Ein Beitrag von Ira Scheidig
David Safier zählt zu den erfolgreichsten Autoren hierzulande. Seine Erfolgsromane, die nach Erscheinen die Bestsellerlisten stürmen, verfasst der Bremer allesamt in der Hansestadt. Über sieben Millionen Bücher hat Safier weltweit verkauft und vor Kurzem eine weitere Neuerscheinung vorgelegt, mit der er Leserinnen und Leser sowie die Literaturkritik gleichermaßen begeistert. Große Teile des Romans spielen in Bremen, ein Novum.
In Bremen kann man David Safier zufällig über den Weg laufen, wenn er durch die Hansestadt flaniert und seine Gedanken schweifen lässt oder wenn der Kaffeejunkie, wie er sich selbst bezeichnet, an einem seiner Lieblingsplätze das Heißgetränk genießt. Er ist trotz seines großen Erfolges in der Literaturwelt mit Millionenauflagen ein nahbarer Autor. Kein Mensch, der den großen Auftritt braucht oder sucht. Seine Welt ist das Schreiben. Diese Kunst beherrscht er, in regelmäßigen Abständen können sich die Leserinnen und Leser über ein neues Buch freuen. Viele seiner Romane wurden verfilmt und waren auf der Leinwand oder im Fernsehen zu sehen.
Durchbruch als Drehbuchautor
Die Lust am Schreiben entstand früh. Mit 17 Jahren las er das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Danach war ihm klar, er will, ja er muss schreiben. „Es war ein existenzielles Gefühl für mich“, erinnert er sich. Zunächst begann David Safier aber ein Studium und entschied sich für eine journalistische Laufbahn. Viele Jahre arbeitete er bei Radio Bremen bei verschiedenen Formaten. Mit dem Fußballexperten Arnd Zeigler entwickelte er eine heute noch beliebte Fußball-Kolumne. Dann schrieb er sein erstes Drehbuch für eine Fernsehserie, ein Format, das er persönlich sehr mag und ihn schon länger reizte. Er sah darin auch eine vielleicht letzte Chance, doch noch Autor zu werden. Der Durchbruch gelang ihm mit der Erfolgsserie „Berlin, Berlin“: Er gewann als Drehbuchautor zahlreiche Preise wie den Grimme-Preis und den International Emmy Award, den amerikanischen Fernseh-Oscar. 2007 dann sein Debüt als Schriftsteller mit dem Roman „Mieses Karma“, das gleich zum internationalen Besteller wurde. Zig weitere Bücher folgten und die zumeist menschlichen Komödien sind inzwischen ein riesiger Erfolg auf dem deutschen Buchmarkt.
Die Freiheit des Schreibens
„Ich habe ein sehr selbstbestimmtes Leben, bei aller Unsicherheit. Das ist ein Privileg des Berufes als Autor“, sagt er. „Und ich kann schreiben, auf was ich Lust habe und muss keine Auftragsarbeiten annehmen.“ Auch das weiß er sehr zu schätzen. Dabei ist er in seinem Schreiballtag sehr diszipliniert. Er versucht, jeden Tag einige Stunden zu schreiben. Für ihn ist Schreiben auch Handwerk und es sei besser, etwas zu schreiben und es später zu überarbeiten, als gar nichts aufs Papier zu bringen. „Writing is rewriting“, sagt er augenzwinkernd. Die nötigen Voraussetzungen, die ein Autor braucht, bringt er mit: Sich selbst motivieren zu können, mit sich allein sein können und ganz viel Fantasie. In seinen Büchern steckt bei aller Unterschiedlichkeit oft sehr viel Humorvolles und immer etwas zutiefst Menschliches und Empathisches, aber sie haben auch eine politische und gesellschaftliche Ebene. Das zeigt sich ganz besonders in seinem aktuellen Buch.
