Raritäten – Weine aus Sachsen

Ein Mecklenburger auf Weinreise im sächsischen Elbland
29. Juli 2023

Ein Beitrag von Norbert Bosse 

Es waren historische Persönlichkeiten wie Otto Markgraf von Meißen (1125-1190) und der Bischof Benno von Meißen (1010-1106) die dem Weinbau in Sachsen den Weg ebneten. 

So schenkte der Markgraf der Kirche einst Rebberge und der Bischof veranlasste das Pflanzen von Weinstöcken nahe dem Meißner Burgberg um 1100. Heute erstreckt sich der sächsische Weinbau zwischen den Orten Diesbar- Säuslitz und Pirna entlang der Elbe.

© Norbert Bosse

Zu DDR- Zeiten war es einem Mecklenburger kaum möglich an sächsischen Wein zukommen. Zu gering die Mengen. Einzig wenn man an der Küste ein Vermieter von Ferienunterkünften war, konnte es sein, dass der Dresdner Gast eine Flasche mitbrachte. 

Das hat sich Gott sei Dank geändert.Ca. 4 Millionen Fleischen Wein werden derzeit jährlich im Elbland produziert. Im großen Vergleich mit den anderen deutschen Anbaugebieten, bleiben die sächsischen Weine aber Raritäten. 

Die Sachsen selbst sind stolz auf Ihre Reben. Und das zu Recht. Wein ist in Sachsen Genuss und Lebensfreude, aber auch Identität und Selbstbewusstsein. Klein sind sie, die sächsischen Weingüter. Aber groß, indem was sie aus den Reben machen und wie sie untereinander zusammenhalten. So wie Steffen Loose aus Niederau bei Meißen.

© Norbert Bosse

Steffen Loose, Winzer in Niederau bei Meißen bewirtschaftet mit seiner Familie sein eigenes Weingut. Der gelernte Werkzeugmacher ließ sich vom „Weinvirus“ infizieren und startete nach der Wende noch einmal ganz neu durch. Er erlernte in Franken das Winzerhandwerk und bewirtschaftet nun ca. 5 ha. Doch er brennt nicht nur für die eigenen Weine, sondern wirbt auch gerne für seine Kollegen. So wie hier auf dem Markt in Meißen, wo die Tour mit 

einen frischen Sekt, einem Blanc de Noir aus Radebeul beginnt. Auch „Marias Glück“ ein Cuve`e aus Müller-Thurgau, Riesling und Traminer von den Steillagen vom „Weingut Mariaberg“ ist ein guter Start in den Tag. 

Jüngstes Mitglied in der V.d.P. Familie (Verband der Prädikatsweingüter) ist das „Weingut Martin Schwarz“, mit 6 ha Steillagen in Meißen, Radebeul und Diesbar-Seuslitz. Das „Restaurant Daniel“ in Dresden ist ein perfekter Ort um diese Weine zu genießen. Inhaber und Küchenchef Daniel Fischer präsentiert hervorragende sächsische Küche und die passenden Weine. 

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Wir durften den Spätburgunder und den Riesling „Roter Granit“ genießen. Martin Schwarz baut in seinem Keller großartige Weine aus. Besonders der Riesling „Roter Granit“ begeisterte die Gäste. Ist dieser Wein doch etwas besonderes und überzeugte auch den Hamburger Weinexperten Gerd Rindchen. Einen Weinberg mit viel Geschichte konnten wir dann in Dresden Cossebaude erklimmen. 

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Ines Fehrmann betreibt in Cossebaude, einem Ortsteil Dresdens ihren Weinbaubetrieb im linkselbischen Tal. Die 3.5 ha sind mit Weißburgunder, Traminer, Pinotin, Spätburgunder und Dornfelder bebaut. Auch sie hat den Betrieb erst nach der Wende professionell aufgebaut. Die Steillagen, mit den historischen Weinbergsmauern zeugen von sächsischer Geschichte. 

