Heerscharen fröhlicher Osterhasen und bunte Eierberge verkünden: es ist Ostern, das Frühlingsfest. Und wenn die Bäcker aus feinem Rührteig Lämmer und Hasen backen und mit Osterbrot und Osterzöpfen locken, dann kann es nicht mehr lange dauern. Süß und bunt sind sie, mit reichlich Mandeln und Rosinen und Timpen, also Zipfeln. Bei traditionsreichen Bäckern und Hausgebackenem spricht man auch zuweilen von Paschsemmeln und Paschstuten und gebraucht damit das alte heimische Wort „Paaschen“ für Ostern. Das Wort ist aus dem Kirchenlatein entlehnt, vom Passahfest. Auch im dänischen “paaske“ und im französischen „pâques“ hat sich das Wort erhalten. Und in norddeutschen Liedern und Sprüchen. Mancher spricht noch vom Paaschen-Ei und kennt den Spruch: Wenn „Paaschen un Pingsten op een Dag“ fallen, dann regnet es Wunder und Hexen…
Jetzt wird es auch Zeit, das festliche Osteressen zu planen – traditionell Lamm in jeder Form, zuweilen auch einen Hasenbraten. Immer aber auch die frühlingsfrischen Kräutersuppen, die es Gründonnerstag gibt, und auch Eierkuchen mit sieben- oder neunmal frischem Grün. Das ist heutzutage kein Problem – die Tiefkühl-Kräuterexperten haben vorgesorgt. Generationen vor uns war man dann aber auf der Suche im Garten und an Wiesenrändern, vor allem wenn das Osterfest früh lag und die Natur noch weit zurück war.
Einst traf man sich auch zum traditionellen „großen“ Eieressen. Am Osterabend, dem dann nicht mehr „stillen“ Samstag, standen auf dem Land die frisch gekochten Eierberge auf dem Tisch zum fröhlichen Wettessen. Wehe, die Hausfrau war geizig! Die jungen Leute standen vor Haus und Hof mit großen Osterpeitschen und „knallten die Eier gar“! Alles junge Volk maß einst seine Kräfte, zwanzig, dreißig Stück soll ein guter Knecht geschafft haben, ein paar rohe noch dazu. Wer war der „Eierkönig“? Danach gingen alle gemeinsam zum Osterfeuer, Osterlüchen oder Ostermaan genannt, das die Nacht erhellte, die Feiernden erhitzte und symbolisch wohl – wie viele Jahresbrauchfeuer – den Winter verbrannte und beendete. Christen feiern die Auferstehung Christi. In der Feier der Osternacht wird das Osterfeuer am Beginn der Liturgie vor der Kirche entfacht, geweiht und anschließend an diesem die Osterkerze entzündet. Diese wird dann in den katholischen Kirchen in feierlicher Prozession unter dem dreimaligem Ruf des »Lumen Christi« (»Licht Christi«) in die noch dunkle Kirche getragen.
Und schon kommt der neue Tag. Auch heute noch geht so mancher im Land der Meere und der hohen Himmel vor dem Morgengrauen hinaus, um den Sonnenaufgang zu erleben und um am Ostermorgen die „Sonne dreimal hüpfen zu sehen vor Freude über die Auferstehung des Herrn“. Und dann wird schweigend und ohne sich umzuschauen das Osterwasser geschöpft, an fließender Quelle, von Sonne beschienen. Ein ganzes Jahr soll es gut sein und schlückchenweise getrunken werden gegen „Malefiz und 77 Fieber“. Die Alten berichten davon. Und die jungen Mädchen, so erzählt man sich, wuschen und spiegelten sich einst im Osterwasser und gewannen an Schönheit und erblickten das Bild des Künftigen. Welch ein romantischer Aberglaube…
Eier gehören zum Osterfest, zum Osterbrauchtum. Auf vielerlei Art wunderschön geschmückt , wie wir es auf den vielen Ostermärkten sehen können. Kleine Eier, große Eier, traditionelle Muster und Techniken, aber auch spannende moderne. Bäume und Bögen, in anderen deutschen Landschaften auch Brunnen und Oster-Gestelle, putzen sich mit buntem Eierbehang.
Aber Eier brauchen die Kinder in den Ostertagen auch zum Spielen. Zum Eierlaufen, zum Trudeln, Schleudern, Pitschen oder Kicken. Auf Föhr beispielsweise ist die wichtigste Frage an zugereiste Osterkinder: „Wie viele hast Du?“, wie viele hart gekochte, bunt gefärbte Eier zum Spielen. Die bunten und braunen – traditionell mit Zwiebelschale gefärbt und mit Roter Bete, mit grünen Kräutern und mit herrlich gelber Färberkamille – werden über die Deiche und Wiesen gerollt, auch über Dächer, mit Schleudern in den Himmel geworfen, und Spitze an Spitze gestoßen, also gepitscht. Und immer siegt der, dessen Ei den Aufschlag heil übersteht. Der Rest wandert sofort in die Mägen. Zuweilen zu viele… In anderen Regionen des Landes zogen am Ostermorgen Kinder von Haus zu Haus und sammelten Hartgekochtes ein mit den Worten „ Guden Morgen! Fröhliche Ostern! Hett de Hahn ok leggt?“ Eier zum Verspielen. Sie sangen beim „Eierdiedeln“ auch Rummelpott-ähnliche Lieder mit skurrilen Wünschen fürs Haus. Süße Eier, Schokoladeneier – die gab es ja erst lange nach dem letzten Krieg. Heute werden Eier versteckt und die Kleinsten jubeln über jeden Fund. Süße Eier natürlich…
Und alle, alle freuen sich. Ostern – das ist das Fest des Lebens, der Freude. In katholischen Kirchen werden Speise-Körbchen gesegnet. Und in einigen Kirchen wird traditionell das „risus paschalis“ geübt, das „Ostergelächter“, es macht fröhlich nach den düsteren, trauerdurchzogenen Tagen und Wochen. Das bedeutendste Fest der Christen liebt strahlende Texte und Melodien und „Sonne auf dem Altar“. Dann wird es ein glückliches neues Jahr, sagt der Volksmund.