Johanna Rädecke

Redakteurin

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Spurensuche

Auf der Fährte von Wildtieren
9. Februar 2021
Spuren eines Reihers ©Klose/ NABU Bremen

Endlich liegt Schnee! Zumindest in einigen Teilen Norddeutschlands. Während viele Hausbesitzer mit Blick auf die Räumpflicht gerne weniger von der weißen Pracht hätten, kann es den Jüngeren gar nicht genug Material für Rodelbahnen und Schneeballschlachten geben. Für Naturfreunde ist Neuschnee eine besonders spannende Sache, offenbart das weiße Pulver doch kontrastreich manch sonst verborgen bleibendes Leben, betont der NABU.

„In der Jägersprache ist frischer Schnee ‚eine Neue‘, in ihm kann man die Tierfährten ‚ausneuen‘ und weiß so, in welcher Dickung welches Wild den Tag verdöst“, erklärt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Auch ohne Tötungsabsicht fesseln den Naturschützer die verräterischen Spuren, die selbst für Laien entschlüsselbar sind. Der NABU rät, den Schnee für besondere Naturbeobachtungen zu nutzen.
„Einige Fährten sind sehr eindeutig“, weiß der gelernte Förster Hofmann. Hase und Kaninchen setzen ihre Vorderpfoten etwas versetzt auf und die Hinterpfoten links und rechts parallel. Das sei absolut typisch und unverwechselbar. „Füchse laufen dagegen wie Models und setzen ihre Schritte hintereinander“. Sie „schnüren“ sagen die Fährtenkundigen. Die Pfotenabdrücke sehen aus, als wären sie an einer Schnur aufgezogen.
Bei Eichhörnchen sind meist die Krallen und die langen Abdrücke der Hinterläufe gut zu erkennen. Insgesamt formen deren Pfoten jeweils ein „V“, während die grob ähnliche Marderspur zwei Abdrücke nebeneinander aufweist. „Rehe, Hirsche und Wildschweine sind alles Paarhufer, da unterscheidet man anhand der Größe der Trittsiegel, was aber ohne Vergleich schwierig ist“, so Hofmann. Wildschweinspuren zeigen jedoch immer Abdrücke der nach hinten weisenden Afterklauen, was Reh- und Hirschspuren nur bei besonders tiefen Abdrücken zeigen.

Feldhase ©Helge May/ Bremen

Auch die Vögel hinterlassen am Boden typische Spuren. „Oft erkennt man bei Enten und Gänsen die Abdrücke der Schwimmhäute, die die ähnlich großen Krallen der Reiher nicht haben“, erklärt der NABU. Im tiefen Schnee hinterlassen Amseln und Rotkehlchen bei ihren Hopsern nicht nur die parallelen Trittsiegel, auch die Schwanzfedern schleifen oft breit durch den Schnee. Das unterscheidet sie gut von Mäusespuren, bei denen meist die schmale Spur des Schwanzes gut erkennbar sei.
Doch nicht nur Pfoten, Hufe und Krallen sind im Schnee gut zu sehen. „Jetzt erkennt man im vorbeigehen, wo der Specht seine Schmiede hat und Zapfen nach nahrhaften Samen aufhackt oder wo er im morschen Stamm nach Maden angelt“, freut sich Sönke Hofmann auf neue Entdeckungen im Wald. Auch „Hasensassen“, die flachen Kuhlen in denen die Löffelträger übernachten und sich sogar einschneien lassen, zeugen vom Leben in der Natur. 
„Wem die Schlittenfahrerei langweilig geworden ist, der kann mit der ganzen Familie auf Entdeckungstour gehen“, schlägt der NABU vor. Ob die Spuren im Park nun „nur“ von einer Hauskatze oder einem Hund stammen, statt von Luchs oder Wolf, sei nicht entscheidend. Den  Naturschützern ist es viel wichtiger, den Entdeckergeist zu wecken und das genaue Hinsehen zu schulen.

©NABU Bremen