Jens Mecklenburg

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Speisen unter freiem Himmel

Vom Zauber des Picknicks
4. Juni 2023

Im Sommer verlagern wir unsere Aktivitäten gerne ins Freie. Die wohl schönste Art – einige meinen sogar die kultivierteste – im Freien zu essen ist das Picknick. Steht es doch für Sonne, Sonntag und Muße, für idyllische Umgebung, frische Luft, weiter Himmel, nette Begleitung und kulinarische Leckereien. Der norddeutsche Sommer und die schönen Landschaften sind ideal für ein Picknick. Sie müssen nur noch Ihren Korb packen.

© Stiftung Naturschutz SH

Kleinigkeiten herauspicken

Das gemeinsame Essen im Freien begleitet den Menschen seit uralten Zeiten. Die Griechen und Römer der Antike hatten dafür eigene Begriffe, Eranos und Prandium. Jesus befahl bei seiner wundersamen Brotvermehrung dem Volk sich ins Gras zu legen: „und sie aßen alle und wurden satt“. Für Bauern und Landarbeiter war es schon immer selbstverständlich, ihre Mahlzeiten an Ort und Stelle auf dem Feld einzunehmen. Und Reisende im Mittelalter speisten oft notgedrungen außerhalb von Gasthäusern. Auch während einer herrschaftlichen Jagd wurde zwischendurch im Freien eine Mahlzeit eingenommen. Der französische und englische Adel entdeckte ab Mitte des 18. Jahrhunderts das Speisen unter freiem Himmel dann auch als Freizeitvergnügung. Ein guter Anlass, um die übervollen nicht gerade wohlriechenden Städte zu verlassen. Der klassische Picknickkorb, der sowohl das Essen als auch Decke, Geschirr und Besteck enthält, kam im 19. Jahrhundert in Großbritannien auf. Dafür gaben die Franzosen dem Freiluftevent seinen Namen: pique-nique (Kleinigkeiten herauspicken).

Stilfragen

Zum stilechten Picknick gehört eine Wolldecke. Klappstühle sind wie Plastikgeschirr und -besteck sowie profane Butterbrote und Fertigkost für Picknick-Snobs verpönt. Gehüllt in stilvolle Freizeitkleidung holen sie aus ihrem Weidekorb raffinierte kalte Speisen. Dagegen ist in unseren etwas stillosen Zeiten generell nichts einzuwenden. Aber da wir nicht mehr im Barock leben, ist gegen ein wenig Moderne auch nichts einzuwenden. Da man bei einem Picknick meist länger unterwegs ist, es gerne mit einem Ausflug verbindet, darf man

gerne eine Kühltasche mitnehmen. So bleiben die Getränke kalt und die feine Fischterrine bleibt genießbar. Für ältere Semester ist auch gegen den Luxus eines kleinen Klappstuhls nichts einzuwenden. Hauptsache das Picknick wirkt anregend. Kein Problem – sofern Wetter, Essen & Trinken, die Begleitung und vor allem die Platzwahl stimmen. Eine Decke kann überall – im Park, auf einer Lichtung, einer Wiese, am Strand, am Deich und auf Berges Höhe ausgebreitet werden. Mein bisher exotischster Ort für ein Picknick war ein Heißluftballon. Die Höhenangst meiner Begleiterin löste sich nach der zweiten Flasche Champagner zum Glück in den Wolken auf.

Romantik

Der Dichterfürst Goethe und der Malerfürst Claude Monet liebten die Natur und das Essen unter freiem Himmel. So wie Èdouard Manet, der 1863 mit seinem Bild „Frühstück im Grünen“ für einen handfesten Skandal sorgte. Die abgebildete Frühstücksgesellschaft bestand aus bekleideten Herren und nackten Damen. Noch heute macht ein Picknick unter Verliebten am meisten Spaß, ist ein Essen im Freien zu zweit der Inbegriff für Romantik. Die Ruhe, der kulinarische und sinnliche Genuss haben schon so manches Pärchen zum Austausch von Zärtlichkeiten im Freien animiert. Bekannte von mir nennen ihre Tochter in rührseligen Momenten „Picknickkind“, wurde sie schließlich am Ufer der Schlei während eines Picknicks gezeugt. Der Tochter ist es peinlich, die Eltern suchen den Ort noch heute gelegentlich mit Speis & Trank auf.

Klostersee © Andre Walter

Was gehört in den Picknickkorb?

Im Prinzip alles was handlich ist und mundet. Auf Fast Food sollte allerdings grundsätzlich verzichtet werden. Wie wäre es mit folgenden Zutaten für Ihren Picknickkorb: Luftgetrockneter Schinken mit Melone, Fisch- oder Entenleberterrine, Lachsröllchen oder Garnelen (selbstverständlich aus Wildfang) mit Cocktailsauce, Oliven, Käse, Erdbeeren, Pralinen, Baguette und Champagner oder Sekt. Wem dies zu aufwendig erscheint, darf auch mit Sandwiches, Hackbällchen, selbst gemachten Kartoffelsalat und Rosé-, Weiß- oder Rotwein auf die Decke. Genussvolle Häppchen und Getränke, schöne Landschaft, frische Luft, nette Begleitung. So stelle ich mir das Paradies vor.

Lachsröllchen mit Senfsauce für 2 Personen

200 g gebeizte Lachsscheiben, 1 EL Dijon Senf, ½- 1 EL Zucker, 2 EL Olivenöl, 2 TL gehackter Dill, 100 g Saure Sahne, Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle, Zahnstocher.

So geht’s: Die Lachsscheiben so schneiden, dass man kleine kompakte Röllchen formen kann. Diese mit je 1 Zahnstocher feststecken. Mit einem Schneebesen Senf, Zucker und Öl cremig rühren. Dill und Sahne zugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Lachsröllchen und die Senfsauce in getrennte Behälter füllen.

© Stiftung Naturschutz SH