Mehrere mysteriöse Pakete sind im Dezember und Januar an den Stränden von Sylt, Amrum und Föhr angespült worden. Bei dem Inhalt handelt es sich bislang um rund 250 Kilogramm Kokain, heißt es vom Zollfahndungsamt Hamburg, das die Ermittlungen führt.

Noch immer untersuchen die Ermittler, woher die Drogen stammen, erklärte eine Hamburger Zollsprecherin. Weitere Auskünfte zur Art der Ermittlungen oder zu Ergebnissen könne sie noch nicht geben.
Nach den Funden seien die Streifentätigkeiten des Zolls und anderer Dienststellen in den betreffenden Regionen intensiviert worden, „um die weitere illegale Einfuhr von Betäubungsmitteln zu bekämpfen und Schaden von der Bevölkerung abzuwenden“.
Zunächst war nach Abendblatt-Informationen am 3. Dezember gegen 15.50 Uhr ein mehr als 20 Kilogramm schweres Paket am Strand von Hedehusum auf Föhr entdeckt worden. Dann wurden weitere Funde bekannt. Die ersten Drogen waren bereits am 1. Dezember gefunden worden.
Die bislang gefundenen rund 250 Kilogramm Kokain haben einen Straßenverkaufswert von etwa 10 Millionen Euro. Der letzte Fund aus der aktuellen Serie stammt von Anfang Januar, als ein Spaziergänger Päckchen mit insgesamt 25 Kilogramm Kokain am Sylter Strand fand.
Nach Behördenangaben könnten die Pakete aus einer gescheiterten Übergabe auf der Nordsee stammen. Möglich wäre aber auch, dass Dealer das Kokain außen an einem Boot befestigt hatten und es unabsichtlich verloren gegangen sei.

„Es könnten ungewöhnliche Pakete am Strand angespült werden. Nicht anfassen.“
Warnung der Gemeinde St. Peter-Ording
Seitdem die gefährlichen Substanzen aufgetaucht waren, bitten die Behörden Strandbesucher, sich von verdächtigen Paketen oder Gegenständen fernzuhalten und umgehend den Zoll oder die Polizei zu informieren.
Auch die Gemeinde St. Peter-Ording warnt auf den sozialen Netzwerken: „Es könnten ungewöhnliche Pakete am Strand von SPO angespült werden. Bitte nicht anfassen und die Polizei unter 110 verständigen.“
Kokain birgt sehr hohe Risiken, heißt es auf der Website der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Gefährlich sei das „extreme Abhängigkeitspotenzial“, und auch, dass der Organismus in die Irre geführt werde. Die Droge peitsche den Körper zu Höchstleistungen an, führe ihm aber keinerlei Energie zu. Dies kann laut DHS zu Nebenwirkungen wie Krampfanfällen führen, auch Wahnvorstellungen und Atemversagen sind möglich. Konsumenten schnupfen das Pulver in der Regel, in extremen Fällen wird es aber auch gespritzt.
Dass Drogen, auch größere Mengen, an norddeutschen Stränden angespült werden, ist in der Vergangenheit schon mehrfach vorgekommen. Im April letzten Jahres hatte beispielsweise eine Urlauberin auf Borkum Kokain im Wert von rund 50 Millionen Euro gefunden. Es handelte sich um mehr als eine Tonne des weißen Pulvers. An den zusammengebundenen Paketen war eine Rettungsweste befestigt.
Außerdem begann im Oktober der Prozess gegen drei mutmaßliche Drogenhändler. Sie sollen versucht haben, nahe Spiekeroog mitten auf der Nordsee einen Drogendeal abzuwickeln. Von einem Fischkutter aus soll eine Tonne wasserdicht verpacktes Kokain in die See geworfen worden sein. Das Trio wollte die Ware aus dem Wasser fischen. Doch die Übergabe missglückte. Nun sitzen die drei auf der Anklagebank.
Auch vor vielen Jahren gab es schon derartige Drogenfunde auf den Nordseeinseln. 2007 wurden mehrere Rucksäcke, gefüllt mit insgesamt 35 Kilogramm Kokain, gefunden.
