Jens Mecklenburg

Herausgeber & Autor

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Retrolook, Industriecharme, entspannter Genuss

Restaurant GUSTAVS
15. August 2019

Das Alte Stahlwerk in Neumünster ist ein ansehnliches Stadthotel in einem historischen Gebäude eines alten Stahlwerks. Der Taxifahrer, der uns vom Bahnhof zum Hotel fährt, erzählte, dass er als junger Mann im Stahlwerk gearbeitet hat. Dort habe er zwar deutlich mehr verdient, als heute als Taxifahrer, aber tauschen würde er die Jobs nicht mehr. Ein Knochenjob sei das gewesen, damals. Er freute sich mit uns, dass das Gebäude erhalten geblieben ist, er Gäste dorthin chauffieren kann und in alten Zeiten schwelgen.

Meine Begleitung und ich schwelgen auch gern mal in alten Zeiten. Im Nebengebäude untergebracht, residiert das Speiselokal Gustavs. Der Grund unseres Besuchs. Eine Begegnung mit den Stars unserer Kindheit und einem sehr guten Brotsalat.

© Altes Stahlwerk

Der eiserne Gustav

„Der eiserne Gustav“ kam 1958 mit Heinz Rühmann in die Kinos und 1979 mit Gustav Knuth ins Fernsehen. Das Buch stammt aus der Feder von Hans Fallada, der vier Jahre seines Lebens in Neumünster verbrachte. So fand man schnell den passenden Namen für das Speiselokal. Hier begegnet man vielen Stars der 50er, 60er und 70er Jahre auf alten Originalfotos von Fotograf Walter Erben aus dem Besitz von Monika Krebs, die allesamt im Stadttheater Neumünster und dem Corso Tungendorf aufgenommen wurden. Auch Gustav Knuth lächelt aus der Künstlergarderobe in die Kamera. Das Lokal ist unter stilistischen Gesichtspunkten gelungen. Der Stilmix aus den 50er bis 70er Jahren gefällt.

© Altes Stahlwerk

Das Einfache kann so lecker sein

Serviceleiter René Speer kredenzt erstmal freundlich den hauseigenen Tamarillo Aperitif. Der süßsäuerliche, leicht würzige Geschmack stimmt gut auf das Essen ein. Die Küche leitet Alexander Lange. Seine kleine Speisekarte (eine Art klassische Bistrokarte) und die saisonalen Tagesangebote (Vitello Tonnato, Rindertartar, geeistes Kokossüppchen, Jacobsmuscheln in Zitronengras-Sauce, Lammrücken mit Salbeikruste) sorgen auch bei vollem Haus für eine immer frische a la carte Küche.

Der Tomaten-Brotsalat mit Büffelmozzarella (als Vorspeise 10.50 Euro, als Hauptgang 14.50 Euro) ist eine genussvolle Offenbarung aus bunten Tomaten (mit Geschmack), Basilikumpesto, frischen Kräutern, gerösteten Weißbrotstücken, roten Zwiebeln und Limonendressing. Das Einfache kann sehr lecker sein. Auch das klassische Wiener Kalbschnitzel mit lauwarmen Kartoffel-Gurken-Salat (22.50 Euro) und das Brunnenkresse-Risotto mit Pfifferlingen und Blaubeeren überzeugen (15 Euro). Die Mousse au Chocolat in hell und dunkel (je 4 Euro) munden ebenfalls. Andere Gäste lassen sich derweil Spaghetti-Eis direkt am Tisch zubereiten. Erlebnisgastronomie ist schwer angesagt.

© Altes Stahlwerk

Schein & Sein

Klar sind wir hier nicht in einem Gourmettempel, aber das Küchenhandwerk, dass hier praktiziert wird, ist absolut durchdacht, ansprechend und gut. Man weiß genau, was man kann und was nicht und wie man mal 50, mal 100 Gäste am Abend gleichermaßen zufrieden stellt. In vielen vergleichbaren „hippen“ Zeitgeistlokalen trifft man meist auf mehr Schein als Sein: schlechtes Essen und selbstverliebten und unkompetenten Service. Im GUSTAVS harmonieren Schein (Ambiente) und Sein vortrefflich.


Geselliges Treiben

Der Renner im Gustavs ist das geselliges „Feierabend-Tischbuffet“ in 3-Gängen (ab 2 Personen, p. P. 39 Euro) mit einer ansprechenden Vorspeisenauswahl mit Dips und Brot sowie „das Beste von Land & Meer“ und Süßes zum Dessert. Familien, private Gesellschaften und Firmenrunden scheinen gleichermaßen Spaß daran zu haben. Ihre Stimmung ist bei unserem Besuch heiter und ausgelassen. Dazu trägt auch der Service bei. Agiert er doch aufmerksam, unaufgeregt und stets freundlich. Das Team hat ersichtliche Spaß an der Arbeit.

Auch die Weinauswahl überzeugt und die Bar im Stile der 5oer Jahre hält eine große Auswahl an gehaltvollen Spirituosen und süffigen Cocktails bereit. Man versteht sich auch als Cocktailbar. Eine Damenrunde am Tresen vergnügt sich mit den selbstangesetzten Likören. Der mit Rhabarber angesetzte, wird zu einem Erdbeer-Rhabarber-Cocktail gerührt und geschüttelt. Er scheint zu munden, die Damen sind gut drauf und ordern fleißig nach.

Bei Espresso und Obstbrand lassen wir nochmal die Blicke schweifen und schwelgen in den Erinnerungen der 50er, 60er und 70er Jahre. Industriecharme, Retrolook und moderner Zeitgeist gehen hier eine schöne Verbindung ein. Auch kann man hier laue Sommerabende wunderbar auf der Terrasse in der Hollywoodschaukel bei Espresso, einem Glas Wein oder eben bei einem coolen Cocktail genießen.

© Altes Stahlwerk

Fazit:

Ein schönes Speiselokal für einen entspannten Abend. Gut geeignet auch für Besuche mit der Familie und Treffen mit Freunden. Wir empfehlen es gern weiter.

© Altes Stahlwerk

Gustavs Trink- und Speiselokal

Rendsburger Str. 79
24537 Neumünster

Tel. 04321/5560235

www.gustav-s.com
www.altes-stahlwerk.com

 

Offen:
Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr.