
Die meisten Gartenbesitzer kennen die Vogelmiere als lästiges Unkraut – hartnäckig bringt sie im Jahr gleich sechs Generationen hervor – dabei ist sie mit ihren kleinen Sternblüten nicht nur ein äußerst schmackhaftes Wildgemüse, sondern auch ein wertvoller Schutz und Mulchersatz für den Boden. Der deutsche Wortteil –miere kommt von französisch mur und deutet auf den bevorzugten Standort an schattigen, feuchten Mauern hin. Man findet sie ebenfalls auf Schutt, Wegen und Wiesen und in Wäldern. Das auch liebevoll Tausendsassa genannte Wildkraut aus der Familie der Nelkengewächse ist in Europa seit der Jungsteinzeit bekannt und gilt daher als Archäophyt (Urpflanze). Mittlerweile ist sie auch zum Kosmopoliten geworden und wurde durch den Menschen auf der ganzen Welt verbreitet. Früher wurde das Kraut auch gerne an Hühner verfüttert, daher rühren die volkstümlichen Namen wie Hühnerbiss oder Hühnerdarm. Da die sternartigen Blüten der Stellaria media vor allem morgens und vormittags geöffnet sind, nennt man sie auch Morgenstern oder Steerntje. Die Blätter und Stängel können das ganze Jahr über gesammelt werden. Die Vogelmiere blüht von Februar bis Oktober, aus den Blüten entspringt eine Kapselfrucht, die für Vögel eine Delikatesse ist. Aber nicht nur für Vögel.
Kulinarisch überzeugend
Wildkräuterfans bereiten aus der Vogelmiere Salate, einen Kräuterquark oder ein Süppchen. Auch als zartes, spinatartiges Wildgemüse überzeugt die Vogelmiere kulinarisch. Der Grundgeschmack ist würzig-mild und erinnert an jungen, rohen Mais. Doch das Kraut schmeckt nicht nur gut. Dank ihrer Vitamine A, B, C und einem doppelt so hohen Gehalt an Calcium, dreimal so viel Kalium und Magnesium und siebenmal so viel Eisen wie ein normaler Kopfsalat, gibt sie auch neue Lebenskraft bei herbstlicher Melancholie. Früher wurde sie in der Volksmedizin bei Husten, Asthma und Lungenerkrankungen eingesetzt, außerdem zur Reinigung und Kräftigung des ganzen Körpers. Der Pflanze wird eine kühlende, entzündungshemmende, schmerzlindernde, harntreibende, verdauungsfördernde und leicht abführende Wirkung nachgesagt – so dass sie auch bei Heilfastenkuren eingesetzt wurde. Sie hilft bei Krämpfen, Leberbeschwerden, übermüdeten und entzündenden Augen, Rheuma und Blasenkrankheiten. Äußerlich soll sie bei Verbrennungen und kleineren Verletzungen hilfreich sein. Vorsicht sollte man jedoch in der Schwangerschaft gelten lassen.
Stark im Geschmack und gesund in den Inhaltsstoffen – es macht einfach Spaß, Wildkräuter wie die Vogelmiere aufzuspüren und näher kennen zu lernen. Für kreative Köche sind sie ein „gefundenes Fressen“!
Rezept
Vogelmierensalat
für 4 Portionen
Zutaten: 200 g Feldsalat 100 g Vogelmieren ½ Bd. Radieschen (gelb oder rot) 40 g Walnüsse 2 EL Weißweinessig 5 EL Haselnussöl 1 TL Honig Salz, Pfeffer
Zubereitung: Feldsalat und Vogelmieren waschen, trockenschleudern und in mundgerechte Stücke zupfen. Radieschen waschen, in Scheiben schneiden, Walnüsse hacken. Alles zusammen in eine Schüssel geben und mit Essig, Öl, Honig, Salz und Pfeffer vermischen.
Tipp: Dazu passt ein frisches Landbrot, mit Knoblauch eingerieben und in Olivenöl geröstet. Vogelmieren kann man wunderbar mit (fast) allen Wildkräutern- und Salaten mischen.