Jens Mecklenburg

Herausgeber & Autor

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„Ohne mich, wäre der liebe Gott gar nichts“

Ausnahmekünstler Horst Janssen in einer Ausstellung
11. November 2019

„Ohne mich und meinesgleichen, wäre der liebe Gott gar nichts. Was immer er sich ausgedacht hat, ohne mich und meinesgleichen gäbe es überhaupt keine Nachricht davon, was er gemacht hat.“

Horst Janssen
Horst Janssen 1992: Eva Maria. © Galerie Richter

Wenn wir den Künstler Horst Janssen betrachten, so haben wir es mit einem Doppelbildnis zu tun. Auf der einen Seite ist er der begnadete Künstler, der in der Zeichnung seine ganz eigene Ausdrucksweise fand und dieser Arbeitsweise ein Leben lang treu blieb. Auf der anderen Seite ist er ein Getriebener, der sich aus Furcht vor der Selbstwiederholung im ständigen zeichnerischen Prozess bewegte. Er kämpfte einen lebenslangen Kampf um Annäherung und Befreiung vom Ich. Wie kaum ein anderer Künstler beherrschte Janssen die hohe Kunst der Selbstbeschreibung – „Selbst“ bei ihm sein Leben lang Programm. Der eigenen Vergänglichkeit und Verletzbarkeit war sich Janssen nur zu gut bewusst – doch mit dem radikalen Ausdruck unmittelbaren persönlichen Erlebens erschüttert er auch den Betrachter seiner Werke mit dem dahinter sichtbar werdenden Allgemeinen, Existentiellen, das jeden von uns betrifft.
Er war exzentrisch, egoman und exzessiv. Sein Alkoholkonsum und seine gelegentlichen Gewaltausbrüche waren berüchtigt, zugleich war er Verführer und Manipulator. In nahezu all seinen künstlerischen Arbeiten lässt sich ein Moment der Destruktion erkennen, der mit tradierten Sehgewohnheiten bricht und über neue Form- und Sinnzusammenhänge hinausgeht.


Eigenwillig & virtuos

Horst Janssen 1982: Lirum Larum. © Galerie Richter

Janssen ist immer seinen eigenen Weg gegangen: eigenwillig, produktiv, besessen, arbeitssüchtig und begeisterungsfähig.
Janssen spielt in seinen Werken ein virtuoses Spiel aus Figürlichkeit, Realität und Fantasie. Experimentierfreude trifft auf Realität, Exzess trifft auf einen um Leben und Würde Kämpfenden, der im Inneren keinen wirklichen Halt mehr fand. Der seine eigenen Zeitgenossen als Scharlatane entlarvte, oder besser: missverstand und so zum manischen Zeichner und „Puppenspieler mit dem Menschenmaterial“ wurde. Janssen schaffte trotz oder wegen seiner Alkoholexzesse im Laufe seines Lebens ein beeindruckendes und eindringliches Oeuvre mit Holzschnitten, Zeichnungen, Lithografien, Monotypien, Radierungen und Aquarellen. Sein unglaubliches Lebenswerk hat seit 2000 einen festen Platz im Horst Janssen Museum in Oldenburg/Oldenburg gefunden.

Ausstellung

Horst Janssen wäre am 14. November 2019 90 Jahre alt geworden. Anlässlich seines Geburtstags widmet die Galerie Richter in Lütjenburg dem wohl größtem Radierer weltweit mit seinem bewegten (Künstler-) Leben eine Sonderausstellung. Die Vernissage findet am 16.11.2019 um 18.30 Uhr statt. Die einführenden Worte hält Christoph Selke, langjähriger und enger Vertrauter, sowie betreuende Instanz Janssens beim Verlag St. Gertrude, aus dessen Privatsammlung ebenfalls Werke Janssens exklusiv gezeigt werden. 

 

Ausstellung Horst Janssen: 16. November 2019 – 1. Februar 2020.

 

Galerie Richter

Niederstraße 19

24321 Lütjenburg

Tel. 04381/41 63 390

www.galerie-richter.de

 

Öffnungszeiten:

Mo/Di/Do/Fr: 10 – 12.30, 15 – 18 Uhr

Mi: 10 – 12.30 Uhr

Sa: 11 – 14 Uhr