Am Wochenende protestierten rund 500 Sylter gegen die Zerstörung des kulturellen Erbes der Insel. Sie befürchten den schrittweisen Niedergang des Insellebens und fordern, die alten Häuser der Insel zu erhalten. Stein des Anstoßes, war der Abriss eines über 200 Jahre alten Traditionsgasthofes vor zwei Wochen.
Wie t-online berichtet, wurde der Protest von der Sylter Bürgerinitiative „Merret reicht’s“ ins Leben gerufen. Das Bürgerbündnis setzt sich seit drei Jahren für den Erhalt der Insel und für mehr Wertschätzung gegenüber ihren Einwohnern ein. Die Initiative fordert, dass kein weiteres Haus mehr abgerissen werden darf und sieht die Kommunalpolitik in der Schuld. „Ich fühle mich manchmal, als ob wir ausgeschlachtet wären wie eine Weihnachtsgans“, erklärte Silke von Bremen, die bei der Initiative tätig ist, auf der Kundgebung. Tim Kress (Die Grünen) fand ebenfalls deutliche Worte: „Bei aller Wut, die wir hier empfinden, ist der alte Gasthof auch nur ein Puzzlestück in einer Reihe zerstörter und vernachlässigter Kulturgüter, Naturdenkmäler, sozialer Strukturen.“ Manfred Koch, ehemaliger Miteigentümer und Betreiber des alten Gasthofes erklärte zum Abriss: „Das ist ein Statement von jemanden, der uns sagt: Ihr könnt mich alle am Arsch lecken.“
Ronald Benck, Bürgermeister der Gemeinde List, blieb wegen lang geplanter privater Verpflichtungen dem Protest fern. Wie es in dem Bericht weiter heißt, soll er jedoch unmittelbar vor dem Abriss versucht haben, das Gebäude zu retten, und beantragte eine einstweilige Verfügung beim Landesamt für Denkmalschutz. Den Abriss hält er laut Bericht für illegal, da keine Genehmigung vorlag. Wie es mit dem Gelände weitergeht ist unklar. Bislang liegt noch kein Bauantrag bei der Gemeinde vor.