Bereits vor dem dreißigjährigen Krieg wurden Sie angelegt und Ines Fehrmann fühlt sich diesem Erbe und der sächsischen Geschichte verpflichtet. 

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Sicher einer der berühmtesten Weinorte in Sachsen ist Radebeul. Das Weingut Karl Friedrich Aust befindet sich in der Radebeuler Oberlößsnitz, inmitten der schönsten Weinlage „Radebeuler Goldener Wagen“. Karl Friedrich Aust betreibt den Weinbau, einen Gutsladen und eine Weinstube mit Gartensalon und einem Weingutsgarten zum Verweilen und Genießen. 

Der Winzer ist so etwas wie das „Enfant terrible“ des sächsischen Weinbaus im positivsten Sinne des Wortes. 

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Seine Rot – und Weißweine sind erstklassig und er hat viel in Kellertechnik, aber auch in die historischen Gebäude des Familienweingutes investiert. 

Wer in Radebeul ist, sollte unbedingt auch den historischen Teil Altkötzschenbroda besuchen. In dem kleinen Weinort mit den vielen liebevoll restaurierten Häusern, Weinschenken und Restaurants kann man sächsische Lebensfreude und Weingeschichte hautnah erleben. 

Vieles wäre noch zu erwähnen. Die Geschichte des Prinzen zur Lippe mit seinem Weinbau in Proschwitz. Das „Weingut Schuh“ mit Sachsen kleinster Einzellage, dem „Meißner Klausenberg“ und dem seltenen Dunkelfelder, ist auch eine deutsch-deutsche Weinbaugeschichte. Namen wie Klaus Zimmerling, Vincenz Richter und Jan Ulrich stehen für bemerkenswerte Weingeschichte in Sachsen. Doch unsere Reise endet nun bei Steffen Loose in Niederau/Gröbern. 

Was kann es Schöneres geben, als eine Weinreise an einem wunderbaren Sommerabend in den Weibergen in fröhlicher Runde zu genießen und abzuschließen. 

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Steffen Looses Weinberge befinden sich in Gröbern, Meißen und Pillnitz. 

Die ganze Familie ist in den Weinbau eingebunden. Einst baute der Vater Wein an, um die Trauben an die Genossenschaft zu verkaufen, der Sohn Steffen beliefert heute die Gastronomie in und um Meißen mit seinen hervorragenden Weinen. 

Besonders beindruckend sind der „Schieler“, ein Rose´ von der Lage in Pillnitz und seine „Edition Riesling & Traminer“. Weine die man gerne und immer wieder trinken möchte. Aber auch der „Rote Stoff“ und der „Weiße Stoff“ jeweils ein Rotwein – und ein Weißwein Cuve´e überzeugen den Weinliebhaber mit ihrer Qualität. 

Und nicht zu vergessen sein Engagement als Botschafter des sächsischen Weins. Welcher Winzer lädt seine Gäste schon einmal ein, um Berufskollegen zu besuchen. 

Im Sommer ist Steffen Loose mit seinen Weinen nun in Mecklenburg unterwegs. Beim Schweriner GourmetGarten wirbt der Winzer für seine Weine und für Sachsens Glanz & Gloria, im Glas und im Leben! 

Mehr Infos unter: www.weinbauverband-sachsen.de oder unter www.loose-wein.de

Über den Autor 

Über Norbert Bosse  

Norbert Bosse, gelernter Metzger, ist Journalist und Moderator aus Mecklenburg-Vorpommern. 13 Jahre arbeitete er als freier Journalist beim NDR, moderierte „Plattdeutsch am Sonntag“ und „Plappermoehl“. Er betreut verschiedene kulinarische Initiativen in Mecklenburg-Vorpommern und ist Experte in Sachen „So schmeckt Mecklenburg-Vorpommern“. 

www.norbertbosse.de 

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