Ein Beitrag von Wolfgang Heumer
Sie ist schlagfertig, von ansteckender Fröhlichkeit und bringt liebend gern andere zum Lachen: Unter ihrem Künstlernamen Tarja Nani erobert eine Bremerhavener Lehrerin als Newcomerin die deutschen Comedy-Bühnen.
Zu Beginn des Gesprächs mit dem Reporter fällt eine mit unbewegter Miene vorgetragene Bemerkung: „Man sollte weder sich selbst noch das Leben allzu ernst nehmen“, sagt Tarja Nani – und muss wegen ihres eigenen ernsten Tonfalls schmunzeln. Das Wichtigste ist damit geklärt: Trübsal blasen ist nichts für die 27-Jährige. Immer mehr Menschen lassen sich von ihrer Fröhlichkeit anstecken, denn die Bremerhavenerin führt ein Doppelleben: Unter ihrem Künstlernamen Tarja Nani ist sie auf dem Weg, in der deutschen Comedy-Szene einen Stammplatz zu bekommen. In ihrem Berufsalltag arbeitet sie als Lehrerin an einer Bremerhavener Schule.
Zur Vertrauenslehrerin gewählt
Sie unterrichtet Politik, Philosophie, Psychologie und Wirtschaft in der Oberstufe. Dass sie komplexe Zusammenhänge locker präsentiert und an den „Ernst des Lebens“ humorvoll heranführt, kommt bei den Schülerinnen und Schülern gut an. „Ich bin gerade zur Vertrauenslehrerin gewählt worden“, berichtet sie. Ein leises Lächeln zeigt, dass sie sich darüber freut. Lehrerin ist Tarja Nani aus Leidenschaft. Auch wenn es im Unterricht nicht immer tierisch ernst zugeht und ihrer Ansicht nach Schule auch Spaß machen soll, weiß sie aber auch genau, Beruf und Berufung zu trennen.
Abends auf der Bühne zieht Tarja einen ähnlichen Trennstrich: Gelegentlich spottet sie zwar über ihr eigenes Schul-Erleben und karikiert das Geschehen im Dreieck zwischen Klassenraum, Lehrerzimmer und Elternabend. Aber sie zieht niemanden ins Lächerliche, ihre Gags bewegen sich immer im Rahmen ihrer tiefen Überzeugung: „Sich über sich selbst lustig zu machen, ist immer viel besser, als anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben.“ Eine Kostprobe: „Vor den Sommerferien hatten wir einen Schulausflug mit der 10. Klasse. Und Leute, es war so schlimm: Es wurde gesoffen, es wurde geraucht, es wurde gepöbelt (…) Und meine Schüler – die haben sich richtig für mich geschämt.“
Erster Auftritt bei den „Open Mics“ in Hamburg
Es habe ihr schon immer Spaß gemacht, andere zum Lachen zu bringen, erzählt Tarja Nani. Diese Grundeinstellung hat sie offenbar ihrem Vater zu verdanken: „Der hat einen wirklich guten Humor.“ Während ihrer eigenen Schulzeit hatte sie keineswegs die Rolle des Pausenclowns inne. Sie verspürte dennoch schon in jungen Jahren die Lust, einmal auf der Bühne zu stehen. Später sammelte sie erste Erfahrungen beim Improvisationstheater. Schließlich erfuhr sie von den „Open Mics“ auf Hamburger Kleinkunstbühnen, bei denen Newcomer ihr Talent vor Publikum erproben können. „Das möchte ich auch mal“, sagte sie sich. So kam es dann auch.
Seit zwei Jahren macht sie inzwischen Stand-up-Comedy, seziert dabei humorvoll ihre Erlebnisse, ihre Missgeschicke sowie ihren Alltag als Lehrerin. „Insbesondere am Anfang war das schwer“, erzählt sie, „da ist der Spiegel zum Einsatz gekommen.“ Vor diesem übte sie Gags und Gesten, Mimik und das Mitnehmen des Publikums.
Einladung zum ZDF Chaos Comedy Club
Für eine Comedy-Karriere ist es aber nicht nur entscheidend, das Publikum zum Lachen zu bringen – was mal mehr und mal weniger gelingt. Noch wichtiger ist es, wer die Gags aufmerksam verfolgt. „Es sind immer wieder Veranstalter unter den Gästen, die einen dann auf der Bühne sehen“, berichtet sie. Tarja Nani hatte Glück, oftmals mit ihren Auftritten zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Es gab Einladungen von Veranstaltern, sie trat im Hamburger „Comedy Slam Spezial“ im Schmidtchen Theater auf der Reeperbahn auf und im Chaos Comedy Club, in dem das ZDF jungen Comedy-Talenten eine Chance gibt.
Um zu einem Auftritt irgendwo in Deutschland zu gelangen, klemmt sie sich ohne zu zögern auch für Stunden hinter das Steuer ihres Wagens: „Auto zu fahren, finde ich entspannend.“ Während manch anderer mitten im Stau mit Frust zu kämpfen hat, bringt sich Tarja Nani dann selbst zum Lachen und entwickelt Gags für den nächsten oder übernächsten Auftritt. Natürlich kostet sie ihr Doppelleben Kraft. „Es ist wichtig, auch mal eine Pause zu machen“, sagt sie. Vermutlich sind solche Momente aber eher selten. Zum einen arbeitet Tarja Nani viel an ihren Gags. Und zum anderen lässt sie sich spätestens dann vom Nichtstun ablenken, wenn sie mal wieder aus vollem Herzen über sich selbst lachen kann.