Zum „Tag des Gartens“ am 12. Juni empfehlen die nördlichen BUND Landesverbände, bewusst weniger Rasen zu mähen. Im Sinne der biologischen Vielfalt können norddeutsche Gartennutzerinnen noch sehr viel tun – und vieles auch bewusst unterlassen. Der BUND weist damit auf die Bedeutung von naturnahen Gärten hin. Für den Artenreichtum im Garten spielt die Auswahl der verwendeten Pflanzen und Materialien eine wesentliche Rolle. Entscheidend ist ebenfalls, was sich im Garten entwickeln kann und von den Gärtnerinnen unterlassen wird.
Harmonische Naturgärten
„Naturgarten und harmonische Gestaltung widersprechen sich nicht. Es geht nicht darum, einen unordentlichen oder ungepflegten Garten zu etablieren – obwohl auch solche, scheinbare chaotische Strukturen für den Artenreichtum durchaus attraktiv sein können.“ erläutert Bini Schlamann, Biodiversitäts- und Agrarreferentin des BUND Schleswig-Holstein. „Nicht-Mähen kann eine aktive Form der Gartengestaltung sein, deren Kunst das bewusste Unterlassen ist! Beispielsweise kann man beim Mähen an ausgewählten Stellen Gräser wachsen lassen und so Formen und Strukturen in den Garten bringen. Nicht selten zeigen sich im Rasen auch bereits Pflanzen, deren Blüten eine Zierde für diese Flächen sein können, wie Gänseblümchen, Klee, Wiesenmargerite oder kriechendes Günsel.“ Grade Konturen in einem wilden Garten bieten zudem Hochbeete für Gemüse und Kräuter.
Egal ob Komposthaufen, Totholzhecken, Kletterpflanzen, Steinhaufen, Wildsträucher, Nisthilfen, insektenfreundliche Kräuter oder Stauden – im Garten geht’s immer noch bunter und noch naturnaher. Für einen Naturgarten ist auch die Menge des verwendeten Wassers entscheidend und somit auch das Auffangen von Regenwasser. Eine standortgerechte Pflanzung hilft Wasser zu sparen.
„Wer seinen Garten naturnäher gestalten möchte, der pflanzt am besten Tiere.“ so Bini Schlamann weiter, „Tiere pflanzen ist unter den Naturgärtnern ein geläufiger Ausdruck geworden. Er bedeutet bei Anpflanzungen bereits darauf zu achten, welche Tiere diesen Pflanzen sowohl ein Zuhause als auch eine Nahrungsquelle bieten können.“ So schaffen Gärtnerinnen Plätze für Vögel, Bienen, Schmetterlingen und Co.
Schneckenplage
Der Regen lockt ungeliebte Gartenbewohner in ungewohnter Zahl hervor – es scheint ein echter Schneckensommer zu werden. Viele Gelege und Jungtiere überlebten den milden Winter und haben nun mächtigen Appetit. Doch trotz aller Schäden im Gemüsegarten sollte man kein Gift einsetzen. Schneckenkorn tötet auch geschützte Schneckenarten und kann von Vögeln aufgepickt werden und so einen natürlichen Verbündeten im Kampf gegen die schleimigen Gesellen vergiften, warnt der NABU.
„Im Nutzgarten sind Nacktschnecken ein echtes Ärgernis“, weiß der Bremer NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann zu berichten. Während die Gehäuseschnecken meist nur welke Pflanzenreste fressen, können Nacktschnecken erhebliche Schäden an Nutzpflanzen anrichten. Unterscheiden können die verbreitetsten Arten, die Rote und die Schwarze Wegschnecke sowie die Spanische Wegschnecke nur Spezialisten. Trotz ihres Namens gibt es jeweils orange, rote bis pechschwarze Exemplare und die Spanische Wegschnecke stammt gar nicht von der Iberischen Halbinsel. Wer es ganz genau wissen will, muss die Tiere töten und ihre Geschlechtsteile aufwändig präparieren.
Hat die vermeintliche Nacktschnecke jedoch Streifen oder Punkte, sollten Gartenbesitzer sie als Verbündeten ansehen, denn dann handelt es sich um den Tigerschnegel „Im Garten richten Tigerschnegel wenig Schaden an, sie fressen lieber Pilze und abgestorbene Pflanzen“, gibt Sönke Hofmann Entwarnung, manchmal fressen sie sogar andere Nacktschnecken und deren Gelege. Wobei der oft behauptete Einfluss auf die Nacktschnecken-Population nach wissenschaftlicher Prüfung leider nur gering sei.
Einen Partner zu finden, ist für Schnecken kein Problem – sie sind alle Zwitter. Allerdings können sie sich nicht selbst befruchten. Das komplizierte Paarungsritual verhindert meist auch die Kreuzung verschiedener Arten. „Im Sommer paaren sich die Tiere und das dauert – wen wundert’s – oft stundenlang. Meist befruchten sie sich dabei gegenseitig“, so Sönke Hofmann. Sie legen später dann in eine kleine Erdgrube bis zu 400 Eier, die nach zwei bis vier Wochen schlüpfen.
Da Schnecken zu 85 Prozent aus Wasser und ihr Schleim, auf dem sie sich fortbewegen, sogar aus 98 Prozent Wasser besteht, führt großer Flüssigkeitsverlust zum Tod. Deshalb sind Schnecken meist nachtaktiv, eine Eigenschaft, die das Absammeln besonders erschwert. „Wer den Schnecken ein künstliches Tagesversteck in Form von Dachziegeln oder hohlliegenden Brettern auf der Erde anbietet, kann sie dort am Tage auflesen“, gibt Hofmann einen Tipp.
Wohin nun mit dem randvollen Eimer Schnecken? Weder Nachbarn noch Bauern sind begeistert, wenn man ihnen seine Plagegeister auf den Acker schüttet. Bei zu geringer Entfernung wird daraus ein klassischer „Bumerang“,
denn die Tiere sind mobiler als man annimmt. „Mit kochendem Wasser übergießen oder schlicht durchschneiden ist ein akzeptabel schneller Tod“, so der NABU. Auf keinen Fall sollte man die Tiere qualvoll langsam aufkochen oder mit Salz bestreuen.
Auch wenn sie immer wieder als Großmutters Geheimtipp gegen Schnecken verkauft wird: Die „Bierfalle“ bewirkt eher das Gegenteil. Mit ihrem Duft, der von den Tieren mit den kürzeren der vier Fühler aufgenommen wird, verbreitet sie regelrechte Partystimmung unter den Schnecken und lockt sie auch aus Nachbarsgarten an. Auch viele nützliche Insekten können als „Beifang“ in den Krügen verenden.
Für kleinere Beete und Einzelpflanzen haben sich Schneckenzäune bewährt.
Ihre abgekantete Oberseite macht den Tieren die Beutezüge schwerer, unüberwindlich sind sie aber nicht. „Ich hab mit alten Kupferstangen rund um den Salat und Pflanzkragen bei den jungen Zucchinis sehr gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Hobbygärtner Sönke Hofmann, „aber bei zu starkem Schneckendruck, wie dies Jahr, sammel ich spät abends die Tiere ab.“