen an diesem Abend auch der Catch of the Day mit gebratenem Pak Choi und Couscous auf der Karte, ebenso wie Tarte vom mediterranem Gemüse, Curry-Zitronengrasschaum mit Altländerapfel und Nordseekrabben, in Portwein geschmorter Ochse mit jungen Möhren und Kartoffelpüree sowie Apfeltarte mit Vanilleeis.

Zum Dahinschmelzen: Apfeltorte mit Vanilleeis. © Johanna Rädecke

Bereits die Vorspeise erfüllt das Restaurant mit intensivem Duft nach mediterranem Gemüse, die aromatischen Tomaten, Zucchini, Möhren etc. lassen, zusammen mit dem zart-blättrigen Tarteboden, auf beste Zutaten und wahre Handwerkskunst schließen.

Eine klare, unverschnörkelte Linie mit intensiven Aromen und sorgfältiger Zubereitung begleitet das gesamte Menü, welches mit überraschend großen Portionen überzeugt. Im Dreigang-Menü kochen sich Philipp Probst und sein Team für 50 Euro exklusive Getränke in die Herzen der Feinschmecker.

Coronabedingt sieht es auch in der „Mulberry Street“ zurzeit etwas aufgeräumt auf, das Restaurant ist jedoch sowohl für Hotelgäste als auch für externe Besucher geöffnet – Reservierung sind jedoch erwünscht. Das bei den Einheimischen sehr beliebte „Langschläfer-Frühstück“ kann vorerst nicht angeboten werden und auch Hotelgäste müssen von einer reichhaltigen Buffetauswahl absehen. „Die Zwangspause durch den Lockdown haben wir genutzt, um ein wenig zu renovieren. Außerdem haben wir das ‚Suite Dining‘ angeboten, einen Roomservice der besonderen Art. Das wurde so gut angenommen, dass wir trotz Corona an weiteren Veranstaltungen arbeiten“, so die Hoteldirektorin. Am 22. August findet das nächste Event statt: Die Fine Dining Summer Surprise. Serviert wird ein 4-Gang-Gourmet-Menü nebst korrespondierenden Weinen mit Begleitung des Musikers Ben Boles (Infos auf Facebook)

© Johanna Rädecke

Bei Gin & Sonnenuntergang in die Ferne träumen

Bobby’s Gin mit Tonic, Orangenschale und Nelke – das ist der Lieblingsdrink der Hoteldirektorin. „Ein toller Drink gepaart mit einer großartigen Aussicht“, schwärmt sie. Die Front row-Lage mit Westblick macht sich bei diesem Gin&Tonic bezahlt: Direkt hinter dem ehemaligem Lloyd-Dock können Gäste zusehen, wie sich Sonne und Wasser küssen. Nach den atemberaubenden Farbspielen des Sonnenuntergangs treten die Lichter der Stadt in unmittelbare Konkurrenz. Wer bis zur Dunkelheit wartet, wird Zeuge der „Blauen Stunde“, in der die Promenade blau beleuchtet wird.  Die Havenwelten sind auch bei Nacht eine Augenweide.

Doch selbst bei schlechtem Wetter müssen Besucher nicht traurig sein. Mit dem kuscheligen Teppich, den dunklen Holzvertäfelungen zu mintfarbener Deckenfarbe und ledernen Cocktailsesseln sowie LED-beleuchteter Bar lässt es sich auch drinnen bei einem der zahlreich angebotenen Drinks aushalten – und die Aussicht lässt sich getrost durch die großen, bodentiefen Fenster bewundern.



Abschalten und Entspannen

Nicht nur kulinarisch kann das Liberty Hotel verwöhnen. Die frische Seeluft (und die Klimaanlagen bei neuerdings typisch-norddeutschen Hitzewellen) mögen für guten Schlaf sorgen, doch richtige Erholung findet sich im hauseigenen Spabereich. Mit dem kleinen Fitnessbereich, der finnischen und Bio-Sauna sowie modern ausgestatteten Zimmern für Beauty- und Wellnessbehandlungen wird ein Aufenthalt in Bremerhaven ein gelungenes Komplettpaket und bietet so viel mehr Potential als nur ein kleiner Zwischenstopp vor der nächsten Kreuzfahrt. 

Seele baumeln lassen im Miami Spa. © Liberty Hotel


The Liberty Hotel Bremerhaven

Columbusstraße 67, 27568 Bremerhaven

Tel. 0471 902240

www.liberty-bremerhaven.com

Die Außenansicht ©Liberty Hotel