Jens Mecklenburg

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So trinkt der Norden

Neuer Band der Edition Nordische Esskultur erschienen
28. Mai 2021

»O trinke nie, um etwas zu vergessen. Es sinkt nur umso schwerer in dich ein. Und trinke lieber bei und nach dem Essen: Zuerst ein klarer Schnaps. Dann Bier. Dann Wein.« Carl Zuckmayer (1896–1977)

Der Band 2 der Edition Nordische Esskultur erscheint Anfang nächste Woche im Buchhandel. Und da zum Essen auch Trinken gehört, beschäftigt sich das Buch mit den Trinksitten der Nordfrauen und Nordmänner in früheren wie in heutigen Zeiten.

Nippen statt Kippen

Den alkoholischen Getränken ist man im Norden durchaus zugeneigt. Mit steifem Grog und Pharisäer kamen und kommen die Norddeutschen gut über den kalten und stürmischen Winter. Bier, Aquavit, Korn und Rum prägen den Norden bis heute. »Ich wünschte, dass das giftig garstige Zeug gar nicht da wäre und getrunken würde«, klagte einst Friedrich der Große über Rum, von dem er annahm, er würde sein Volk ins Unglück stürzen. Dabei wollten die Nordlichter nach einem harten Arbeitstag nur fröhlich und gesellig zusammensitzen. Nun gut, manchmal wurde auch übertrieben, verfielen ganze Landstriche dem Schnapsteufel. »Wer den Deutschen nicht in der Kneipe kennt«, schrieb der Leiter der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark 1896, »wird seinen Esprit immer zu tief einschätzen. Bismarck wusste, was er that, als er die parlamentarischen Bierabende einführte. Er leitete den Strom deutschen Geistes, der sonst durch die Wirthschaften fließt, in seinen Salon.« Bei reichlich Bier und Schnaps versuchte der Reichskanzler Parteifreunde und Opposition von seiner Politik zu überzeugen. Ob in der Bar, Kneipe oder im Restaurant, bei Familienfesten oder bei anderen geselligen Anlässen: Getrunken wird im Norden bis heute, wenn auch maß- und vermutlich genussvoller als in früheren Zeiten. »Nippen statt Kippen« heißt das zeitgemäße Motto. Dazu trägt auch die junge und lebendige Szene von Craft-Beer-Brauern und Schnapsbrennern bei. Noch nie gab es so viele gute handwerklich produzierte Biere und Brände wie heute – wir stellen Ihnen die besten Brauer und Brenner des Nordens vom Harz bis Finnland vor. Sollten wir einen guten Brauer oder Destillateur übersehen haben – die Szene wächst rasant –, bitte ich um Nachsicht. Wussten Sie, dass an der Nordsee gerne Rum im Kaffee mit Sahne getarnt wird und Tote Tanten getrunken werden? Dass in Norddeutschland und Dänemark Wein angebaut und in Norwegen hervorragender Cider produziert wird? Dass England im 18. Jahrhundert dem kollektiven Gin-Rausch verfiel, so wie Ostfriesland im 19. Jahrhundert dem Schnapsteufel? Dass Bier lange Zeit ein sättigendes Grundnahrungsmittel war? Dass Hamburg im Mittelalter das meiste Geld mit Bier verdiente, gar die Biermetropole Deutschlands war? Dass Bockbier nicht in Bayern, sondern im Norden erfunden wurde? Dass die Wikinger nur zu besonderen Anlässen Met tranken? Auch in Finnland klasse Whisky destilliert wird? (Die Schnapsidee dazu entstand natürlich in der Sauna, wo sonst.) Der Norden ist voller praller Trink-Geschichten, die wir für Sie ausgegraben haben und als Aperitif auch online vorstellen werden. Ich danke allen meinen Autorinnen und Autoren, die in die Archive stiegen, mit Expertinnen und Experten sprachen, Brauer und Brenner im gesamten nordischen Raum besuchten und mir dabei halfen, sich durch aberhunderte Brände und Biere zu testen, um die Spreu vom Weizen (oder Roggen) in Sachen Qualität zu trennen. Wer wissen möchte, wie der Norden tickt, wie seine Bewohnerinnen und Bewohner wurden, wie sie sind, der schaue in die Gläser der Norddeutschen und Nordeuropäer. Es ist eingeschenkt. Möge es Ihnen munden. Prost!

Ihr 

Jens Mecklenburg

(Herausgeber Nordische Esskultur & Edition Nordische Esskultur)

So trinkt der Norden

Die besten Brauer & Brenner

Eine kulinarische Kulturgeschichte

Band 2 der Edition Nordische Esskultur

KJM Verlag, 248 Seiten, Softcover, 22 Euro

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