Liebhaber ausschweifender Speisekarten haben es inzwischen schwerer, wenn man von einigen in Plastik geschweißten Überbleibseln in einfachen asiatisch oder griechisch angehauchten Etablissements einmal absieht. Es hat sich zum Glück herumgesprochen, dass eine Küche mit frischen Zutaten schwerlich gewährleistet werden kann, wenn man das gesamte denkbare Küchenspektrum abbilden möchte. Aber in Hausnummer 6 im Kieler Jägersberg, einer kleinen Wohnstraße in der Nähe des quirligen Dreiecksplatzes, wird der Minimalismus fast schon auf die Spitze getrieben. Und dies mit Bravour, Geschmack und gutem Handwerk.
Klasse statt Masse
Seit April 2017 ist das „Mamajun“ von Betreiber Viktor Gottschalk am Markt und hat sich in der kurzen Zeit seinen festen Platz in der Kieler Top-Gastronomie erkämpft. Direkt gegenüber seinem etwa ein Jahr zuvor gestarteten „Café Hilda“ konnte der Ex-BWL-Student die entsprechenden Räumlichkeiten pachten. Nach kräftiger Renovierung mit sehr viel Eigenleistung erfüllte Viktor sich seinen Traum vom eigenem Restaurant. In seiner Lebensgefährtin Anneke und den beiden höchst versierten Köchen Lorenz Bernsdorff und Felix Hipp fand er kongeniale Mitstreiter für das ehrgeizige Projekt.
Unter hohen Decken und mit bodentiefen Fenstern versehen, mit handgemachten Holztischen, schlichten Holzstühlen, einer ebenfalls maßgeschneiderten Sitzbank mit mausgrauen Filzpolstern fühlt sich der Gast schnell wohl hier. Und geradezu tiefenentspannend wirkt hier auch der Blick auf die Speisekarte. Jedenfalls dann, wenn man sich einlassen mag auf dieses Konzept. Denn das Angebot passt auf eine Seite, ist außerdem fast so radikal regional wie bei den Jungs vom „Nobelhart & Schmutzig“ in Berlin. Alles war vom Start weg so ausgelegt, dass die Köche in ihrem offenen Terrain auch bei vollem Haus immer die Chance haben, das Ergebnis wirklich präzise auf die Teller zu kriegen. Die Abendkarte umfasst sechs Salate beziehungsweise Suppen, je zwei Fleisch- und Fischgerichte sowie eine vegane Alternative. Drei Desserts runden das Bild ab. Hört sich nicht viel an, aber wem „Klasse statt Masse“ auch hierbei wichtiger ist, bekommt wahrlich genug geboten.
Und zum Glück nutzen die Köche ihre Chance, können ihre wertige gastronomische Vorbildung dabei nicht verleugnen. Im ähnlichen Alter wie der Boss, können sie einige Top-Adressen in ihrer Vita vorweisen, „Landhaus Scherrer“ oder „Fischereihafen-Restaurant“ sind dabei und auch regional bekannte Namen wie „Der Alte Auf“ oder „Bauch von Kiel“. Zusammen gearbeitet haben beide zuletzt in der „Ole Liese“ in Panker, dem inzwischen mit Michelin-Stern gekrönten Hotel von Familie Domnick. Hausgebackene Focaccia und Brot vom Kieler Holzofenbäcker gibt‘s zum Einstand, dazu aufgeschlagene Butter und ein würziger Curryschmand.
Die Salate sind knackfrisch, Portulak arrangiert sich beispielsweise mit Melone und Frischkäse, Scholle mit Pfifferlingen und Aprikose. Das Fleisch kam bei unseren Besuchen immer vom „FeinHeimischen“ Bauer Schramm aus Schwienkuhlen, mal ein mürbes Rumpsteak, mal Wurst und Schulter vom Lamm, neulich ein wunderbar ehrliches Kotelett. Saftiges Schweinefleisch, wie es sein sollte, kein labbrig-trockener Happen aus der Anstalt. Den Fisch bringt oft Gunnar Reese vom Plöner See oder es gibt Lachsforelle direkt aus der Förde. Vegetarier werden an der gebackenen Fava-Bohne ihre Freude haben, fast schon so etwas wie ein Klassiker hier.