Sein bisher persönlichstes Buch
Sein neuester Roman ist sein bisher persönlichstes Buch und so ganz anders als die meisten bisherigen Veröffentlichungen von ihm. In „Solange wir leben“, erschienen im Kindler Verlag, erzählt er die Lebens- und Liebesgeschichte seiner Eltern, die reichlich Stoff liefert. „Nie wäre ich auf die Idee gekommen, über meine Eltern zu schreiben, wenn sie nicht das Leben von großen Romanfiguren geführt hätten“, so Safier. Zwölf Jahre schon hat er die Idee dazu im Kopf, bis er sich dann nach jahrelanger Recherche, vielen inhaltlichen Überlegungen und dramaturgischen Entscheidungen, wie er es denn erzählen könnte, hinsetzte und die Geschichte niederschrieb. „80 Jahre deutsch-jüdischer Geschichte am Beispiel von zwei besonderen Menschen und ungewöhnlichen Charakteren“, so fasst Safier sein Buch knapp zusammen. Die Leserinnen und Leser verfolgen die packende Erzählung atemlos mit, die von Wien in den Dreißigern durch die Gefängnisse der Gestapo nach Palästina und bis nach Bremen führt, wo der jüdische Vater von Safier die deutsche Mutter des Autors kennenlernt. Ein zutiefst berührender Roman, der Spuren hinterlässt, bei den Leserinnen und Lesern, aber auch beim Autor. „Ich fühle mich noch mehr mit meinen Eltern verbunden, es hat mich ihnen noch nähergebracht und ich empfinde große Bewunderung für sie“, erzählt der 56-Jährige. Das Buch ist eine große Liebeserklärung an seine vor vielen Jahren verstorbenen Eltern.
Bremen ist nicht nur Schauplatz seines neuen Romans, sondern auch die Heimat von David Safier. Gerne flaniert er durch die Grünanlagen der Hansestadt, lässt seine Gedanken schweifen.© Jens Lehmkühler
Bremen ist Schauplatz
Große Teile des Romans spielen in Bremen, ein Novum mit Blick auf seine zahlreichen Bücher. Hier haben sich seine Eltern nach vielen Irrungen und Wirrungen kennen- und lieben gelernt. Hier ist David Safier geboren und aufgewachsen. Und hat seiner Heimatstadt nie den Rücken gekehrt. „Ich hatte nie einen Grund, hier wegzugehen, hier ist meine Heimat, hier sind meine Freunde und Familie“, so der Bestsellerautor. Hier lebt der Vater von zwei erwachsenen Söhnen mit seiner Frau und schreibt seine zumeist humorvollen Geschichten. Er mag seine Heimatstadt und die vielen schönen Plätze und Orte hier, sei es das Schnoor-Viertel, der Marktplatz oder die Weser, die sich durch die Stadt zieht. Gerne flaniert er durch die Bremer Grünanlagen in der Nähe seines Zuhauses wie den Rhododendronpark. Oder sitzt mit einem Kaffee in Fockes Café, einem kleinen lauschigen Gastronomiebetrieb im Park des Focke Museum, dem Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte oder im Gondel Café, angeschlossen an ein schönes Programmkino im Herzen seines Stadtteils.
Große Verbundenheit mit Bremen
Vor kurzem setze ihm seine Heimatstadt ein kleines Denkmal und ehrte ihn auf besondere Weise. Seine Handabdrücke wurden in die „Mall of Fame“ in der Bremer Lloyd Passage aufgenommen, neben anderen Prominenten wie Hape Kerkeling, Peter Maffay und Uwe Seeler, und dort feierlich enthüllt. „Das war sehr besonders und berührend für mich, im positiven Sinne schmeichelhaft und eine große Ehre“, freut er sich. Im Beisein seiner Familie und Freunde spürte er auch die große Verbundenheit mit der Hansestadt. „Was ich sehr schätze in Bremen ist die liberale Atmosphäre der Stadt. Es ist eine freie und sehr tolerante Stadt.“ Hier kann er seiner Kreativität freien Lauf lassen, Inspiration finden und an den nächsten Büchern arbeiten. Im Dezember erscheint der dritte Band der erfolgreichen Krimireihe um „Miss Merkel“ mit der Ex-Kanzlerin als Ermittlerin, die nach ihrer Amtszeit mit Mann und Mops aufs Land gezogen ist und dort auf humorvolle Art knifflige Fälle löst, zumindest fiktiv. Die Verfilmung des ersten Teils lief erst vor kurzem als Quotenerfolg im Fernsehen. Fortsetzung folgt.