Für den einen zu skurril, dem anderen schmeckt’s: Auf den Tellern der Menschen in Deutschland landen immer wieder auch außergewöhnliche Tiere oder Tierteile. Ein Restaurant im Harz will nun Stierhoden auf seiner Speisekarte anbieten – und damit keineswegs für Ekel bei seinen Gästen sorgen.
„Wir probieren einfach mal etwas Neues“, sagte Gastwirtin Susanne Thielecke vom Restaurant Brockenbauer in Tanne – südlich vom Brocken und Wernigerode -, wo die Hoden zur Verkostung im Team zubereitet wurden. Gleichzeitig solle das neue Angebot dabei helfen, alles vom Tier verarbeiten zu können – „nicht nur das Rinderfilet und die Steaks und die Rouladen“. Konkret seien zwei neue Gerichte in der Planung: Hoden als Geschnetzeltes sowie als eine Art Schnitzel.
Alles eine Frage der Kultur
Welche Arten von Nahrungsmitteln jedem Einzelnen skurril erscheinen, Ekel auslösen oder faszinieren, hänge nicht von der Speise selbst, sondern von der jeweiligen Kultur ab, erklärt Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund. So seien etwa Insekten in manchen Teilen der Welt ein normaler Bestandteil der Nahrung, im Westen würden sie hingegen häufig als Essen abgelehnt.
Aus Sicht von Tierschützern sei es „irrelevant, ob man außer dem Muskelfleisch des Bullen auch noch seine Hoden isst – dem Tier dürfte das ziemlich egal sein“, so Pommerening. Nachhaltiger sei es zumindest, wenn möglichst wenig weggeworfen werde. Der Tierschutzbund macht immer wieder auf die Wichtigkeit des Wohls von Tieren aufmerksam.
Bei der Zubereitung der Hoden sei Vorsicht geboten, erklärte Küchenchef Timo Leisdorf. Man dürfe sie nicht zu stark braten, „sonst wird das Ganze schnell fest und trocken“. Der Geschmack sei sehr neutral, so der Koch. „Da ist eigentlich nicht viel Geschmack dran an dem eigentlichen Hoden. Deswegen braucht man eine gute Soße oder eine gute Würze, damit da Geschmack drankommt. Es schmeckt ungefähr so wie Kalbsbries“, sagt Leisdorf.