Jens Mecklenburg

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War noch was? Nazi-Gegröle in Sylter Promi-Bar

26. Mai 2024
© PONY

Das Video von Gästen der Promi-Bar „Pony“ auf Sylt, die sich beim Singen von Naziparolen gefilmt haben, löst eine Welle der Empörung aus. Der Lokal-Betreiber geht gegen die fünf Beteiligten vor. Der Vorfall belaste Sylt.

Sylt ist die selbsternannte Insel der Reichen und Schönen. Doch dieses Video passt nicht in das Selbstbild des Promi-Hotspots. Denn die Aufnahme zeigt junge Menschen mit weißen Hemden, zurückgegelten Haaren, die vor dem Lokal „Pony“ in Kampen rassistische Parolen grölen.

In der nur wenige Sekunden langen Aufnahme, die seit Donnerstag in den sozialen Medien viral geht, singen Männer und Frauen zur Melodie des Party-Hits „L’amour Toujours“ von Gigi D’Agostini. Die Stimmung ist ausgelassen, doch sie singen nicht den Text des 90er-Jahre-Hits, sondern skandieren „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“.

Ein Mann scheint mit seinen Fingern auf der Oberlippe einen Hitlerbart anzudeuten, dazu reckt er die rechte Hand zum verbotenen Hitlergruß in den Himmel. Doch daran oder auch am rechtsextremen Liedtext scheint sich niemand zu stören.

„Pony“-Betreiber distanzieren sich vom rechtsextremen Video

Die Betreiber des Lokals erklärten bereits auf Instagram zu dem Video, sie seien „tief schockiert“. „Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung.“

„Hätten wir von dem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen. Es gibt keinen Platz für Rassismus!!!“, heißt es weiter. Jeder Gast unabhängig von der Ethnie sei herzlich willkommen. Die Betreffenden bekämen Hausverbot, hieß es.

In einem weiteren Beitrag schrieben die Betreiber, sie hätten nun die Namen „dieser Nazis zugespielt“ bekommen. „Wir werden dieses widerliche Verhalten anzeigen und alle strafrechtlichen Möglichkeiten nutzen!!!“

Am Freitag erklärte Lokal-Inhaber Tim Becker weiter, die gesamte Szene sei am späten Nachmittag des Pfingstsamstag von Überwachungskameras mit Ton aufgezeichnet worden. Man habe die Namen aller fünf Beteiligten an die Polizei gegeben. Auch die Überwachungsaufnahme sei der Polizei übermittelt worden. Viele der insgesamt rund 300 Gäste hätten auf der Terrasse der Bar den Party-Hit „L’amour Toujours“ von Gigi D’Agostino ganz normal mitgesungen. Das sei auf der Aufnahme zu hören. Auf der Überwachungsaufnahme sei zu sehen, wie einer der Beteiligten die kleine Gruppe mit seinem Handy gefilmt hat. „Das waren wirklich nur diese fünf Leute“, sagte Becker.

„Auf Sylt brauchen die sich gar nicht mehr blicken lassen“

Ähnliche Vorfälle habe es im „Pony“ bisher nicht gegeben, sagte Becker. Eine Konsequenz sei, dass „L’amour Toujours“ künftig nicht mehr gespielt werde. „Uns war das komplett neu, dass das missbraucht wird.“ Becker befürchtet, dass etwas von dem Vorfall hängen bleiben wird, „auch wenn wir da wirklich aus unserer Sicht nichts für können“. Man werde die Gäste künftig stärker animieren, rassistische Vorfälle den Türstehern zu melden.

Normalerweise könnten solche Vorfälle in dem relativ kleinen Lokal nicht unbemerkt bleiben. Pfingsten sei mit der Großveranstaltung eine Ausnahme. Der Vorfall belaste die ganze Insel. „Alle sind traurig, dass das passiert ist“, sagte Becker. „So etwas darf nicht sein.“

Die fünf Beteiligten bekommen nach Beckers Überzeugung nicht nur im „Pony“ lebenslanges Hausverbot. „Auf Sylt brauchen die sich gar nicht mehr blicken lassen. Wir haben ganz viele befreundete Gastronomen.“

„Das Verhalten ist abstoßend“

Auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Sylter Gemeinden haben sich mit klaren Worten gegen das rassistische Gegröle gestellt. „Wir haben für diese Gesänge null Toleranz. Dieses Verhalten ist für uns abstoßend und vollkommen inakzeptabel. Wir dulden das nicht“, sagten sie laut Mitteilung am Freitag.

In dem Statement heißt es weiter: „Auf Sylt leben Menschen aus 113 Nationen friedlich miteinander. Wir begrüßen Touristinnen und Touristen aus vielen Ländern. In diesen Tagen, in denen das Grundgesetz 75 Jahre alt wird, während die liberale Demokratie unter Beschuss steht, möchten wir als Sylt ganz unmissverständlich klar machen: Solche Gäste brauchen nicht noch einmal nach Sylt zu kommen. Sie sind herzlich ausgeladen. Denn wir sind eine weltoffene Insel.“

Inzwischen ermittelt der Staatsschutz wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen.

© ISTS Pascal Skwara