Jens Mecklenburg

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Weinlese hat in Schleswig-Holstein begonnen

Raritäten zwischen Ost- und Nordsee
27. Oktober 2020
Reifegrade des Weins. ©DWI

Die Winzer in Schleswig-Holstein haben mit der Weinlese begonnen. Die Weinbauern erwarten eine gute Qualität ihrer Weine. „In den Sommermonaten war es warm, aber nicht zu heiß, sodass die Reben keinen Hitzestress erlitten haben“, sagt Melanie Engel vom Wein- und Obstgut Ingenhof in Malente-Malkwitz (Kreis Ostholstein). Der Regen zwischendurch habe zudem die Reben optimal mit Wasser versorgt. Hinzu kommen die sommerlichen Temperaturen der vergangenen Tage. Das sei hervorragend für die Entwicklung und Reife der Trauben und das Einlagern des Zuckers in die Beeren. Auf dem Ingenhof rechne man daher mit einer sehr guten Qualität. Allerdings sei das Wetter zum Zeitpunkt der Blüte regnerisch und etwas windig, was zu einem nicht ganz optimalen Blühverlauf geführt hat. „Dadurch erwarten wir einen etwas niedrigeren Ertrag als im Jahr zuvor.“

Einjährige Setzlinge. ©DWI

Nur wenige Profi-Winzer

Insgesamt liegen in Schleswig-Holstein für rund 40 Hektar Pflanzgenehmigungen vor, wie ein Sprecher der zuständigen Verbraucherschutzministeriums sagte. Auf etwa 28 Hektar davon wird aktuell bereits Wein gepflanzt. Pflanzrechte wurden in Schleswig-Holstein nach Ministeriumsangaben an 18 Firmen und Privatpersonen erteilt. Formal ist dabei jeder Weinanbau, der mit einem Pflanzrecht ausgeübt wird, ein gewerblicher Weinanbau.

Als gewerblich im Gegensatz zu einem Nebenerwerb- oder Hobbyanbau ist den Angaben zufolge jedoch nur bei zehn der 18 Unternehmungen auszugehen, die zum Beispiel eine vermarktungsfähige Weinmenge erzeugt haben. Zum Vergleich: 2019 wurden in Deutschland auf 103 079 Hektar Wein angebaut, wie das Deutsche Weininstitut mitteilte.

Der Ingenhof baut auf etwa 7,8 Hektar Wein an. Vergrößert werden soll die Fläche aktuell nicht, „da wir 2018 und 2019 insgesamt von drei Hektar Rebfläche auf 7,8 Hektar aufgestockt haben“, sagt Engel. Der Ertrag sei „sehr schwankend je nach Witterung, Rebsorte und Jahr, belaufe sich aber auf etwa 4 000 Liter pro Hektar.

Diese Größenordnung beim Ertrag erwarten auch andere Winzer in Schleswig-Holstein. „Wir hatten das Glück im Norden, dass der Wettermix gut war“, sagt der rheinland-pfälzische Winzer Steffen Montigny, der nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch in Grebin (Kreis Plön) Wein anbaut. Er rechnet mit 4000 bis 5000 Liter pro Hektar. In Grebin baut er auf zwei Hektar Reben für seine „So mookt wi dat“-Weine an. Gekeltert und ausgebaut werden die Weine in Montignys Weingut an der Nahe. „Wein ist wie ein kleines Kind“, sagt Montigny. „Den können Sie nicht alleine lassen.“

Als „Schleswig-Holsteinischen Landwein“ darf Montigny daher seine Weine nicht vermarkten. Um die geschützte geografische Angabe verwenden zu dürfen muss die maßgebliche Weinherstellung in dem genannten Gebiet oder ausnahmsweise auch in einer angrenzenden Verwaltungseinheit stattfinden muss, wie das Verbraucherschutzministerium mitteilte. Entsprechende Möglichkeiten zur Weinherstellung haben der Ingenhof, die Sylter Weinbau GbR und Fa. Ress sowie das Weingut Waalem auf Föhr geschaffen. „Insofern können auch nur diese vier Betriebe aktuell Schleswig-Holsteinischen Landwein vermarkten“, so das Ministerium.

©Ress Sylt

Insel-Wein

Christian Roeloffs vom Weingut Waalem baut mittlerweile auf rund fünf Hektar Wein an, davon sind 2,8 Hektar im Ertrag. Die restlichen Hektar sind Jungfelder. Die Föhrer wollen die Fläche auf acht bis zehn Hektar vergrößern. Sie rechnen mit etwa 12 000 bis 15 000 Liter im Jahr 2020. Vergangenes Jahr waren es von zwei Hektar etwa 11 600 Liter. „Wenn das Wetter in den letzten Tagen mitspielt, werden wir sowohl einen hohen Ertrag für unsere Verhältnisse, als auch eine gute Qualität ernten können“, sagte Roeloffs. Im Vergleich zu den Anbaugebieten im Süden Deutschlands sei ein solcher Ertrag allerdings eher gering.

Aufgrund des Klimawandels sind die Voraussetzungen für den Weinanbau auch im Norden Deutschlands besser geworden. Die Rebsorten, die im Norden angebaut werden, sind oft pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die weniger Pflanzenschutz benötigen und dadurch einen geringeren Aufwand in der Bewirtschaftung bedeuten. Dazu gehören unter anderem die rote Rebsorte Regent und die Weißweinrebsorte Solaris. 

©DWI

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