Die Gletscher schmelzen weiter rapide, die UN sehen die weltweite Wasserversorgung gefährdet. Auch in Deutschland könnten Flüsse bald deutlich weniger Wasser führen.

Die Vereinten Nationen haben vor den verheerenden Auswirkungen der Gletscherschmelze auf die weltweite Wasserversorgung gewarnt. Der Klimawandellasse Gletscher sowie Schneedecken schmelzen, Permafrost auftauen und Wasserabflüsse immer unregelmäßiger werden, heißt es im Weltwasserbericht der Bildungsorganisation Unesco. Laut der Wetterorganisation der Vereinten Nationen (WMO) gingen Gletscher in den vergangenen drei Jahren so stark zurück wie nie zuvor seit Beginn der Klimabeobachtung. Gletscher speichern demnach etwa 70 Prozent der globalen Frischwasservorräte. Ihr Erhalt sei daher nicht nur aus ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gründen nötig, sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo: „Es ist eine Frage des Überlebens.“
Teils Rekordverlust an Gletschereis
Seit 1975 sind den Daten der Unesco zufolge rund 9.000 Gigatonnen Eis der Gletscher weggeschmolzen. „Dies entspricht in etwa einem Eisblock von der Größe Deutschlands mit einer Dicke von 25 Metern“, sagte Michael Zemp, Direktor des in der Schweiz ansässigen World Glacier Monitoring Service.
Gletscher in Skandinavien und Nordasien zeigten laut der UN-Wetterbehörde im vergangenen Jahr einen Rekordverlust an Eismasse. Gegenden wie die kanadische Arktik und die Region um Grönland seien weniger betroffen gewesen. Dennoch: Sollte das Eis weiter in diesem Tempo schmelzen, würden viele Gletscher in Kanada, den USA, Skandinavien oder Neuseeland das 21. Jahrhundert nicht überdauern.
Ein Viertel der Weltbevölkerung leidet unter extremer Wasserknappheit
Die Kombination aus steigenden Temperaturen, veränderten Niederschlagsmustern und schrumpfenden Eismassen bedrohe langfristig die Wasserversorgung von Millionen Menschen weltweit, hieß es in dem Unesco-Bericht weiter. Die Erderwärmung löse außerdem Überschwemmungen und Erdrutsche aus.
Ein Viertel der Weltbevölkerung habe mit extremer Wasserknappheit zu kämpfen, schrieben die Expertinnen. Rund die Hälfte aller Menschen leide zumindest zeitweise unter schwerem Wassermangel. Dennoch steige der Verbrauch Jahr für Jahr an. Größter Verbraucher sei die Landwirtschaft.
Auswirkungen auch in Deutschland
Auch in Deutschland würden Flüsse durch das absehbare Verschwinden der Alpengletscher in Zukunft deutlich weniger Wasser führen, hieß es. Gebirge seien die „Wassertürme der Welt“. In den Bergregionen der Erde entspringen demnach unzählige Flüsse, die Milliarden Menschen mit Süßwasser versorgen. Sie spielten auch für die Nahrungs- und Energiesicherheit eine entscheidende Rolle.
„Gebirge bedecken knapp ein Viertel der Landoberfläche unseres Planeten, werden politisch aber zu wenig beachtet“, sagte Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission in Bonn. „Während viele Gewässer im Flachland heute schon nachhaltig bewirtschaftet werden, gilt das für Gebirge kaum.“ Die Fachleute empfehlen in dem Bericht, die Systeme zur Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Bergregionen besonders robust anzulegen, eine nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer und einen Ausbau der Beobachtungsinfrastruktur in Hochgebirgsregionen.
