Jens Mecklenburg

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Schnitzel & Co gefährden globale Lebensmittelversorgung

11. Oktober 2022

Schon der Ukrainekrieg hat gereicht, um weltweit einen dramatischen Anstieg der Nahrungsmittelpreise auszulösen. Eine Studie zeigt nun die Gründe auf.

Die künftige globale Lebensmittelversorgung ist durch die aktuelle Art der Nahrungsmittelproduktion gefährdet – insbesondere durch den hohen Fleischkonsum. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Unternehmensberatung PwC Strategy& mit dem Titel »The Coming Sustainable Food Revolution« (»Die kommende nachhaltige Ernährungsrevolution«).

Die Nahrungsmittelindustrie sei mittlerweile verantwortlich für zwei Drittel des globalen Frischwasserverbrauchs, für drei Viertel der Nährstoffbelastung in Gewässern und für ein Viertel aller Treibhausgasemissionen, heißt es in dem Bericht.

Angesichts der weiter steigenden Weltbevölkerung sei ein Umsteuern bei der Nahrungsmittelproduktion dringend notwendig, schreiben die Autorinnen und Autoren. Denn das aktuelle System sei nicht belastbar – schon der Ukrainekrieg habe ausgereicht, um einen dramatischen Anstieg der weltweiten Nahrungsmittelpreise auszulösen.

Ineffiziente Nahrungsmittelproduktion

Eine zentrale Rolle spielt dabei laut der PwC-Studie der in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegene weltweite Fleischkonsum. Rund 80 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche würden derzeit direkt oder indirekt für die Fleischproduktion verwendet. Damit würden jedoch nur 11 Prozent des weltweiten Kalorienverbrauchs gedeckt.

Fleisch sei eine relativ ineffiziente Form der Nahrungsmittelproduktion, heißt es weiter: im Vergleich zum Pflanzenanbau brauche es die 100-fache Menge an Landressourcen, um eine vergleichbare Menge an Kalorien zu erzeugen.

Die Veränderung der Essgewohnheiten sei deshalb ein entscheidender Schritt, um auch in Zukunft die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen. »Wenn die Welt weiterhin stark in die am wenigsten produktive Form der Nahrungsmittelerzeugung investiert, laufen wir Gefahr, ein Modell zu verdoppeln, das von Anfang an nicht nachhaltig war«, schreiben die Autorinnen und Autoren.

Der aktuelle Wandel in den Industrieländern weg vom Fleisch hin zu einer abwechslungsreicheren, pflanzlichen Ernährung sei ein langsamer Wandel – dennoch sehen die Fachleute hier Potenzial. Schon der Ersatz von Rindfleisch durch Hühnerfleisch könne die Kohlendioxidemissionen bei der Fleischproduktion halbieren und den Wasserverbrauch um rund 30 Prozent reduzieren. Noch größer sei der Effekt bei einer Umstellung auf vegetarische oder vegane Ernährung.

Gleichzeitig müssten aber auch die Ernte und die Lieferketten effizienter gemacht werden, damit weniger Waren auf dem Weg zum Verbraucher verderben. Aktuell müsse noch rund ein Drittel aller Nahrungsmittel infolge von Verzögerungen und Ineffizienz bei der Ernte, der Logistik oder im Handel entsorgt werden.

Hier könne digitale Technik Verbesserungen bringen – etwa durch Optimierung der Bewässerung und Düngung und eine genaue Verfolgung der Waren bei der Lieferung. Zusammen könne all dies wesentlich dazu beitragen, den wachsenden Nahrungsmittelbedarf auf nachhaltige Weise ohne deutliche Preissteigerungen zu sichern, heißt es in der Studie.