Johanna Rädecke

Redakteurin

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Kalt ist das neue Heiß 

Finnland – die Heimat des Winterschwimmens
7. Februar 2023
© Elina Mäkinen

Lange Winter und Eiseskälte sind keine Seltenheit in Finnland. Die Finninnen und Finnen wachsen unter diesen Bedingungen auf und haben gelernt diese zu einem Teil ihres Lebensgefühls zu machen. Daher verwundert es auch kaum, dass Finnland einer der Geburtsorte des Eis- bzw. Winterschwimmens ist. Die Inkarnation eben jenes Lebensgefühls sind Menschen wie die Extremsportlerin Elina Mäkinen, Finnlands bekannteste Profi-Winterschwimmerin und internationale Social Media-Sensation, die sich im Rahmen der Dokumentation „heilende Kälte“ des Fernsehsenders ARTE der Herausforderung gestellt hat die „Eismeile“ zu schwimmen – nur bekleidet mit einem gewöhnlichen Badeanzug durch eisige Gewässer.  

Mehr als 720.000 der insgesamt 5,5 Millionen Einwohner Finnlands schwimmen regelmäßig im Winter, so die jüngsten Statistiken der Outdoor Association of Finland.  Einst die Domäne älterer Menschen, spricht Winterschwimmen heute auch die jüngeren Generationen an, die nach einem natürlichen Weg suchen, um das geistige und körperliche Wohlbefinden zu steigern. Als Reaktion auf die enorm gesteigerte Popularität des Winterschwimmens kündigte die Stadt Helsinki kürzlich die Eröffnung von fünf neuen Winterbadeplätzen allein in der finnischen Hauptstadt an. 

Auf den Spuren von Elina Mäkinen 

Eine der bekanntesten Winterschwimmerinnen Finnlands ist die 29-jährige Elina Mäkinen. Sie ist die erste Finnin, die eine Eismeile (1,6 Kilometer) in Wasser unter fünf Grad Celsius schwamm. Zudem ist sie international für ihre beliebten TikTok-Videos bekannt. 

Mäkinen ist Protagonistin eines neuen Dokumentarfilms „Kylmä“ (In die Kälte), der von Lauri Danska inszeniert und vom finnischen Rundfunk YLE und ARTE France produziert wurde. Der Kurzfilm ist eine Reise in die Welt des Winters und zeichnet Mäkinens Weg zum erfolgreichen Bewältigen der Eismeile nach. Bisher wurde der Film in Finnland, Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien ausgestrahlt. Elina Mäkinen, die sich schon als Kind in das kalte Wasser verliebte, geht, wenn möglich, zweimal täglich baden und ermutigt ihre Fans durch ihre TikTok-Videos ihr „Sisu“ zu aktivieren. Sisu ist die einzigartige finnische Philosophie für Mut und Widerstandsfähigkeit. 

„Kaltes Wasser ist der Schlüssel zu allem. Das Eisloch, in dem ich schwimme, ist für mich ein heiliger Ort. Durch diese achtsame Praxis kann ich mein Wohlbefinden erhalten, Stress reduzieren und Energie für Geist und Körper tanken.“, sagt Mäkinen. 

Elina Mäkinens Top 5 Winterschwimmplätze für Anfänger 

Finnland bietet zahlreiche Plätze, um den natürlichen Wohlfühl-Booster  

1. Finnisch-Lappland

„In Lappland in der Nähe von Kiilopää empfehle ich einen klaren Bach direkt neben einer spektakulären, traditionellen Rauchsauna.“ 

2. Karelien/Ostfinnland

„In Joensuu, Ostfinnland, gibt es einen wunderbaren Winterschwimmclub, die Joensuu Eisbären. In den beiden großen Saunen können die Gäste die karelische Lebensweise erleben.“   

3. Muonio, Finnisch-Lappland

„Einer meiner Lieblingsorte in meiner Heimatstadt Muonio ist die Arctic Sauna World am Jerisjärvi-See. Hier bietet sich ein komplettes Winterschwimm- und Saunaerlebnis in einer atemberaubenden Umgebung.“  

4. Helsinki

„In Helsinki ist die Sauna Löyly ein großartiger Ort für Menschen, die Winterschwimmen einfach mal ausprobieren möchten.“

5. Kuusamo

„In der Isokenkäisten klubi Wilderness Lodge am Heikinjärvi-See haben wir den Trainingsteil der Dokumentation „Into the Cold“ gedreht.“ 

Gesundheitliche Vorteile des Winterschwimmens 

© Mikko Huotari

Ein kurzes Eintauchen von 30 Sekunden bis zu einer Minute in Wasser, das in den Wintermonaten durchschnittlich etwa 4 Grad Celsius beträgt, bringt die Glückshormone in Aktion.  
Zu diesen Glückshormonen gehören Endorphine (die natürlichen Schmerzmittel des Körpers), Serotonin (von dem allgemein angenommen wird, dass es das Stimmungsgleichgewicht aufrechterhält), Dopamin (der Neurotransmitter, der hilft, die Belohnungs- und Lustzentren des Gehirns zu kontrollieren und auch Bewegung und emotionale Reaktion zu regulieren) und Oxytocin (auch bekannt als Liebeshormon). Darüber hinaus wird die Durchblutung verbessert und das Immunsystem stimuliert.

© Aku Pöllänen