Seele des Menschen,
J. W. Goethe (Gesang der Geister über den Wassern)
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!
Schleswig-Holstein ist – viele Schleswig-Holsteiner werden sich nun wundern – ein Land der Literatur. Nicht, dass hier besonders viel gelesen wird, nicht mehr aber auch nicht weniger als in anderen deutschen Landstrichen. Nicht, dass Schriftsteller im Norden besonders wertgeschätzt werden, nicht mehr aber auch nicht weniger als woanders. Besonders schätzt man bei uns im Norden berühmte Schriftsteller, die schon verstorben sind, wie die Literatur-Nobelpreisträger Theodor Mommsen und Thomas Mann. Der dritte im Bunde, Günter Grass, der sich dem Lande und besonders Lübeck so verbunden fühlte, mischte sich, so die landläufige Meinung vieler Nordlichter, zu sehr ins politische Tagesgeschäft ein. Einen Nobelpreisträger hat man ja gerne in seiner Stadt, aber musste der dickköpfige Großdichter immer seine Finger in offene gesellschaftliche Wunden legen und moralisieren?
Literarische Blüte
Schon im 18. Jahrhundert erlebte der Norden eine literarische Blüte. Dichter wie Johann Heinrich Voß, Übersetzer Hommers, und Heinrich Christian Boie lebten und wirkten in Eutin und Meldorf. Das Herrenhaus Emkendorf galt als „Weimar des Nordens“. Hier versammelte sich ein Kreis, zu dem neben Voß und Boie auch Friedrich Gottlieb Klopstock und Matthias Claudius gehörten. Im 19. Jahrhundert prägten Theodor Storm, Klaus Groth und Detlef von Liliencron die literarische Welt Schleswig-Holsteins und beeinflussten die Geschichte der deutschsprachigen – mit Groth der niederdeutschen – Literatur. Auch das 20. Jahrhundert ist reich an schriftstellerischer Vielfalt Made in Schleswig-Holstein. Erinnert sei nur an den Helgoländer James Krüss, einer der bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren. Das 21. Jahrhundert wartet durch neuartige Perspektiven und den viel beachtete Kieler Autoren Feridun Zaimoglu auf.
Drei Nobelpreisträger, Schriftsteller, Dichter und beachtete Autoren in Hülle und Fülle – der Norden hat literarisch wirklich viel zu bieten. Welches Bundesland kann sich sonst noch eines schreibenden Wirtschaftsministers rühmen. Die Rede ist vom Schriftsteller Robert Habeck. Sollte er mal Kanzler werden, könnte ihm seine Reden seine Frau schreiben: die ist auch Schriftstellerin. Heide Simonis, die ehemalige Ministerpräsidentin, schreibt auch: Krimis.
Das ungeheure Ganze
Neben den im Norden lebenden Schriftstellern, haben zahlreiche berühmte Literaten Schleswig-Holstein bereist und ihre Eindrücke für die Nachwelt festgehalten. Zu ihnen gehören Hans Fallada, Theodor Fontane, Friedrich Hebbel, Heinrich Heine, Wilhelm von Humboldt, Franz Kafka und Christian Morgenstern. Auch Joseph von Eichendorf war Gast, ein früher Urlauber, in Schleswig-Holstein. 1805 machte er sich nach Lübeck auf. Seine erste Reise ans Meer. Beim Anblick desselbigen notierte er in seinem Reisetagebuch: „ Endlich, als wir den Gipfel der letzten Anhöhe von Travemünde erreicht hatten, lag plötzlich das ungeheure Ganze vor unseren Augen und überraschte uns so fürchterlich, dass wir alle in unserem Innersten erschraken.“
Reich ist das Land auch und gerade wegen seiner zahlreichen Literaten und ihren hinterlassenen literarischen Schätzen. Man sollte sie hegen, pflegen und wertschätzen. Bisher gilt das Land zwischen den Meeren ja vor allem als Land der Bauern und Urlauber. Geschätzt für seine gute Luft, schönen Landschaften und Urlaubsorte am Meer. Überregionale Beachtung finden noch Kieler Woche – die schafft es sogar alljährlich in die Tagesschau – das Schleswig-Holstein Musik Festival und das Wacken Open Air. Dabei ist Schleswig-Holstein doch auch das Land der Schriftsteller und selbstverständlich auch das Land der Schriftstellerinnen. Bitte unbedingt weitersagen!