Und zum Glück nutzen die Köche ihre Chance, können ihre wertige gastronomische Vorbildung dabei nicht verleugnen. Im ähnlichen Alter wie der Boss, können sie einige Top-Adressen in ihrer Vita vorweisen, „Landhaus Scherrer“ oder „Fischereihafen-Restaurant“ sind dabei und auch regional bekannte Namen wie „Der Alte Auf“ oder „Bauch von Kiel“. Zusammen gearbeitet haben beide zuletzt in der „Ole Liese“ in Panker, dem inzwischen mit Michelin-Stern gekrönten Hotel von Familie Domnick. Hausgebackene Focaccia und Brot vom Kieler Holzofenbäcker gibt‘s zum Einstand, dazu aufgeschlagene Butter und ein würziger Curryschmand. Die Salate sind knackfrisch, Portulak arrangiert sich beispielsweise mit Melone und Frischkäse, Scholle mit Pfifferlingen und Aprikose. Das Fleisch kam bei unseren Besuchen immer vom „FeinHeimischen“ Bauer Schramm aus Schwienkuhlen, mal ein mürbes Rumpsteak, mal Wurst und Schulter vom Lamm, neulich ein wunderbar ehrliches Kotelett. Saftiges Schweinefleisch, wie es sein sollte, kein labbrig-trockener Happen aus der Anstalt. Den Fisch bringt oft Gunnar Reese vom Plöner See oder es gibt Lachsforelle direkt aus der Förde. Vegetarier werden an der gebackenen Fava-Bohne ihre Freude haben, fast schon so etwas wie ein Klassiker hier.
Norddeutsche kennen diese Bohne eher als „Saubohne“, arbeitsintensiv wird sie zweimal gepult, der zarte Kern dann zu einer Art „Falafel“ verarbeitet, die iranische Hälfte des Familienstammbaums von Viktor Gottschalk zeigt sich hier höchst geschmackvoll. Bei dieser Gelegenheit sei nun auch enthüllt, wieso der Name dieses doch eher regional arbeitenden Restaurants den klangvollen, aber vergleichsweise exotischen Namen „Mamajun“ bekommen hat. Die Großmütter haben Viktor Gottschalk geprägt, seinen Geschmack und seine natürliche Gastfreundschaft. So finden beide sich auch in den Namen der Betriebe wieder. Die deutsche Oma „Hilda“ im Café und die iranische Großmutter (Kosename MAMAJUN = Mamalein/Mütterchen!) eben in der Hausnummer 6.
Das Publikum ist angenehm gemischt, man sitzt entspannt beisammen und genießt bei leiser Lounge-Musik. Die Gerichte sind im wahrsten Sinne ihren „Preis wert“, man kann für schmale 6,50 Euro eine Suppe, ab 9 Euro einen Salat bestellen, Hauptgerichte starten bei 17 Euro und landen für das gute Fleisch von Bauer Schramm bei 23 bis 25 Euro, auch dieses in dieser Qualität kaum günstiger zu bekommen.
Mittagstisch
Seit dem Frühjahr hat man nun auch wieder mittags die Chance, die Atmosphäre und Küchenleistung zu genießen. Zu wundersam niedrig kalkulierten Preisen gibt es ein täglich wechselndes kleines Angebot. Bei meinem letzten Besuch hätte ich eine Currywurst wählen können, von Bauer Schramm ist dies ja durchaus eine Überlegung wert, entschieden habe ich mich diesmal aber für ein herrlich klassisches Petersilien-Risotto. Auf den Punkt gekocht, sämig und doch mit dem Biss, auf den es ankommt. Es sind die einfachen Dinge, die man leider so selten so gut bekommt.
Um den freundlichen Service kümmert sich Gottschalks Lebensgefährtin Anneke Viehoff mit ihren Mitarbeitern. Sie ist außerdem verantwortlich für die Entwicklung der kleinen, erkennbar mit österreichischem Einschlag ausgelegten Weinkarte, wenn sie nicht gerade einen der herrlichen Kuchen backt für´s „Café Hilda“.