Jens Mecklenburg

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Gartenschere tötet Schmetterlinge

NABU rät: Stängel und Stauden stehen lassen
20. Mai 2019

Die lauen Temperaturen verlocken Gartenbesitzer dazu, jetzt noch mal „richtig“ aufzuräumen und den Garten winterfest zu machen. Doch der NABU warnt vor übertriebener Ordnungsliebe, denn mit den Stängeln von Stauden und Büschen werden auch die verschiedenen Winterstadien der Schmetterlinge entsorgt. Wenn im Sommer dann das bunte Gegaukel der sympathischen Insekten ausbleibt, liegt das oftmals nicht an der Giftspritze.
„Schwalbenschwanz und Aurorafalter sind faul, sie fressen sich als Raupe satt und überwintern als Puppe direkt an den Futterpflanzen“, erklärt der Bremer NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Weit pfiffiger stellen es einige Bläulinge, Perlmutter- und Zipfelfalter an: Die Eier kleben gleich in „Pole-Position“ an den Stauden und Sträuchern, die die Raupen im Frühjahr brauchen.
Auch viele andere Insekten überwintern an und in Pflanzen. „Britische Forscher fanden in Schilfstängeln zwischen den einzelnen Knoten jeweils sechs Insektenlarven – im Durchschnitt! Das ergibt rund 100 Larven pro Stängel“, zeigt sich Hofmann begeistert. Deshalb ruft der NABU dazu auf, möglichst viele Stauden und Pflanzenreste über den Winter stehen zu lassen. „Im späten Frühjahr ist immer noch genug Zeit für den Rückschnitt.“

Distelfalter. Foto: NABU

Erfolg durch Glyzerin & Zucker

Ganz anders macht es der bekannte Zitronenfalter. Zum Herbst hin sucht er sich ein geschütztes Plätzchen im Laub oder gerne auch an den Blättern von Stechpalme und Efeu. Dann scheidet er überflüssiges Wasser aus und erhöht so die Konzentration von Glyzerin und Zuckern im Körper. „Zitronenfalter schneien manchmal regelrecht ein und überstehen Temperaturen von minus 20 Grad ohne Probleme“, so Hofmann voller Respekt, „im Frühjahr legen sie dann ihre Eier an den Faulbaum, auf den die Raupen angewiesen sind.“
Nur wenige Schmetterlinge überwintern wie der Zitronenfalter als erwachsene Tiere und wenn, dann suchen sie in Schuppen und Kellern Schutz. „Noch kann man verirrte Tagpfauenaugen oder Kleine Fuchse an die frische Luft setzen. Mitten im Winter sollte man sie gewähren lassen oder umsetzen“, rät der NABU. Die Höchsttemperatur eines geeigneten Winterquartiers muss unter 12 Grad bleiben, sonst erwachen die Falter und verbrauchen beim Herumflattern viel Energie.

Schwalbenschwanzraupe. Foto NABU/ Zibolsky

Als Raupe über den Winter

Bleibt noch die Überwinterung als Raupe, um im Frühjahr mit so richtig frischem Grün nochmal durchzustarten. Die meisten Tagfalter wählen diese Option, wobei die Überwinterungsverstecke äußerst vielfältig sind. „Von der Bodenstreu über Spalten in der Borke bis zu eigenen Bauten aus Blättern reichen die Varianten“, zählt Sönke Hofmann auf. Die Raupen der Ameisen-Bläulinge lassen sich sogar in den Ameisenbau tragen. Dort ahmen sie den „Stallgeruch“ nach und überwintern wohltemperiert während sie gleichzeitig die Ameisenbrut fressen.
Den Zugvögeln gleich ziehen Wanderfalter wie der Admiral und der Distelfalter ans Mittelmeer und sogar bis nach Nordafrika. „Beim Admiral gibt es immer mehr Falter, die nördlich der Alpen überwintern, wahrscheinlich eine Folge des Klimawandels“, so der NABU.

 

Wie man seinen Garten für viele Tiere herrichten kann, erklärt die Broschüre „Gartenlust“, die es für 3 Euro in Briefmarken beim NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen gibt.